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Von Ralf Keuper

F. Wil­helm Chris­ti­ans war in sei­ner Zeit als Vor­stand und Vor­stands­spre­cher der Deut­schen Bank über Jahr­zehn­te einer der ein­fluss­reichs­ten Ban­ker Deutsch­lands. Durch sein zurück­hal­ten­des, höf­lich-distan­zier­tes Auf­tre­ten als Finanz­di­plo­mat genoss er in Wirt­schafts­krei­sen und in der Poli­tik hohes Anse­hen. Schon früh wand­te sich Chris­ti­ans, der eine tra­gen­de Säu­le der Deutsch­land AG war, dem Invest­ment­ban­king zu, das bei den ande­ren Ban­ken in Deutsch­land in einem zwei­fel­haf­ten Ruf stand.

Chris­ti­ans wag­te stets einen Blick über den Tel­ler­rand, über das Bank­ge­schäft hin­aus. So setz­te er sich für ver­schie­de­ne kul­tu­rel­le Initia­ti­ven ein, wie bei der Wie­der­errich­tung des Kant-Denk­mals im ehe­ma­li­gen Königs­berg und als Vor­sit­zen­der des Kura­to­ri­ums im Wall­raf-Rich­artz-Muse­um und im Muse­um Ludwig.

Das Buch Bortscht, Ban­ken, Beuys – F. Wil­helm Chris­ti­ans – Der ers­te deut­sche Invest­ment­ban­ker, das nur weni­ge Jah­re vor dem Tod von Chris­ti­ans ver­öf­fent­licht wur­de, wür­digt den Aus­nah­me­ban­ker. Dar­in kommt auch Chris­ti­ans selbst in meh­re­ren Inter­views zu Wort.

För­de­rer der Aktienkultur 

Eines der wich­tigs­ten Anlie­gen Chris­ti­ans’ war die Stär­kung der Akti­en­kul­tur in Deutsch­land. Er woll­te die “Klein­an­le­ger in die Aktie brin­gen”. Einen nicht gerin­gen Anteil an der Zurück­hal­tung der deut­schen Klein­an­le­ger war auch der Tat­sa­che geschul­det, dass die Deutsch­land AG, bei der die Deut­sche Bank die Strip­pen zog, für Außen­ste­hen­de nur schwer zu durch­schau­en war. Eine Begren­zung der Bank-Betei­lun­gen an Indus­trie­un­ter­neh­men lehn­te Chris­ti­ans noch 1979 kate­go­risch ab.

Spä­ter muss­te er dann mit anse­hen, wie sich die Deutsch­land AG vor sei­nen Augen auf­lös­te. Beson­ders betrüb­lich war für ihn, dass aus­ge­rech­net die Man­nes­mann AG, der er sich beson­ders ver­bun­den fühl­te, zu den ers­ten pro­mi­nen­ten “Opfern” zähl­te. Eben­falls mit Schmerz erfüll­te ihn der Bedeu­tungs­ver­lust der ver­schie­de­nen Regio­nal­bör­sen, wie der von Düs­sel­dorf, deren Vize­prä­si­dent Chris­ti­ans für eini­ge Jah­re war.

Bei aller Zunei­gung zur Aktie, grenz­te sich Chris­ti­ans deut­lich von dem Sh…