Von Ralf Keuper
Um die gesellschaftlichen Auswirkungen der Blockchain-Technologie zu veranschaulichen, werden häufig verschiedene Staatstheoretiker und Vertreter des Liberalismus bis hin zu Anarchisten bemüht, wie Thomas Hobbes, Ayn Rand, Peter Kropotkin, Michail Bakunin oder Max Weber. Selbst Lenin bleibt von der Vereinnahmung nicht verschont. Im Grunde ist so ziemlich jede Denkrichtung irgendwie geeignet, die Vorzüge ebenso wie Nachteile der Blockchain verdeutlichen zu können. Dieser besondere Eklektizismus, d.h. die Verschmelzung verschiedener, sich nicht selten widersprechender Stile und Systeme, ist für die Anziehungskraft der Blockchain, von der viele, insbesondere Berater, Journalisten, Autoren, einige Top-Manager und Blogger, erfasst werden, m.E. im hohen Maß verantwortlich. Es ist für jeden etwas dabei.
Am besten zur Blockchain passt m.E. jedoch Max Weber. Das gilt besonders für sein Bürokratiemodell. Die Bürokratie, d.h. eine nach festen Regeln arbeitende Verwaltung, ist für Weber Voraussetzung für die Sicherung von Herrschaft; und das zunächst einmal unabhängig davon, ob es sich um Sozialismus oder Kapitalismus handelt:
Die rein bureaukratische, also: die bureaukratisch-monokratische aktenmäßige Verwaltung ist nach allen Erfahrungen die an Präzision, Stetigkeit, Disziplin, Straffheit und Verläßlichkeit, also: Berechenbarkeit für den Herrn wie für die Interessenten, Intensität und Extensität der Leistung, formal universeller Anwendbarkeit auf alle Aufgaben, rein technisch zum Höchstmaß der Leistung vervollkommenbare, in all diesen Bedeutungen: formal rationalste, Form der Herrschaftsausübung (in: Wirtschaft und Gesellschaft)
Um den Wandel zu beschreiben, den der Kapitalismus bzw. die zunehmende Rationalisierung …