Wie u.a. die SZ berichtet, hat die BaFin einen Sonderbeauftragten zur Volksbank Düsseldorf-Neuss entsandt[1]Betrugsfall: Finanzaufsicht greift bei Volksbank Düsseldorf durch. Dass die BaFin zu diesem drastischen Mittel greift, ist ein Indiz dafür, dass die Probleme im Risikomanagement und in der Organisation der Bank größer sind, als bislang angenommen[2]Chef der Volksbank Düsseldorf-Neuss tritt wegen Betrugsskandal zurück. Nach dem Vorstandschef musste auch dessen Vorstandskollegin Jessica Jüntgen ihr Mandat niederlegen. Der Schritt soll auf Druck der BaFin erfolgt sein.
Die Frage steht im Raum, ob die Kontrollen des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken noch ausreichen, um dem Treiben allzu risikofreudiger Volksbanken Einhalt zu gebieten[3]Vgl. dazu: Volksbanken auf Abwegen?. Bereits im Jahr 2019 stellte die BaFin in ihrem Jahresbericht 2019 mit Blick auf die Genossenschaftsbanken fest:
… Die Institute versuchen andererseits, durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder wie beispielsweise der Vermietung von Wohnungen, Studentenwohnheimen und dem Betrieb von Windanlagen Erträge zu erwirtschaften, was allerdings neue Risiken mit sich bringt. Diese Veränderungen begleitet die BaFin eng. …
Nicht nur die Fälle von Volksbanken, die in letzter Zeit in Schieflage geraten sind, werfen ein schiefes Licht auf die Gruppe der Genossenschaftsbanken – auch der Fall BayWa ist nicht dazu angetan, das Vertrauen zu stärken. Für die Reputation ist das Gift.
Die Volksbanken befanden sich in der 1980er Jahren schon einmal in einer ähnlichen Situation. So wusste der SPIEGEL am 21.10.1984 davon zu berichten, dass die Volks- und Raiffeisenbanken, die bis dahin als besonders solide Geldhäuser galten, ins Gerede kamen[4]Tiefes Nachdenken. Berichte über Institute, die sich zu große Risiken aufgeladen und dazu noch mit Unregelmäßigkeiten zu kämpfen hatten, häuften sich damals in auffälliger Weise.
Betroffen waren alle Regionen – von Schleswig-Holstein bis Bayern, von Oldenburg bis ins tiefe Oberbayern – kein Landstrich war ausgenommen. Dennoch beharrte die damalige Führung des Bundesverbands deutscher Volks- und Raiffeisenbanken darauf, dass es sich um Einzelfälle handelte.
Eine Konsequenz daraus war die Gründung der, wenn man so will, ersten Bad Bank Deutschlands, der BAG in Hamm im Jahr 1987.[5]Die Krise der Volks-und Raiffeisenbanken in den 1980er Jahren und die Geburt der ersten Bad Bank Deutschlands.
Die BAG entstand 1987 aus der in Schieflage geratenen Hammer Bank SpaDaKa eG. Ursprüngliche Aufgabe der BAG war es, als Bad Bank die Abwicklung der Hammer Bank zu vollziehen. Spätestens zum Ende der 1990er Jahre etablierte sich die BAG durch das bei ihr gebündelte Know-how im Bereich der Problemkredite zum Volldienstleister und Kompetenzträger in der Problemkreditbearbeitung und wurde daher als dauerhaftes Spezialkreditinstitut innerhalb der genossenschaftlichen FinanzGruppe erhalten. War die Tätigkeit der BAG zunächst auf Sanierungsbanken beschränkt, bietet sie ihre Dienstleistungen seit 2005 allen deutschen Genossenschaftsbanken an und wird darüber hinaus in Einzelfällen auch für Sparkassen oder Kreditinstitute im deutschsprachigen Ausland tätig (Quelle: Wikipedia)
Gut möglich, dass die BAG demnächst wieder alle Hände voll zu tun hat.
References