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Von Ralf Keuper
Wenn der Eindruck nicht täuscht, dann häufen sich momentan die Lobeshymnen auf N26 in auffälliger Weise, wie in Online-Bank N26 auf Wachstumskurs und mit schwarzen Zahlen, Wie N26 mit nicht mal 20 Millionen eine Bank mit 300.000 Kunden aufbaute und Online-Bank N26 will traditionellen Banken Kunden abjagen.
Ein Grund mehr für einen Schuss gesunde Skepsis.
Werfen wir daher einen Blick in die aktuellste Bilanz der N26 GmbH, der, wenn man so will, Muttergesellschaft der N26 Bank GmbH im öffentlich zugänglichen Unternehmensregister.
In der am 13.02.18 veröffentlichten Bilanz für das Geschäftsjahr 2016 erfahren wir, dass der Jahresfehlbetrag sich im Jahr 2016 auf 14,74 Mio. Euro belief, nach 4,7 Mio. Euro im Vorjahr. Zusammen sind das ca. 20 Mio. Euro Verlust für die Jahre 2015 und 2016.
Das Eigenkapital ist im Berichtszeitraum von ca. 6 auf 28,25 Mio. Euro gestiegen. Die Kapitalrücklage legte von 11,5 auf 46,5 Mio Euro zu. Obwohl die N26 GmbH einen großen Verlust machte, stiegen das Eigenkapital und die Kapitalrücklage signifikant, was wohl zum größten Teil auf die letzte Finanzierungsrunde im Jahr 2016 zurückzuführen ist, die mit 40 Mio. Dollar zu Buche schlug, wie aus Crunchbase hervorgeht. Insgesamt hat N26 in den letzten Jahren laut Crunchbase 52,8 Mio. Dollar an Finanzierungsmitteln einsammeln können.
Weitere Informationen, die sich dem Jahresabschluss entnehmen lassen:
Unter Bewertungsmethoden:
Unter 2. Haftungsverhältnisse und sonstige finanzielle Verpflichtungen erfahren wir:
N26 schrieb im Jahr 2016, wie zuvor schon im Jahr 2015, beachtliche operative Verluste. Diese wurden durch (externe) Finanzierungen mehr als aufgefangen. Die Eigenkapitalquote ist weit überdurchschnittlich, mit Blick auf die hohen Verluste und die Finanzierungsquellen jedoch von deutlich eingeschränkter Aussagekraft. Interessant wäre ein Blick auf den (Free) Cash Flow, der Aussage darüber geben könnte, ob und inwieweit die laufenden Einnahmen aus dem Tagesgeschäft die Ausgaben decken. Die größten Kostenfaktoren dürften die Personalkosten sowie die sog. Customer Acquisition Costs sein. Die internationale Expansion wird ebenfalls zu hohen Kosten führen. Die Ausgaben für das Marketing sollen erhöht werden.
Nach Aussage eines der Gründer verdiene N26 mittlerweile mit jedem Kunden Geld, man schreibe schwarze Zahlen. Was das für den Jahresabschluss 2017 der N26 GmbH konkret bedeutet, bleibt abzuwarten.
Dass es N26 gelungen sei, wie die Überschrift eines der erwähnten Beiträge suggeriert, mit gerade mal 20 Mio. Euro eine Bank aufzubauen, hält einer genauen Überprüfung anhand der Bilanz und der Mittelherkunft nicht stand. Um 20 Mio. Euro verbrennen zu können, waren bislang weitaus mehr als 20 Mio Euro nötig – nämlich 53 Mio. Dollar. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem N26 am Markt dauerhaft erfolgreich ist, wird wohl noch weiterer Finanzierungsbedarf bestehen. Diese Vermutung liegt mit Blick auf den bisherigen Verlauf jedenfalls nahe.
Davon unbenommen: Respekt hat N26 schon jetzt verdient.