Nur weni­ge Ban­kiers des 20. Jahr­hun­derts haben eine Bedeu­tung erlangt, die weit über die Gren­zen ihres Berufs­stan­des und ihrer Bran­che hin­aus­ging. Zu ihnen zählt zwei­fel­los Alfred Herr­hau­sen, der von 1969 bis 1989 dem Vor­stand der Deut­schen Bank ange­hör­te, zuletzt als des­sen allei­ni­ger Sprecher.

Herr­hau­sen woll­te mehr als „nur“ ein Ban­ker bzw. Ban­kier sein. Er war vor allem auch Staats­bür­ger, der sich um die Belan­ge der Res Publi­ca küm­mer­te. Das Bild, das er und die Deut­sche Bank in der Öffent­lich­keit abga­ben, war ihm wich­tig. Ohne die Akzep­tanz der Gesell­schaft hät­te die Deut­sche Bank, das war sei­ne Über­zeu­gung, auf Dau­er kei­nen Erfolg und auch kei­ne Exis­tenz­be­rech­ti­gung. Die öffent­li­che Dis­kus­si­on, wie die über die Macht der Ban­ken, scheu­te Herr­hau­sen nicht – im Gegen­teil, er such­te sie, nicht immer zur Freu­de sei­ner Vor­stands­kol­le­gen und Standesgenossen.

Unüber­seh­bar war Herr­hau­sens Ehr­geiz, der mit der Ernen­nung zum allei­ni­gen Vor­stands­spre­cher nur vor­über­ge­hend gestillt war. Sein Ziel war es, die Bank zu einer der füh­ren­den der Welt zu machen. Dafür war ein tief­grei­fen­der Wan­del in der Orga­ni­sa­ti­on und in der Kul­tur der Deut­schen Bank erfor­der­lich. Die Mit­ar­bei­ter und Vor­stands­kol­le­gen folg­ten nur wider­wil­lig sei­nen hoch­flie­gen­den Plä­nen. Herr­hau­sen war der Ansicht, dass Logik und Fak­ten bzw. Deduk­ti­on allein für die nöti­ge Ein­sicht sor­gen wür­den. Geduld, so sei­ne Bio­gra­fin Fre­de­ri­ke Satt­ler, war nicht sei­ne Stärke.

Obwohl man sicher sein kann, dass Herr­hau­sen so oder so eine der Spit­zen­po­si­ti­on in der deut­schen Wirt­schaft ein­ge­nom­men hät­te, war es für ihn nicht von Nach­teil, dass der Vater sei­ner ers­ten Frau Vor­stand bei den dama­li­gen Ver­ei­nig­ten Elek­tri­zi­täts­wer­ken West­fa­len (VEW) in Dort­mund war. Durch ihn kam er zur VEW, wo Herr­hau­sen nach eini­gen Jah­ren zum Finanz­vor­stand ernannt wur­de. In die­ser Funk­ti­on wur­de die Deut­sche Bank in Per­son von F. Wil­helm C…