Von Ralf Keuper

Vor cir­ca andert­halb Jah­ren hat­te ich in dem Bei­trag Was ist ein “Bank­stil”? (Grund­le­gung eines neu­en Begriffs) #1 in Anleh­nung an das Kon­zept des Wirt­schafts­stils den Stil­wan­del im Ban­king skizziert.

Als bank­spe­zi­fi­sche Stil­ele­men­te wur­den identifiziert:

  1. Dis­in­ter­me­dia­ti­on im Ban­king (Bank­less Banking)
  2. Geschäfts­mo­del­lin­no­va­ti­on im Banking
  3. Neue Orga­ni­sa­ti­ons­for­men im Banking
  4. Risi­ko­trans­for­ma­ti­on
  5. Prot­ago­nis­ten

Wie steht es heu­te damit, was hat sich ver­än­dert, was ist kon­stant geblieben?

Zu 1) Die Dis­in­ter­me­dia­ti­on im Ban­king, d.h. die Über­nah­me einst­mals von Ban­ken wahr­ge­nom­me­ner Funk­tio­nen durch neue Anbie­ter hat wei­ter zuge­nom­men; zum einen durch die Fin­Tech-Start­ups, zum ande­ren durch die gro­ßen Inter­net­kon­zer­ne, digi­ta­len Öko­sys­te­me, wie Apple, Ali­baba, Goog­le, face­book u.a. . Wich­tigs­tes Ereig­nis der letz­ten 18 Mona­te war die Lan­cie­rung von Apple Pay. Seit­dem ist das Mono­pol der Ban­ken im Zah­lungs­ver­kehr unwie­der­bring­lich dahin. Ali­baba bzw. Ant Finan­cials und Ten­cent, die zuvor schon im Inter­net Finan­cing eine maß­ge­ben­de Rol­le spiel­ten, sind mit eige­nen Online-Ban­ken am Markt ver­tre­ten. Neben dem Unbund­ling ist inzwi­schen auch von dem Re-Bund­ling die Rede, d.h. die Zusam­men­füh­rung der ein­zel­nen (FinTech)-Teile auf einer höhe­ren Aggre­ga­ti­ons­ebe­ne, qua­si ein API-Bank.

Zu 2) Die Geschäfts­mo­del­lin­no­va­ti­on im Ban­king, wofür zu jenem Zeit­punkt für mich die Fin­Tech-Start­ups exem­pla­risch waren, hat zwar wei­te­re Fort­schrit­te gemacht, jedoch ohne mit einem wirk­li­chen “dis­rup­ti­ven” Modell auf­war­ten zu kön­nen. Über den Sta­tus eines Nischen­an­bie­ters ist kaum ein Fin­Tech-Start­up hin­weg gekom­men. Eine der weni­gen Aus­nah­men bis­her ist Stri­pe. Im Bereich des P2P Len­ding zeich­net sich ab, dass die gro­ßen insti­tu­tio­nel­len Anle­ger das Geschäfts­mo­dell unterwandern.

Zu 3) Neue Orga­ni­sa­ti­ons­for­men im Ban­king haben in Form der viel zitier­ten Digi­ta­len Öko­sys­te­me zuge­nom­men. Die­se sind dabei, die Kun­den auf ihre Platt­for­men zu len­ken und sie so lan­ge wie mög­lich an sie zu bin­den. Das Ange­bot reicht dabei von Musik, Film, Spie­len, Hard­ware (Smart­phones, Tablet PCs, Weara­bles), E‑Commerce bis hin zur Zah­lungs­ab­wick­lung und Finan­zie­rung. Mobi­le Bezahl­ver­fah­ren haben für die Digi­ta­len Öko­sys­te­me eine Schlüs­sel­stel­lung, da sie der neue Medi­en­ka­nal sind, über den nicht nur Trans­ak­ti­ons­da­ten aus­ge­tauscht wer­den. Wer die­sen Kanal domi­niert, beherrscht künf­tig auch wei­te Tei­le des Ban­king. Ban­ken sind in die­sem Spiel nur noch Sta­tis­ten, wenn­gleich die Wahr­neh­mung der Bran­che und der Bera­ter­zunft, aus ver­ständ­li­chen Grün­den, eine ande­re sein mag.

