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Von Ralf Keuper
Die Architektur einer Epoche liefert häufig ein gutes Abbild des Zustands einer Gesellschaft zu jener Zeit. Für den englischen Architekten Christopher Wren strebt die Architektur nach der Ewigkeit. Infolgedessen hatte der Architekt bei seinem Entwurf das Urteil der Nachwelt, so weit ihm das möglich war, zu berücksichtigen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Berufsauffassung deutlich gewandelt. Gebaut wird nicht mehr für die Ewigkeit, sondern für maximal 20 bis 30 Jahre. Für den Soziologen Zygmunt Baumann ist das ein Beleg dafür, dass wir nichts so sehr fürchten, als dass aus einer Episode eine Epoche werden könnte. Die einzige Konstante in flüchtigen Zeiten wie diesen, sei der Wandel. Lieselotte Ungers zitiert einen Architekten, mit dem symptomatischen Satz:
Ich zeichne, kritzle und quatsche und dabei kommen die Entwürfe. (in: Über Architekten. Leben, Werk & Theorie)
Da waren die IT-Architekten in den Banken (und anderswo) – zwangsläufig – ihrer Zeit schon immer voraus. Den Anspruch, für die Ewigkeit und zu entwerfen, wird wohl kein IT-Architekt erheben. Das wäre auch kontraproduktiv. Allerdings verwenden IT- und Enterprise Architekten häufig Begriffe, die aus der modernen Architekturtheorie stammen, wie…