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Sie gal­ten einst als unver­zicht­ba­re Stüt­zen des deut­schen Finanz­sys­tems – heu­te kämp­fen die Lan­des­ban­ken ums Über­le­ben. Stel­len­ab­bau, sin­ken­de Mar­gen und eine unkla­re Zukunfts­per­spek­ti­ve prä­gen das Bild einer Ban­ken­grup­pe, die ihre Rol­le zwi­schen regio­na­ler Ver­an­ke­rung und glo­ba­lem Wett­be­werb ver­lo­ren zu haben scheint. Wäh­rend eini­ge Insti­tu­te noch auf Wachs­tums­kurs set­zen, ste­hen ande­re vor exis­ten­zi­el­len Fra­gen. Eine Ana­ly­se der tief­grei­fen­den Kri­se und der Suche nach einem neu­en Geschäftsmodell.

Die deut­schen Lan­des­ban­ken durch­le­ben ihre schwers­te Kri­se seit ihrer Grün­dung. Was einst als tra­gen­de Säu­le des föde­ra­len Ban­ken­sys­tems kon­zi­piert war, steht heu­te unter fun­da­men­ta­lem Anpas­sungs­druck. Die tra­di­tio­nel­le Rol­le als Zen­tral­in­sti­tu­te der Spar­kas­sen und Haus­ban­ken der Bun­des­län­der gerät durch regu­la­to­ri­sche Ände­run­gen, ver­schärf­ten Wett­be­werb und die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung zuneh­mend in Frage.

Das Erbe einer beson­de­ren Stellung

His­to­risch betrach­tet nah­men die Lan­des­ban­ken eine ein­zig­ar­ti­ge Zwi­schen­stel­lung im deut­schen Ban­ken­sys­tem ein. Als Bin­de­glied zwi­schen regio­na­len Spar­kas­sen und natio­na­len Groß­ban­ken soll­ten sie Wirt­schafts­för­de­rung betrei­ben und kom­ple­xe Finanz­ge­schäf­te für den Spar­kas­sen­ver­bund abwi­ckeln. Doch genau die­se Zwi­schen­po­si­ti­on wur­de ihnen zum Ver­häng­nis. Im Lau­fe der Zeit ent­wi­ckel­ten sich vie­le Insti­tu­te zu Uni­ver­sal­ban­ken, ohne dabei eine kla­re, eigen­stän­di­ge Markt­po­si­ti­on zu etablieren.

Die­se struk­tu­rel­le Schwä­che mani­fes­tier­te sich beson­ders nach dem Weg­fall der staat­li­chen Garan­tien und der Gewähr­trä­ger­haf­tung. Der Ver­such, durch ris­kan­te inter­na­tio­na­le Kapi­tal­markt­ge­schäf­te zu wach­sen, führ­te zu erheb­li­chen Ver­lus­ten und Skan­da­len, die das Ver­trau­en in ihr Geschäfts­mo­dell nach­hal­tig erschüt­ter­ten. Heu­te beläuft sich ihr Markt­an­teil am deut­schen Ban­ken­sek­tor auf nur noch knapp zehn Pro­zent – Ten­denz fallend.

Ein per­fek­ter Sturm der Herausforderungen

Die aktu­el­len Pro­ble­me der Lan­des­ban­ken sind viel­schich­tig und ver­stär­ken sich gegen­sei­tig. Der mas­si­ve Stel­len­ab­bau, der die Bran­che erfasst hat, ist nur das sicht­bars­te Zei­chen eines tief­grei­fen­den Wan­dels. Wirt­schaft­li­che Unsi­cher­heit belas­tet die Ertrags­si­tua­ti­on, wäh­rend ein ver­schärf­ter regu­la­to­ri­scher Rah­men zusätz­li­che Kos­ten ver­ur­sacht. Gleich­zei­tig ero­die­ren die Mar­gen durch den inten­si­ven Wett­be­werb, ins­be­son­de­re durch digi­ta­le und inter­na­tio­na­le Anbie­ter[1]Lan­des­ban­ken beschleu­ni­gen Stel­len­ab­bau – mit Unter­schie­den.