Zu 4) Zu der klas­si­schen Risi­ko­trans­for­ma­ti­on der Ban­ken in Gestalt der Fris­ten­trans­for­ma­ti­on sind in den letz­ten Jah­ren Tech­no­lo­gie­ri­si­ken und Cyber­ri­si­ken hin­zu­ge­kom­men. Hier­bei han­delt es sich um Fel­der, auf denen die Ban­ken noch immer eine hohe Exper­ti­se und ein hohes Ver­trau­en der Kun­den besit­zen. Jedoch ste­hen auch hier schon ande­re Unter­neh­men aus dem Bereich der Sicher­heits­tech­no­lo­gien in den Start­lö­chern. Es zeich­net sich immer mehr ab, dass Fra­gen der Daten­sou­ve­rä­ni­tät und des Schut­zes der digi­ta­len Iden­ti­tä­ten an Bedeu­tung für das Ban­king wie über­haupt für den E‑Commerce gewin­nen. Vor die­sem Hin­ter­grund ist die Anwen­dung der Block­chain-Tech­no­lo­gie erfolgs- und wettbewerbskritisch.

Zu 5) Die Rei­he der Prot­ago­nis­ten ist in etwa kon­stant geblie­ben, wobei die ers­ten Abnut­zungs­er­schei­nun­gen sicht­bar wer­den; ein Trend, der sich m.E. in den nächs­ten Mona­ten noch wei­ter fort­set­zen wird. Viel­leicht erschei­nen dem­nächst ande­re Per­so­nen, dann aber womög­lich nicht aus dem Ban­king bzw. der FinTech-Startup-Szene.

Neue (all­ge­mei­ne) Stil­ele­men­te  bzw. stil­prä­gen­de Faktoren:

Block­chain-Tech­no­lo­gie

Nach­dem sich der Hype um die digi­ta­len Wäh­run­gen wie Bit­co­in gelegt hat, rückt die Block­chain-Tech­no­lo­gie in den Mit­tel­punkt des Inter­es­ses, sowohl der Start­up-Sze­ne wie auch der Ban­ken. Wäh­rend die Ban­ken sich durch den Ein­satz der Block­chain-Tech­no­lo­gie in ers­ter Linie Kos­ten­sen­kun­gen erhof­fen, sind die Ver­tre­ter der Start­up-Sze­ne dar­auf aus, das Ban­king grund­le­gend zu ver­än­dern. Haupt­an­griffs­punkt sind die Inter­me­diä­re, die durch die dezen­tra­le Struk­tur der Block­chain – im Prin­zip – über­flüs­sig wer­den. So oder so: Die Anwen­dung der Block­chain-Tech­no­lo­gie im Ban­king wird das Gesicht der Bran­che deut­lich wandeln.

Inter­net of Things, Indus­trie 4.0, Con­nec­ted Cars und Tech­ni­sche Objekte

Das Ban­king wird in Zukunft mehr noch als bis­her in das Inter­net inte­griert. Auf die­ser Ebe­ne begeg­net es ande­ren, mäch­ti­ge­ren Strö­mun­gen wie Inter­net of Things, Indus­trie 4.0, Con­nec­ted Cars wie über­haupt tech­ni­schen Objek­ten. Kurz­um: Die Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­la­gert sich auf die Ebe­ne tech­ni­scher Objek­te, die dann natür­lich mit­tels Sen­so­rik mit Men­schen kom­mu­ni­zie­ren und interagieren.

Medi­en­wan­del

Der größ­te Anpas­sungs­druck auf das Ban­king geht nicht von der häu­fig zitier­ten “Digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on”, son­dern von dem Medi­en­wan­del, d.h. der ver­än­der­ten Medi­en­nut­zung der Men­schen aus. Um mit dem Medi­en­phi­lo­so­phen Fried­rich Kitt­ler zu spre­chen: Ban­king wird Teil im tota­len Medi­en­ver­bund auf Digi­tal­ba­sis. Die Dis­tri­bu­ti­ons­ka­nä­le ver­än­dern sich damit. Filia­len ver­lie­ren wei­ter an Bedeu­tung. Die ver­ti­ka­le Inte­gra­ti­on neu­er Tech­no­lo­gien und Medi­en funk­tio­niert nicht mehr.

Zwi­schen­fa­zit:

Allen Ent­wick­lun­gen der letz­ten Zeit zum Trotz, hat sich noch kein neu­er Stil im Ban­king her­aus­bil­den kön­nen. Wir haben es m.E. noch immer mit Über­gangs­sti­len zu tun. Ein ori­gi­na­ler Stil zeich­net sich noch nicht ab, wenn­gleich die Kon­tu­ren lang­sam hervortreten.

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