Von Ralf Keuper

Die Ver­ar­bei­tung von Infor­ma­tio­nen in Echt­zeit soll der digi­ta­len Öko­no­mie wei­te­ren Schub ver­lei­hen. Durch die enge, fast simul­ta­ne Ver­zah­nung der Pro­zes­se zwi­schen Lie­fe­ran­ten und Her­stel­lern gehört die Pro­duk­ti­on auf Vor­rat end­gül­tig der Ver­gan­gen­heit an. Auch im Ban­king ist die­ser Trend an meh­re­ren Stel­len spür­bar. Die Kun­den sind nicht mehr bereit, für Gut­schrif­ten und Über­wei­sun­gen meh­re­re Ver­ar­bei­tungs­ta­ge hin­zu­neh­men. Konn­te eine Bank frü­her noch mit dem auf­wen­di­gen Clea­ring zwi­schen den ver­schie­de­nen Ban­ken­grup­pen argu­men­tie­ren, ist die­ser Hin­weis in Zei­ten gro­ßer Band­brei­ten bes­ten­falls ein Trep­pen­witz. Einen Ser­vice, wie er bei Ama­zon und Apple zum Stan­dard gehört, wol­len die Kun­den auch im Ban­king nicht mehr missen. 
Die Ver­ar­bei­tung in Echt­zeit wird damit zum ent­schei­den­den Wett­be­werbs­vor­teil. Zu die­sem Ergeb­nis kommt jeden­falls die Stu­die Real Time Eco­no­my – Ver­spre­chen und Poten­zi­al von Echt­zeit-Pro­zes­sen für eine bes­se­re Zukunft, die von der Exper­ton Group im Auf­trag von Bri­tish Tele­com­mu­ni­ca­ti­ons (BT) durch­ge­führt wurde. 
Als “Enabler” der Real Time Eco­no­my wer­den dar­in die The­men Col­la­bo­ra­ti­on, Mobi­le Appli­ca­ti­ons und Uni­fied Com­mu­ni­ca­ti­ons iden­ti­fi­ziert. Als Fol­ge davon sind Ver­net­zung und Beschleu­ni­gung die Vor­aus­set­zun­gen für dau­er­haf­te Wett­be­werbs­vor­tei­le in einer glo­ba­len Öko­no­mie. Unter­neh­men wie Ban­ken ant­wor­ten dar­auf mit der Ent­wick­lung digi­ta­ler Geschäfts­mo­del­le. Ban­ken, Ver­si­che­rer und Phar­ma­un­ter­neh­men schät­zen die Aus­wir­kun­gen der Digi­ta­li­sie­rung auf die Pro­zess­ge­stal­tung und Unter­neh­mens­stra­te­gie beson­ders hoch ein. 
Als Trei­ber des digi­ta­len Wan­dels erken­nen Unter­neh­men, Ban­ken und Ver­si­che­run­gen zuneh­mend dis­rup­ti­ve Inno­va­tio­nen durch (High-Tech) – Startups. 
Der Echt­zeit-Gedan­ke stösst in der Ban­ken- und Fach­welt jedoch nicht nur auf Zustim­mung. Ange­sichts der Pro­ble­me, wie sie bei­spiels­wei­se im Algo-Tra­ding immer wie­der vor­kom­men, war­nen eini­ge Bran­chen­ver­tre­ter davor, die Beschleu­ni­gung nicht zu über­trei­ben, da die Fol­gen für die ein­zel­ne Bank und gan­ze Volks­wirt­schaf­ten gra­vie­rend sein kön­nen. Bei der Gele­gen­heit wird auch vom Tech­no­lo­gy-Levera­ge gespro­chen. Die Echt­zeit­ver­ar­bei­tung führt, kon­se­quent zu Ende gedacht, zu einer Syn­chro­ni­sieurng der Akti­vi­tä­ten. Ein ein­zel­ner Feh­ler kann daher zu unge­ahn­ten Ket­ten­re­ak­tio­nen, zu einem Sys­tem­ri­si­ko füh­ren. Nicht zu Unrecht schreibt Jona­than Camhi: Real Time Pay­ments, Real Time Risks
Die Echt­zeit­ver­ar­bei­tung stellt die Ban­ken vor vie­le Her­aus­for­de­run­gen: So im Bereich Fraud/​Compliance und im klas­si­schen Risikomanagement. 
Wo ver­stärkt auf Beschleu­ni­gung gesetzt wird, braucht es auch Zonen der Ent­schleu­ni­gung. Die Zeit­for­schung unter­schei­det z.B. zwi­schen der Eigen­zeit von Abläu­fen und Pro­zes­sen und Sys­tem­zei­ten. Fried­rich Cra­mer bezeich­net in sei­nem Buch Der Zeit­baum Struk­tur als gebrems­te Zeit. Hier fehlt es uns m.E. noch an den pas­sen­den Begriffen. 
Wenn die Ban­ken die Vor­tei­le der Ech­zeit­ver­ar­bei­tung nut­zen wol­len, kom­men sie um eine Klas­si­fi­zie­rung des­sen nicht her­um, was beschleu­nigt wer­den kann, und was nicht – zumin­dest nicht in dem Umfang, den die Tech­nik zur Ver­fü­gung stellt. 

Wei­te­re Informationen:

Real-Time Ban­king – Chan­cen und Fall­stri­cke #1

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