Von Ralf Keuper
Nachdem in den letzten Monaten immer noch zu lesen war, dass das Banking eigentlich nur “digital transformiert” werden müsse, um im alten Stil fortfahren zu können, setzt nun die Erkenntnis ein, dass es mit der “Guten alten Zeit” vorbei ist, wie in Die Banken stehen vor dem grossen Umbruch. Das traditionelle Bankgeschäft, so kann der Leser dort erfahren, ist passé.
Tatsächlich?
Leider gleitet der Beitrag nach der zutreffenden Diagnose ins Seichte ab. Banken, so erfahren wir, braucht es weiterhin:
Wachsame Banken können die Entwicklung für sich nutzen. Nicht jedes Startup wird sich durchsetzen: Einige Fintechs werden Erfolg haben, andere wieder in der Versenkung verschwinden. Bestehende Banken, denen selbst die Innovationskultur fehlt, dürften manche der neuen Mitspieler auch einfach aufkaufen – um ihr bisheriges Geschäft in die neue Digitalära überzuführen.
Übrigens steht auch nicht jedes Fintech in Konkurrenz zur Industrie. Selbst die Bezahlsoftware Apple Pay ist bislang nicht mehr als eine Schnittstelle zwischen Nutzer und Bank beziehungsweise Kreditkartenfirma.
Die Fintech-Startups sind auch nicht das Problem – auch nicht Apple Pay für sich allein genommen, sondern das Aufkommen der digitalen Ökosysteme, denen übrigens auch die Medien zum Opfer fallen. Insofern verständlich, dass sich die Medien hier schwer tun, das Szenario zu Ende zu denken. Der Glaube, die eigene Innovationskultur durch den Kauf einer 40-Mann-Bude verändern zu können, ist vielleicht bewundernswert, mit der Realität hat er jedoch nur wenig gemein.
Die Hoffnungen richten sich nun auf die Blockchain, die es richten soll. Leider nur passt die Peer-to-peer – Philosophie nicht so recht zu dem Modell, das Blythe Masters, der Erfinderin der Kreditderivate (Weapons of Mass Destruction, wie sie Warren Buffett nennt) und anderen vorschwebt.
Neuer Wein in alten Schläuchen funktioniert nicht mehr.
Die Branche steht tatsächlich vor einem großen Umbruch. Die Zahl der Beschäftigten wird sich künftig nicht einmal mehr annähernd auf dem Stand von heute halten lassen. Insofern hatte Ulrich Cartellieri Recht, als er im Jahr 1990 prophezeite, dass die Banken die Stahlindustrie der Zukunft seien.