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Heinz Ger­lach begann als unbe­que­mer Kri­ti­ker einer dubio­sen Bran­che und brach­te Trans­pa­renz in ein undurch­sich­ti­ges Geschäfts­feld. Doch aus dem kämp­fe­ri­schen Anle­ger­schüt­zer wur­de eine zwie­lich­ti­ge Figur, die mit frag­wür­di­gen Metho­den und einem Schutz­geld-ähn­li­chen Geschäfts­mo­dell agier­te. Was als wich­ti­ge Rol­le im Ver­brau­cher­schutz begann, ende­te in juris­ti­schen Pro­ble­men, Glaub­wür­dig­keits­ver­lust und dem Vor­wurf, Eigen­in­ter­es­sen über den Schutz der Anle­ger gestellt zu haben. Ein Bei­spiel dafür, wie Macht kor­rum­pie­ren kann.

Als legi­ti­mer Kri­ti­ker erfüll­te Ger­lach durch­aus wich­ti­ge Funk­tio­nen: Er durch­leuch­te­te win­di­ge Geschäfts­mo­del­le in der mil­li­ar­den­schwe­ren Bran­che geschlos­se­ner Fonds, zer­pflück­te Pro­spek­te und schuf Trans­pa­renz in einem “eher licht­scheu­en Milieu”. Sei­ne Publi­ka­tio­nen “Direk­ter Anle­ger­schutz” und “Anle­ger­schutz-Report” hat­ten trotz gerin­ger Abon­nen­ten­zahl gro­ße Wir­kung, da Bank­be­ra­ter haf­ten, wenn sie Anle­ger nicht über Pres­se­war­nun­gen informieren.

Die pro­ble­ma­ti­sche Wand­lung begann jedoch, als sich her­aus­stell­te, dass sich “der Ein­satz für die gute Sache allein über Abo-Gebüh­ren nicht finan­zie­ren” ließ. Ger­lach ent­wi­ckel­te ein frag­wür­di­ges Geschäfts­mo­dell: Für 12.500 bis 25.000 Euro bot er Emis­si­ons­häu­sern “anle­ger­ori­en­tier­te Unter­neh­mens­be­ra­tung” an – fak­tisch eine Art Schutzgeld-System.

Das “Ruhe oder Rufschädigung”-Prinzip

Das Geschäfts­prin­zip funk­tio­nier­te nach dem Mot­to “Ruhe oder Ruf­schä­di­gung”: Wer Ger­lach vor­ab als Bera­ter enga­gier­te, konn­te sich rela­tiv sicher sein, nicht in sein “Faden­kreuz” zu gera­ten. Ende­te die Zusam­men­ar­beit, folg­te oft mas­si­ver Gegen­an­griff. Der Text beschreibt meh­re­re Fäl­le, wo nach Been­di­gung der Geschäfts­be­zie­hung plötz­lich “Trick­se­rei” und “vor­sätz­li­che Täu­schung” vor­ge­wor­fen wurden.

Juris­ti­sche Pro­ble­me und Glaubwürdigkeitsverlust

Ger­lachs Metho­den führ­ten zu meh­re­ren gericht­li­chen Ver­ur­tei­lun­gen. Das Land­ge­richt Frank­furt ver­ur­teil­te ihn wegen unlau­te­ren Ver­hal­tens, das Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf ver­nein­te sogar, dass er über­haupt als Anle­ger­schüt­zer tätig sei. Ein Köl­ner Staats­an­walt rüg­te scharf sei­ne Pra­xis, unbe­grün­de­te Straf­an­zei­gen zu stel­len, um dann die Ermitt­lungs­ak­ten gewinn­brin­gend zu vermarkten.

Fazit: Vom Schutz­en­gel zum Erpresser?

Heinz Ger­lach begann als durch­aus not­wen­di­ger Kri­ti­ker einer pro­ble­ma­ti­schen Bran­che, ent­wi­ckel­te sich aber zu einer Figur, die ihre Posi­ti­on zur eige­nen Berei­che­rung miss­brauch­te. Statt unab­hän­gi­ger Ver­brau­cher­schutz ent­stand ein Sys­tem, bei dem der­je­ni­ge ver­schont blieb, der zahl­te. Sei­ne ursprüng­lich wich­ti­ge Rol­le als Auf­klä­rer wur­de durch Eigen­in­ter­es­sen kor­rum­piert – ein klas­si­scher Fall von “Wer die Mons­ter bekämpft, soll­te dar­auf ach­ten, nicht selbst zum Mons­ter zu werden.”

Quel­len:

Heinz Ger­lach (Publi­zist)

»Ruhe oder Rufschädigung«