Die Genossenschaftsbanken in Deutschland stehen derzeit aufgrund einiger Problemfälle im Fokus der Finanzaufsicht. Insgesamt belaufen sich die Verluste auf etwa 500 Millionen Euro, was für die Verbundgruppe der Volks- und Raiffeisenbanken zwar schmerzlich, aber noch nicht existenziell bedrohlich ist. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beschäftigt sich intensiv mit diesen Fällen, insbesondere bei der Volksbank Düsseldorf/Neuss, der Volksbank Dortmund/Nordwest und der Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden. BaFin-Chef Mark Branson hat die Führung und das Risikomanagement einiger dieser Banken kritisiert und fordert eine sorgfältige Auswahl des Führungspersonals[1]Nach Reihe von Skandalen: Bafin-Chef Mark Branson macht Volksbanken klare Ansage.
Die Aussagen Bransons signalisieren eine verstärkte Aufmerksamkeit der BaFin für die Governance-Strukturen und das Risikomanagement in Genossenschaftsbanken. Es ist zu erwarten, dass die Aufsichtsbehörde in Zukunft diese Bereiche noch genauer unter die Lupe nehmen wird, um ähnliche Vorfälle zu verhindern und die Stabilität des Sektors zu gewährleisten.
Experten wie Prof. Hans-Peter Burghof von der Uni Hohenheim sehen jedoch kein spezifisches Problem bei den Genossenschaftsbanken. Bankgeschäfte seien generell mit Risiken verbunden, und Fehler würden nicht nur in den Volksbanken gemacht. Der Branchenverband BVR betont zudem, dass seit Bestehen der Sicherungseinrichtung noch nie ein Kunde einer angeschlossenen Bank Einlagen verloren habe[2]Haben die Volksbanken ein Grundsatzproblem?.
Die aktuellen Probleme sind vor allem auf Immobiliengeschäfte zurückzuführen: Wertminderungen bei solchen Investments können besonders für kleinere Institute schnell zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Auch die Konzentration von Macht in einer Person und die Übernahme unangemessener Risiken durch einige Institute sind Faktoren, die zu den Schwierigkeiten beigetragen haben.
Trotz dieser Herausforderungen betonen Experten, dass die systemischen Risiken bei den Volksbanken insgesamt sehr gering sind. Prof. Burghof argumentiert, dass sich die Finanzaufsicht vor allem auf diese systemischen Risiken konzentrieren sollte. Insgesamt zeigt sich, dass obwohl einige Volksbanken derzeit Schwierigkeiten haben, dies kein flächendeckendes Problem der Genossenschaftsbanken darstellt. Die bestehenden Sicherungssysteme und die Aufsicht durch die BaFin tragen dazu bei, die Stabilität des Sektors zu gewährleisten.
Exkurs: Wie könnte die Bafin die Auswahl des Führungspersonals bei Banken beeinflussen?
Die BaFin hat mehrere Möglichkeiten, die Auswahl des Führungspersonals bei Banken zu beeinflussen[3]Maßnahmen:
- Qualifikationsprüfung: Die BaFin kann die fachliche Eignung und persönliche Zuverlässigkeit von Geschäftsleitern und Aufsichtsratsmitgliedern überprüfen.
- Abberufung: Bei mangelnder Qualifikation oder Zuverlässigkeit kann die BaFin die Abberufung von Geschäftsleitern oder Aufsichtsratsmitgliedern verlangen.
- Einsetzung von Sonderbeauftragten: Die BaFin kann ungeeignete Führungskräfte durch Sonderbeauftragte ersetzen.
- Vorgaben zum Risikomanagement: Durch die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) setzt die BaFin Standards, die indirekt Anforderungen an die Kompetenz des Führungspersonals stellen.
- Sonderprüfungen: Die BaFin kann Vor-Ort-Prüfungen durchführen, um die Qualität der Führung und Organisation zu überprüfen.
- Sanktionen: Bei Verstößen kann die BaFin Bußgelder verhängen oder im Extremfall die Bankenlizenz entziehen, was einen indirekten Druck auf die Personalauswahl ausübt.
References