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David Nad­lers und Micha­el Tush­mans weg­wei­sen­des Werk “Com­pe­ting by Design: The Power of Orga­niza­tio­nal Archi­tec­tu­re” ver­deut­licht ein­drucks­voll, dass Orga­niza­tio­nal Design weit mehr ist als eine rein ope­ra­ti­ve Auf­ga­be. Es han­delt sich viel­mehr um einen stra­te­gi­schen Erfolgs­fak­tor, der über die Wett­be­werbs­fä­hig­keit von Unter­neh­men in dyna­mi­schen Märk­ten entscheidet.

Die neue Rea­li­tät: Orga­niza­tio­nal Capa­bi­li­ties als Wettbewerbsvorteil

In einer Zeit, in der Tech­no­lo­gien und Pro­duk­te schnell kopiert wer­den kön­nen, liegt der nach­hal­ti­ge Wett­be­werbs­vor­teil nicht mehr in ein­zel­nen Inno­va­tio­nen, son­dern in der orga­ni­sa­tio­na­len Fähig­keit, Res­sour­cen effek­tiv zu struk­tu­rie­ren und zu mobi­li­sie­ren. Nad­ler und Tush­man zei­gen auf, dass Unter­neh­men, die ihre orga­ni­sa­to­ri­schen Kom­pe­ten­zen als stra­te­gi­sche Waf­fe ein­set­zen, lang­fris­tig erfolg­rei­cher sind als jene, die sich aus­schließ­lich auf tech­no­lo­gi­sche Über­le­gen­heit verlassen.

Die­se Erkennt­nis ist beson­ders in insta­bi­len Umfel­dern von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Wäh­rend sich Märk­te, Kun­den­an­for­de­run­gen und Tech­no­lo­gien in rasan­tem Tem­po wan­deln, müs­sen Orga­ni­sa­tio­nen ihre Struk­tu­ren so gestal­ten, dass sie nicht nur auf Ver­än­de­run­gen reagie­ren, son­dern die­se aktiv anti­zi­pie­ren und nut­zen können.

Fle­xi­bi­li­tät als Grund­pfei­ler moder­ner Organisationsarchitekturen

Die Beto­nung fle­xi­bler Struk­tu­ren in Nad­lers und Tush­mans Ansatz spie­gelt die zuneh­men­de Bedeu­tung agi­ler Arbeits­wei­sen wider. Moder­ne Unter­neh­men ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, kon­ti­nu­ier­li­che Anpas­sun­gen zu ermög­li­chen, ohne dabei ihre Mit­ar­bei­ter zu über­for­dern oder ihre Kern­struk­tu­ren zu desta­bi­li­sie­ren. Dies erfor­dert ein fun­da­men­ta­les Umden­ken in der Art, wie Orga­ni­sa­tio­nen kon­zi­piert und geführt werden.

Fle­xi­bi­li­tät bedeu­tet in die­sem Kon­text nicht Struk­tur­lo­sig­keit, son­dern die bewuss­te Gestal­tung von Orga­ni­sa­ti­ons­for­men, die Ver­än­de­run­gen als natür­li­chen Bestand­teil des Geschäfts­be­triebs ver­ste­hen. Fla­che Hier­ar­chien, inter­dis­zi­pli­nä­re Teams und dezen­tra­le Ent­schei­dungs­struk­tu­ren sind dabei nicht nur Trends, son­dern not­wen­di­ge Ant­wor­ten auf die Anfor­de­run­gen des moder­nen Wirtschaftsumfeldes.

Design Thin­king und Orga­niza­tio­nal Design: Syn­er­ge­ti­sche Verbindungen

Die Prin­zi­pi­en des Design Thin­king haben den Ansät­zen von Nad­ler und Tush­man neue Rele­vanz ver­lie­hen. Bei­de Kon­zep­te tei­len den Fokus auf ite­ra­ti­ve Pro­blem­lö­sungs­pro­zes­se und die Zusam­men­ar­beit über tra­di­tio­nel­le Abtei­lungs­gren­zen hin­weg. Der Mensch steht im Mit­tel­punkt bei­der Ansät­ze – sei es als Nut­zer im Design Thin­king oder als Mit­ar­bei­ter im Orga­niza­tio­nal Design.

Die­se Ver­bin­dung zeigt sich beson­ders deut­lich in der Beto­nung der Par­ti­zi­pa­ti­on. Sowohl Design Thin­king als auch effek­ti­ves Orga­niza­tio­nal Design pro­fi­tie­ren von der Ein­bin­dung aller Betei­lig­ten in den Gestal­tungs­pro­zess. Die bes­ten orga­ni­sa­to­ri­schen Lösun­gen ent­ste­hen nicht im Elfen­bein­turm der Füh­rungs­eta­ge, son­dern durch die akti­ve Mit­wir­kung aller Organisationsebenen.

