Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben sich über Jahrzehnte als zentrale Finanzierungspartner für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) etabliert. Ihre Stärke liegt in der tiefen Verwurzelung in der Region und dem daraus resultierenden Verständnis für lokale Wirtschaftsstrukturen, Branchenbesonderheiten und Unternehmenskultur. Diese Nähe ermöglicht es ihnen, individuelle Finanzierungslösungen zu entwickeln und langfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen.
Im traditionellen Firmenkundengeschäft fungieren Regionalbanken als mehr als nur Kreditgeber. Sie sind Berater, Vermittler und oft auch Türöffner für geschäftliche Kontakte. Ihre Kundenberater kennen nicht nur die Zahlen ihrer Kunden, sondern auch deren Geschäftsmodelle, Herausforderungen und Wachstumspläne. Diese persönliche Beziehung schafft Vertrauen und ermöglicht flexible Lösungen, die über standardisierte Finanzprodukte hinausgehen.
Herausforderungen im modernen Firmenkundengeschäft
Komplexere Geschäftsmodelle und Risikostrukturen
Die Geschäftswelt hat sich fundamental gewandelt. Unternehmen sind heute oft in komplexe, überregionale oder internationale Wertschöpfungsketten eingebunden. Ihre Geschäftsmodelle werden digitaler, vernetzter und dynamischer. Traditionelle Analysemethoden wie die reine Bilanzbetrachtung oder der Vergleich mit lokalen Peer-Groups stoßen bei der Bewertung solcher Unternehmen an ihre Grenzen.
Verschärfter Wettbewerb und veränderte Kundenerwartungen
Regionalbanken stehen heute einem intensivierten Wettbewerb gegenüber. Neben anderen Banken konkurrieren sie mit Fintech-Unternehmen, Plattformanbietern und direkten Kapitalmarktfinanzierungen. Gleichzeitig erwarten Firmenkunden schnellere Entscheidungen, digitale Prozesse und innovative Finanzierungslösungen, ohne dabei auf die persönliche Beratung verzichten zu wollen.
Regionalisierung des Finanzsystems als gesellschaftliche Aufgabe
Prof. Becker von der Hochschule Darmstadt betont in einem Gespräch mit Bankstil, dass die Regionalisierung des Finanzsystems nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe ist. Sie sichert Freiheit, Vielfalt und demokratische Teilhabe im Finanzwesen. Regionalisierung bedeutet, dass die Finanzentscheidungen nah an den Bedürfnissen von Menschen, Unternehmen und Kommunen getroffen werden. Dabei ist es wichtig, dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken ihr Selbstbewusstsein stärken und sich gegenüber globalen Finanzakteuren klar positionieren, um ihre besondere Rolle als regionale Partner des Mittelstands zu verteidigen. Auch die Einführung regionaler Fonds, in die nur Bürger und Investoren aus der jeweiligen Region einzahlen und investieren können, sieht Becker als wichtigen Schritt zur Stärkung regionaler Finanzstrukturen.
Strategische Handlungsfelder für Regionalbanken
Risikomanagement: Von der Einzelbetrachtung zur Netzwerkanalyse
Das Risikomanagement im Firmenkundengeschäft muss sich von der traditionellen Einzelfallbetrachtung hin zu einer ganzheitlichen Netzwerkanalyse entwickeln. Statt nur das individuelle Unternehmen zu bewerten, gilt es, dessen Position im Wertschöpfungsnetzwerk zu verstehen und die damit verbundenen Chancen und Risiken zu identifizieren.
Traditionelle Ansätze wie Jahresabschlussanalyse, Cashflow-Prognosen und Branchenvergleiche bleiben wichtig, müssen aber durch erweiterte Analysemethoden ergänzt werden. Dazu gehören die Bewertung von Lieferantenbeziehungen, die Analyse von Marktpositionen in der Wertschöpfungskette und die Einschätzung von Technologie- und Transformationsrisiken.
Generative KI als Unterstützung: Moderne KI-Systeme können dabei helfen, große Datenmengen aus verschiedenen Quellen zu analysieren und…