Unter dem Eindruck zahlreicher Bankenpleiten zu Beginn der 1970er Jahre, vor allem der Herstatt-Bank, verfasste ein Brancheninsider unter dem Pseudonym Delbanco das Buch Banken verdienen – auch Vertrauen?. Neben Herstatt hatten sich weitere Privatbanken mit riskanten Engagements verhoben. Andere, wie das Bankhaus Werhahn KG, agierten als verlängerter Arm des familieneigenen Industriekonglomerates, wie im Fall der Heinrich Bergbau AG[1]Mit Verlust.
Der Heinrich Bergbau AG wurde eine Fehlinvestition in Höhe von 14 Mio. DM in eine Anlage auf der Zeche “Alter Hellweg”, die auf Drängen von Familienpatriarch und Bankchef Wilhelm Werhahn durchgeführt wurde, zum Verhängnis. Wilhelm Werhahn trat daraufhin von seinem Posten als AR-Vorsitzender der Heinrich Bergbau AG zurück und übergab den Sitz an seinen Neffen, Peter Werhahn. Die anderen Kleinaktionäre hatten sich bereits von ihren Aktien getrennt, was deren Kurs weiter fallen ließ. Ein Käufer ließ sich dennoch nicht finden. Wertlos war das Investment aber keinesfalls: “Die Heinrich Bergbau AG war nach der Stilllegung ihrer unrentabel gewordenen Anlage natürlich keineswegs am Ende, sondern an einem neuen Anfang. Zwar musste wirklich erst einmal die 14-Millionen-Investition verdaut werden, und die Absatzkrise im Steinkohlenbergbau machte ihr ebenfalls zu schaffen. Dafür konnte sich die Gesellschaft jetzt aber um so intensiver auf die Förderung von Hausbrand-Anthrazit und auf das Pressen von Steinkohlebriketts stürzen, was ihr alle Absatzsorgen schnell abnahm. … Doch damit nicht genug, wollen wir uns auch noch kurz mit den so unsinnig investierten 14 Millionen Mark beschäftigen. Die gingen zwar der Heinrich Bergbau AG verloren, aber der für seine Sparsamkeit geradezu berüchtigte Wilhlem Werhahn brauchte sich deswegen keine Vorwürfe zu machen. Das schöne Geld kassierten nämlich die Strabag, die den Schacht-Bau ausführte, einige Strabag-Töchter, die die Materialien lieferten, und schließlich die Hersteller der Maschinen und sonstigen Einrichtungen, sämtlich Werke der zur Maschinenfabrik Bruckau gehörenden Gruppe”[2]Die genannten Unternehmen gehörten zu dem Zeitpunkt zur Werhahn-Gruppe.
Mit Stand 1974 verzeichnete die Deutsche Bundesbank seit 1950 über fünfzig Insolvenzen von Banken. Allein zehn in den Jahren 1971–1974, so Delbanco. Eine davon war die der Bansa-Bank in München. Dort hatten Sparer über 78 Millionen DM angelegt. Angelockt wurden sie mit acht bis zwölf Prozent Zinsen für Vierjahresfestgelder. Die Bank lieh das Geld zu einem Zins von 30 bis 40 Prozent an Schuldner mit geringer Bonität aus. Reserven wurden nicht gebildet. Die Bankenaufsicht wurde durch falsche Bilanzen und Monatsausweise getäuscht. Als diese den Betrug bemerkte, zog sie die Banklizenz der Bansa ein und ordnete die Liquidation wegen Überschuldung an[3]Letzte Adressen.
Ein weiterer spektakulärer Fall war die Pleite der Hamburger Privatbank Mertz & Co und damit verbundener Banken[4]Mister drei Prozent. “N…
References
↑1 | Mit Verlust |
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↑2 | Die genannten Unternehmen gehörten zu dem Zeitpunkt zur Werhahn-Gruppe |
↑3 | Letzte Adressen |
↑4 | Mister drei Prozent |