Tech­no­lo­gie als Kata­ly­sa­tor für orga­ni­sa­to­ri­schen Wandel

Nad­ler und Tush­man erkann­ten bereits früh die trans­for­ma­ti­ve Kraft neu­er Tech­no­lo­gien auf Orga­ni­sa­ti­ons­de­signs. Heu­te erle­ben wir die­se Trans­for­ma­ti­on durch Künst­li­che Intel­li­genz, Auto­ma­ti­sie­rung und digi­ta­le Kol­la­bo­ra­ti­ons­platt­for­men in bei­spiel­lo­ser Inten­si­tät. Die­se Tech­no­lo­gien ermög­li­chen nicht nur neue Arbeits­wei­sen, son­dern erfor­dern auch grund­le­gend neue orga­ni­sa­to­ri­sche Strukturen.

Die Her­aus­for­de­rung besteht dar­in, Tech­no­lo­gie nicht als Selbst­zweck zu betrach­ten, son­dern als Werk­zeug zur Unter­stüt­zung stra­te­gi­scher Orga­ni­sa­ti­ons­zie­le. Erfolg­rei­che Unter­neh­men ver­ste­hen es, tech­no­lo­gi­sche Mög­lich­kei­ten mit den Prin­zi­pi­en effek­ti­ven Orga­niza­tio­nal Designs zu verbinden.

Prak­ti­sche Umset­zung: Von der Theo­rie zur Praxis

Für Füh­rungs­kräf­te und Orga­ni­sa­ti­ons­de­si­gner erge­ben sich aus die­sen Erkennt­nis­sen kla­re Hand­lungs­emp­feh­lun­gen. Zunächst gilt es, Orga­niza­tio­nal Design als kon­ti­nu­ier­li­chen Pro­zess zu ver­ste­hen, der eng mit der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung des Unter­neh­mens ver­knüpft ist. Dies bedeu­tet, dass Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren regel­mä­ßig über­prüft und ange­passt wer­den müs­sen, um mit den sich wan­deln­den Anfor­de­run­gen Schritt zu halten.

Gleich­zei­tig ist es wich­tig, bei allen Ver­än­de­run­gen die Balan­ce zwi­schen stra­te­gi­scher Ziel­set­zung und ope­ra­ti­ver Fle­xi­bi­li­tät zu wah­ren. Lang­fris­ti­ge Zie­le dür­fen nicht zu star­ren Struk­tu­ren füh­ren, die schnel­le Anpas­sun­gen ver­hin­dern. Viel­mehr müs­sen Orga­ni­sa­tio­nen ler­nen, in Sze­na­ri­en zu den­ken und ihre Struk­tu­ren so zu gestal­ten, dass sie ver­schie­de­ne Zukunfts­ent­wick­lun­gen unter­stüt­zen können.

Zwi­schen­fa­zit: Design als Dau­er­haf­tig­keit im Wandel

Die Erkennt­nis­se von Nad­ler und Tush­man sind heu­te aktu­el­ler denn je. In einer Welt, die von kon­stan­ten Ver­än­de­run­gen geprägt ist, wird die Fähig­keit zur kon­ti­nu­ier­li­chen orga­ni­sa­to­ri­schen Anpas­sung zum ent­schei­den­den Erfolgs­fak­tor. Orga­niza­tio­nal Design ist dabei kein ein­ma­li­ges Pro­jekt, son­dern eine dau­er­haf­te Manage­ment­auf­ga­be, die stra­te­gi­sches Den­ken, ope­ra­ti­ve Exzel­lenz und mensch­li­che Sen­si­bi­li­tät mit­ein­an­der verbindet.

Unter­neh­men, die die­se Prin­zi­pi­en ver­ste­hen und umset­zen, schaf­fen sich nicht nur Wett­be­werbs­vor­tei­le, son­dern ent­wi­ckeln eine orga­ni­sa­to­ri­sche Resi­li­enz, die sie befä­higt, auch in unsi­che­ren Zei­ten erfolg­reich zu bestehen. Das ist die wah­re Macht der Orga­niza­tio­nal Archi­tec­tu­re – sie macht Unter­neh­men nicht nur effi­zi­en­ter, son­dern auch zukunftsfähiger.

Anwen­dung in der Praxis

Gro­ße Unternehmen

Ama­zon – Dezen­tra­li­sier­te und auto­no­me Teams

  • Ansatz: Ama­zon nutzt das Kon­zept der Two-Piz­za-Teams – klei­ne, auto­no­me Teams, die groß genug sind, um sich von zwei Piz­zen ernäh­ren zu las­sen. Die­se Teams sind für einen spe­zi­fi­schen Geschäfts­be­reich ver­ant­wort­lich (z. B. AWS oder den Kindle).
  • Vor­tei­le:
    • Extrem hohe Innovationsgeschwindigkeit.
    • Mini­mie­rung von Büro­kra­tie in Entscheidungsprozessen.
    • Fle­xi­bi­li­tät in einem schnell­le­bi­gen Markt.
  • Orga­niza­tio­nal Design: 
    • Dezen­tra­li­sie­rung von Entscheidungsrechten.
    • Kla­re Ver­ant­wort­lich­kei­ten inner­halb der Teams.
    • Nut­zung daten­ge­stütz­ter Feed­back-Sys­te­me zur Bewer­tung von Teamleistungen.

Buurtz­org – Selbst­or­ga­ni­sier­te Pflege-Teams