Von Ralf Keuper
In der Print-Ausgabe der SZ von gestern (Freitag) widmete sich Feuilleton-Chef Thomas Steinfeld der ältesten noch bestehenden Bank der Welt, Monte dei Paschi im toskanischen Siena.
Monte dei Paschi ist eng mit der Stadt Siena und der Region verbunden, ja verwachsen. Ohne die finanzielle Unterstützung der Bank käme das kulturelle Leben in Siena über kurz oder lang zum Erliegen. Allein zwischen 2001 und 2011 stellte die Bank für kulturelle und soziale Zwecke eine Milliarde Euro zur Verfügung. Die Spendengelder der Bank flossen in den vergangenen Jahrhunderten auch in die Renovierung alter und den Bau neuer Gebäude.
Wie bei Regionalbanken nicht ungewöhnlich, verliefen die Grenzen zwischen Kommunalpolitik und dem Bankmanagement fließend, d.h. ausgediente Kommunalpolitiker fanden und finden hier häufig einen sicheren Hafen.
Das Unglück begann, wie bei vielen anderen Banken auch, mit dem Ausbruch der Finanzkrise. Obwohl fest in Siena und der Toskana verwurzelt, drehte Monte dei Paschi mit am großen Rad. So investierte das Institut, das seit Mitte der 1990er Jahre als Aktiengesellschaft firmierte, kräftig in Derivate und italienische Staatsanleihen. Die Verluste der Bank in den Jahren 2011 und 2012 sollen sich auf insgesamt acht Milliarden Euro belaufen haben. Noch im Jahr 2007 erwarb Monte dei Paschi den Finanzierer Antonveneta aus Padua für den stolzen Kaufpreis von neun Milliarden Euro, den schon damals viele Beobachter für deutlich überzogen hielten. Bis heute verstummt die Kritik an dem Milliarden-Deal nicht.
Mit einer Kapitalspritze von 4, 1 Milliarden Euro und Garantien in Höhe von 13 Milliarden Euro stützte der italienische Staat im vergangenen Jahr Monte dei Paschi. Die EU-Kommission knüpfte die Gewährung der staatlichen Hilfen an eine Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro. Kommt diese nicht zustande, wandelt der italienische Staat sein Darlehen in eine Beteiligung um und wird damit Eigentümer der Bank. Das aber will die Stiftung Monte dei Paschi, als der aktuell größt Anteilseigner, verhindern, kann aber derzeit nicht das nötige Geld von etwa einer Milliarde Euro aufbringen, um ihren Anteil von ca. einem Drittel im Zuge der Kapitalerhöhung zu halten. Die Stiftung erwirkte daher einen Aufschub der Kapitalerhöhung auf Mai diesen Jahres. Kann sie den Betrag nicht aufbringen, muss sie ihre Anteile verkaufen – entweder an den Staat oder an Investoren. Die jahrhundertelangen Beziehungen zwischen Bank und Region würden damit enden.
Eine verzwickte Lage.
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