Die gesamt­wirt­schaft­li­che Lage ver­schärft die­se Pro­ble­me zusätz­lich. Pro­gno­sen deu­ten auf eine Sta­gna­ti­on oder sogar einen leich­ten Rück­gang des Brut­to­in­lands­pro­dukts hin. Für das Bank­ge­schäft bedeu­tet dies sin­ken­de Net­to­zins­mar­gen bei gleich­zei­tig stei­gen­den Risi­ko­kos­ten, da Unter­neh­mens­in­sol­ven­zen zuneh­men könn­ten. Beson­ders pre­kär ist die Situa­ti­on in Bun­des­län­dern wie Baden-Würt­tem­berg, Bay­ern und Nie­der­sach­sen, wo die star­ke Abhän­gig­keit von der kri­seln­den Auto­mo­bil­in­dus­trie zu stei­gen­den Kre­dit­ri­si­ken und ero­die­ren­den Ertrags­ba­sen führt.

Digi­ta­li­sie­rung als Überlebensfrage

Die Digi­ta­li­sie­rung ist für Lan­des­ban­ken längst kei­ne Opti­on mehr, son­dern eine Über­le­bens­fra­ge. Sie müs­sen mas­siv in moder­ne IT-Sys­te­me, Auto­ma­ti­sie­rung und digi­ta­le Kun­den­schnitt­stel­len inves­tie­ren, um mit agi­len Wett­be­wer­bern wie Neo­ban­ken mit­hal­ten zu kön­nen. Künst­li­che Intel­li­genz wird dabei eine immer grö­ße­re Rol­le spie­len – sowohl bei der Kun­den­in­ter­ak­ti­on als auch im Risi­ko­ma­nage­ment und bei der Bewer­tung nach­hal­ti­ger Finanzierungen.

Der IT-Umbau ist jedoch ein lang­wie­ri­ger und kost­spie­li­ger Pro­zess, der Jah­re in Anspruch nimmt. Gleich­zei­tig stei­gen die regu­la­to­ri­schen Anfor­de­run­gen kon­ti­nu­ier­lich, ins­be­son­de­re im Bereich Nach­hal­tig­keit. Lan­des­ban­ken müs­sen nicht nur ihre inter­nen Pro­zes­se anpas­sen, son­dern auch aktiv nach­hal­ti­ge Finan­zie­run­gen vor­an­trei­ben, um den Erwar­tun­gen von Inves­to­ren und Gesetz­ge­bern gerecht zu werden.

Unter­schied­li­che Stra­te­gien im Überlebenskampf

Ange­sichts die­ser Her­aus­for­de­run­gen haben die Lan­des­ban­ken unter­schied­li­che Stra­te­gien ent­wi­ckelt. Wäh­rend eini­ge auf schnel­len, har­ten Stel­len­ab­bau zur kurz­fris­ti­gen Effi­zi­enz­stei­ge­rung set­zen, ver­fol­gen ande­re einen sozi­al­ver­träg­li­che­ren, lang­fris­ti­gen Umbau. Unab­hän­gig vom gewähl­ten Ansatz müs­sen alle Insti­tu­te neue Ertrags­quel­len erschlie­ßen – sei es durch den Aus­bau des Pro­vi­si­ons­ge­schäfts oder die Finan­zie­rung nach­hal­ti­ger Projekte.

Die LBBW bei­spiels­wei­se ging 2024 ent­ge­gen dem Bran­chen­trend einen bemer­kens­wer­ten Weg: Sie ver­zeich­ne­te einen leich­ten Per­so­nal­zu­wachs, ins­be­son­de­re in Schlüs­sel­be­rei­chen wie IT, Unter­neh­mens­kun­den­be­treu­ung und Wealth Manage­ment. Die­se stra­te­gi­sche Maß­nah­me zur Vor­be­rei­tung auf den demo­gra­fi­schen Wan­del und zur För­de­rung der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on zeigt Anpas­sungs­fä­hig­keit und Inno­va­ti­ons­be­reit­schaft, birgt aber auch erheb­li­che Risi­ken bei einer wei­te­ren Ver­schlech­te­rung der wirt­schaft­li­chen Lage.

Die Hela­ba wie­der­um zeich­net sich durch ein brei­te­res Geschäfts­mo­dell aus, das die Funk­tio­nen als Lan­des­bank, Spar­kas­sen­zen­tral­bank und För­der­bank umfasst. Ihre regio­na­le Diver­si­fi­ka­ti­on über meh­re­re Bun­des­län­der und eine sta­bi­le Kun­den­struk­tur, die auf lang­fris­ti­ge Bezie­hun­gen statt auf ris­kan­te Kapi­tal­markt­ge­schäf­te setzt, machen sie robus­ter gegen­über regio­na­len Struk­tur­kri­sen wie in Baden-Würt­tem­berg und Nie­der­sach­sen mit ihrer gro­ßen Abhän­gig­keit von der Automobilindustrie.

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