Von Ralf Keuper

Für Finanz­in­ter­me­diä­re wie Ban­ken besteht im Zeit­al­ter der Netz­werk- bzw. Platt­form­öko­no­mie auf den ers­ten Blick kaum noch Bedarf. Ver­stärkt wird die­ser Ein­druck mit Blick auf die Block­chain-Tech­no­lo­gie, die nach Ansicht von Don Taps­cott Ver­mitt­ler über­flüs­sig macht[1]Cut­ting Out the Ban­ker Midd­le­man. Damit hät­te sich die  Rol­len des Ver­mitt­lers und Zwi­schen­händ­lers, die einen gro­ßen Anteil an der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung der letz­ten Jahr­hun­der­te hat­ten, his­to­risch überholt.

Ist es tat­säch­lich so weit?

Zwei­fel sind ange­bracht. Zunächst jedoch eine nähe­re, his­to­ri­sche Betrach­tung der Vermittler/​Middlemen und ihrer Funk­ti­on für Wirt­schaft und Gesellschaft.

Zwar ist es rich­tig, dass für bestimm­te ver­mit­teln­de Tätig­kei­ten im Ban­king (Ver­mitt­lung von Kre­dit­su­chen­den mit Geld­an­le­gern) klas­si­sche Ban­ken – prin­zi­pi­ell – nicht mehr zwin­gend erfor­der­lich sind. Tech­no­lo­gisch wäre das kei­ne all­zu gro­ße Her­aus­for­de­rung; orga­ni­sa­to­risch dage­gen schon mehr, ganz zu schwei­gen von der Regu­lie­rung. Den­noch: Unmög­lich und uto­pisch ist es nicht (mehr).

Die Geschich­te der Inter­me­diä­re zeigt indes, dass sich ihre Funk­ti­on zwar deut­lich gewan­delt hat, aber nicht über­flüs­sig gewor­den ist – im Gegen­teil. Unter Beru­fung auf die Arbei­ten des Wirt­schafts­his­to­ri­kers Alfred Chand­ler[2]Vgl. dazu: The Visi­ble Hand: The Mana­ge­ri­al Revo­lu­ti­on in Ame­ri­can Busi­ness beschrei­ben die Autoren von THE CHANGING ROLE OF MIDDLEM…