Von Ralf Keuper
Der Aufstieg des Silicon Valley zur führenden Technologieregion der Welt ist eng mit der Geschichte der sog. Fairchild Eight verbunden.
Bei einem Treffen in einem Café in San Francisco im Jahr 1957 beschlossen acht junge Männer, die Fairchild Acht oder die Verräterischen Acht, die zu dem Zeitpunkt bei Shockley Semiconductor Laboratory beschäftigt waren, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Kopf der Gruppe war Robert Noyce. Ihre Absicht bekundeten die acht durch ihre Unterschrift auf einer Dollarnote – später als Unabhängigkeitserklärung des Silicon Valley bekannt geworden.
Zu jener Zeit waren integrierte Schaltkreise noch nicht erfunden. William Shockley legte mit der Erfindung des Transistors und der Gründung des Shockley Labors den Grundstein für das Silicon Valley. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Stanford University, die als Inkubator (Forschung und Finanzierung) fungierte.
Wegen des autokratischen Führungsstils von Shockley beschlossen zunächst sieben der acht (damals noch ohne Noyce), sich nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen. Sie wandten sich an den Wall Street Banker Arthur Rock von Hayden Stone, ob er eine Firma wüsste, die sie einstellen würde. Rock machte den Vorschlag, eine eigene Firma zu gründen und bot an, für die Finanzierung zu sorgen.
Nachdem zahlreiche Investoren abgesagt hatten, sorgte ein Treffen mit Sherman Fairchild, dem Eigentümer von Fairchild Camera, für den Durchbruch. Fairchild war damals größter Einzelaktionär von IBM. Er stellte sofort 1,5 Millionen Dollar bereit, mit der Option, die Firma später kaufen zu können. Im Grunde die Geburtsstunde des Risikokapitals. Einige der “Fairchild Eight”, darunter Robert Noyce und Gordon Moore, verließen in den 1960er Jahren Fairchild, um ein neues Unternehmen zu gründen: Intel.
Wie die Mitglieder der sog. PayPal-Mafia, die als Unternehmer und Investoren die Welt eroberten, so hatten die Gründer der sog. Fairchild Family die technologische Entwicklung im Silicon Valley vorangetrieben. In vielen Startups des Silicon Valley hing an den Wänden ein Schaubild des Fairchild Family Trees:“Dieses Bild symbolisierte die komplexe Mischung aus sozialer Solidarität und individualistischem Wettbewerb, die sich im Valley herausgebildet hatte. Der Baum zeichnete die gemeinsame Herkunft der Halbleiterindustrie der Region nach und erinnerte die Ingenieure an die persönlichen Verbindungen, die es ermöglichten, Menschen, Technologie und Kapital schnell zu neuen Unternehmen zusammenzuführen”[1]Regional Advantage. Culture and Competition in Silicon Valley and Route 128.
Startups wurden zu der Zeit von Ingenieuren gegründet, die über langjährige Berufserfahrung verfügten. Nicht selten hatten sie für mehrere Unternehmen gearbeitet. Das typische…
References
↑1 | Regional Advantage. Culture and Competition in Silicon Valley and Route 128 |
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