Von Ralf Keuper

Zu Beginn der 1920er Jah­re war Hugo Stin­nes der mit Abstand größ­te und ein­fluss­reichs­te Unter­neh­mer Deutsch­lands, ja Euro­pas. Zu sei­nen Spit­zen­zei­ten beschäf­tig­te der Stin­nes-Kon­zern in sei­nen zahl­rei­chen Unter­neh­men, dar­un­ter auch RWE, bis zu 600.000 Mit­ar­bei­ter. Im Jahr sei­nes Todes – 1924 – war Hugo Stin­nes an 4.554 Betrie­ben mit fast 3.000 Pro­duk­ti­ons­stät­ten beteiligt.

Kein Wun­der daher, dass der Eigen­tü­mer für all­mäch­tig gehal­ten wur­de. In den Jah­ren zwi­schen 1918 und 1923 erhielt Stin­nes den Bei­na­men “König der Inflation”.

Auch in den USA war die Bewun­de­rung für Stin­nes groß. So schaff­te es Stin­nes auf die Titel­sei­te des Time Maga­zi­ne vom 17. März 1923. Die Titel­ge­schich­te begann mit den Worten:

Hugo Stin­nes. Craf­ty, potent, indu­ra­te, Herr Hugo Stin­nes, coal magna­te, mul­ti­mil­lionaire, pre­sent ” All-Hig­hest ” of Ger­ma­ny, plots a coal vic­to­ry in the Ruhr. His aim is the con­trol of the Euro­pean steel indus­tries, and, like all mys­te­rious figu­res who move in the no-man’s‑land of inter­na­tio­nal poli­tics, he stands to win whi­che­ver side comes out on top.

Selbst die Ban­ken waren von sei­nem Expan­si­ons­drang nicht aus­ge­nom­men. Dabei kam es durch­aus zu Fehl­schlä­gen, wie bei der Rhei­ni­schen Bank. Gemein­sam mit August Thys­sen und ande­ren Indus­tri­el­len woll­te Stin­nes die Rhei­ni­sche Bank zur ers­ten Adres­se bei der Finan­zie­rung der Schwer­indus­trie an Rhein und Ruhr machen. Bereits fünf Jah­re nach der Grün­dung befand sich die Bank auf­grund hoher Kre­dit­ver­lus­te am Ran­de des Zusam­men­bruchs, der nur durch die Unter­stüt­zung der Dresd­ner Bank und die Bil­dung einer Inter­es­sen­ges­mein­schaft mit dem Schaafhausen’schen Bank­ver­ein abge­wen­det wer­den konnte.

Trotz­dem war das Inter­es­se von Stin­nes an einem Ein­stieg in den Ban­ken­sek­tor unge­bro­chen. Durch die mas­si­ve Geld­ent­wer­tung zwi­schen 1918 und 1923 war es Stin­nes mög­lich, die Kre­di­te, die er für sei­ne Unter­neh­mens­käu­fe auf­nahm, gegen ein “Trink­geld” zurück­zah­len. Als die hei­mi­schen Ban­ken dazu über­gin­gen, sich deut­sche Mark zu lei­hen und die­se dann in Dol­lar oder Pfund zu wech…