Von Ralf Keuper
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen die ersten Nachrichtenagenturen ihre Arbeit auf. Die bekannteste ist Reuters. Gegründet wurde Reuters von Paul Julius Reuter, ab 1871 Freiherr von Reuter, der am 21. Juli 1816 in Kassel geboren wurde. Sein größter Konkurrent in Deutschland war Bernhard Wolff, der wenige Tage vor Reuter das Telegraphische Correspondenz-Bureau (B. Wolff)“, das später in „Wolffs Telegraphisches Bureau“ (W.T.B.) umbenannt wurde, gründete.
Die französische Nachrichtenagentur Havas, Reuters und Wolff schlossen 1870 einen Kartellvertrag. Fortan konzentrierte sich Reuters auf das britische Empire, Havas auf Südeuropa und Südamerika, währenddessen Wolff sich dem nord- und osteuropäischen Raum zuwandte.
Damit hatte Wolffs Telegraphisches Bureau (W.T.B) für die preußische Regierung und den Reichskanzler Bismarck eine Schlüsselfunktion. Bismarck erkannte darin, wie überhaupt in der Presse, in erster Linie ein Instrument zur Beeinflussung der öffentlichen bzw. veröffentlichten Meinung: “Während des Deutsch-Französischen Kriegs nutzte Bismarck die Presse zur Propagierung der Annexion Elsaß-Lothringens; er gab sich auch die größte Mühe, mit allen Mitteln, selbst finanzieller Nachhilfe, in der Presse der Neutralen Reklame für Preußen zu machen. .. Der Krieg ließ Bismarck die Macht der Presse noch höher einschätzen; als im Reich die Zeitungen durch ihre Inseratenteile finanziell unabhängiger wurden, gewann die Manipulation des Massenmediums an Bedeutung, wurde aber auch schwieriger”[1]Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder. Legendär war der sog. Reptilienfonds, mit dem Bismarck einigen Journalisten und Pressorganen, darunter auch das W.T.B., finanzielle Zuwendungen zukommen ließ, um sie auf …
References
↑1 | Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder |
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