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Das Living Paper Exem­pla­ri­sche Auf­lis­tung von Netz­wer­ken, Alli­an­zen und wei­te­ren Akteu­ren im The­men­feld Fin­tech und Nach­hal­tig­keit des Fair Finan­ce Insti­tu­te (FaFin) bie­tet einen umfas­sen­den Über­blick über Netz­wer­ke und Akteu­re an der Schnitt­stel­le von Fin­tech und Nach­hal­tig­keit, mit Schwer­punkt auf Deutsch­land, aber auch mit Bei­spie­len aus ande­ren euro­päi­schen Län­dern und inter­na­tio­na­len Initia­ti­ven. Die Ana­ly­se zeigt, dass das Poten­zi­al von Fin­tech-Netz­wer­ken für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung in Deutsch­land bis­lang weit­ge­hend unge­nutzt bleibt. Nur weni­ge Orga­ni­sa­tio­nen för­dern sys­te­ma­tisch Syn­er­gien zwi­schen Digi­ta­li­sie­rung und Nach­hal­tig­keit im Finanzwesen.

Grup­pie­rung der Akteure

Die Akteu­re wer­den in drei Grup­pen unterteilt:

  • Orga­ni­sa­tio­nen, die Fin­tech und Nach­hal­tig­keit direkt ver­bin­den (z.B. Con­scious Fin­tech in Deutsch­land, Fin­tech for Good in Großbritannien/​USA, Green Fin­tech Net­work in der Schweiz, Green Digi­tal Finan­ce Alli­ance international).
  • Orga­ni­sa­tio­nen aus dem Bereich Digi­tal Finan­ce, die sich auch zu Fintechs äußern (z.B. Ber­lin Finan­ce Initia­ti­ve, Digi­tal Finan­ce Forum).
  • Akteu­re mit punk­tu­el­len Akti­vi­tä­ten an der Schnitt­stel­le (z.B. Busi­ness Swe­den, Finan­ce Inno­va­ti­on Lab).

Sta­tus quo und inter­na­tio­na­le Vergleiche

Wäh­rend in Deutsch­land ein star­kes, zen­tra­les Netz­werk fehlt, das die Ver­bin­dung von Fin­tech und Nach­hal­tig­keit sys­te­ma­tisch vor­an­treibt, sind die Initia­ti­ven in der Schweiz und in Skan­di­na­vi­en wei­ter ent­wi­ckelt. Die Green Digi­tal Finan­ce Alli­ance wird als wich­ti­ger inter­na­tio­na­ler Akteur her­vor­ge­ho­ben, der sys­te­ma­ti­sche Grund­la­gen schafft und als Refe­renz für ande­re Akteu­re dient.

Her­aus­for­de­run­gen und Handlungsbedarf

Das Living Paper betont die Not­wen­dig­keit ver­stärk­ter Ver­net­zung, Wis­sens­aus­tauschs und kri­tisch-kon­struk­ti­ver Beglei­tung, um Syn­er­gien zwi­schen Fin­tech und Nach­hal­tig­keit zu maxi­mie­ren. Es plä­diert für mehr gemein­sa­mes Enga­ge­ment, um Fin­tech gezielt für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung zu nut­zen. Die auf­ge­führ­ten Akteu­re und Akti­vi­tä­ten wer­den als Aus­gangs­punk­te für künf­ti­ge Koope­ra­tio­nen gese­hen, das Doku­ment soll fort­lau­fend aktua­li­siert werden.

Kri­ti­sche Per­spek­ti­ve: Risi­ken und Regu­la­to­rik laut Working Paper

Das Working Paper “Sus­tainable finan­ce and Fin­tech: can tech­no­lo­gy con­tri­bu­te to achie­ving envi­ron­men­tal goals? A preli­mi­na­ry assess­ment of ‘Green Fin­Tech’” ergänzt die Dis­kus­si­on um eine kri­ti­sche Perspektive:

  • Sys­te­mi­sche Risi­ken: Die Autoren sehen die Gefahr, dass Fintechs durch ihr expo­nen­ti­el­les Wachs­tum und die zuneh­men­de Ver­flech­tung mit dem tra­di­tio­nel­len Finanz­sek­tor zu einem sys­te­mi­schen Risi­ko wer­den könnten.
  • Auf­sichts­recht­li­che Risi­ken: Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wer­den Liqui­di­täts­ri­si­ken und ope­ra­tio­nel­le Risi­ken, die durch inno­va­ti­ve Geschäfts­mo­del­le und Tech­no­lo­gien entstehen.
  • Recht­li­che Her­aus­for­de­run­gen: Trotz des gro­ßen Poten­zi­als wer­fen Fintechs rele­van­te recht­li­che Fra­gen auf, die gelöst wer­den müs­sen, um das vol­le Poten­zi­al im nach­hal­ti­gen Finanz­sek­tor aus­zu­schöp­fen. Dazu zäh­len ins­be­son­de­re die Har­mo­ni­sie­rung der recht­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on und Regu­lie­rung von Crowd­fun­ding und Token-Ange­bo­ten auf EU-Ebe­ne sowie sek­tor­über­grei­fen­de Lösun­gen zu KI, Daten und Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gien (DLT).
  • Stan­dar­di­sie­rung und Vali­die­rung: Fintechs kön­nen den aktu­el­len Man­gel an Stan­dar­di­sie­rung und Vali­die­rung im ESG-Report­ing und ‑Rating nur teil­wei­se und vor­über­ge­hend kompensieren.

Im Living Paper wird eben­falls auf die ver­schie­de­nen Risi­ken auf­merk­sam gemacht. So könn­ten Fintechs eine zuneh­men­de Kom­ple­xi­tät des Mark­tes und die Ent­ste­hung von Mono­po­li­sie­rungs­ten­den­zen begüns­ti­gen, was wie­der­um zu Intrans­pa­renz füh­ren kann. Dar­über hin­aus kön­nen Regu­lie­rungs­lü­cken und eine erhöh­te Risi­ko­be­reit­schaft zur Desta­bi­li­sie­rung des Mark­tes beitragen.

Chan­cen und Bar­rie­ren für „Green Fintech“

Poten­zia­le:

  • Fin­tech kann Trans­ak­ti­ons­kos­ten sen­ken, Kapi­tal effi­zi­en­ter ver­tei­len und grü­ne Finan­zie­run­gen inklu­si­ver machen.
  • Tech­no­lo­gien wie Big Data, KI und Block­chain ermög­li­chen bes­se­re Risi­ko­be­wer­tung und Trans­pa­renz, etwa bei der Über­wa­chung von Umwelt­auf­la­gen oder der Finan­zie­rung nach­hal­ti­ger Projekte.
  • Crowd­fun­ding-Platt­for­men und inno­va­ti­ve Finan­zie­rungs­mo­del­le bie­ten neue Wege für die Finan­zie­rung nach­hal­ti­ger Unter­neh­men und Projekte.

Bar­rie­ren:

  • Feh­len­de ein­heit­li­che inter­na­tio­na­le Regu­lie­rung erschwert die Ska­lier­bar­keit grü­ner Fintech-Initiativen.
  • Tech­no­lo­gi­sche Her­aus­for­de­run­gen, etwa der hohe Ener­gie­ver­brauch von Block­chain, ste­hen im Wider­spruch zu Nachhaltigkeitszielen.
  • Hohe Imple­men­tie­rungs­kos­ten und man­geln­de Stan­dar­di­sie­rung hem­men die brei­te Anwen­dung, ins­be­son­de­re bei klei­ne­ren Akteuren.

Fazit

Die Schnitt­stel­le zwi­schen Fin­tech und Nach­hal­tig­keit ist in Deutsch­land und Euro­pa noch wenig sys­te­ma­tisch erschlos­sen, bie­tet aber gro­ßes Poten­zi­al für die Trans­for­ma­ti­on des Finanz­sek­tors. Wäh­rend ein­zel­ne Initia­ti­ven und Netz­wer­ke wich­ti­ge Impul­se set­zen, fehlt es an einer koor­di­nier­ten, recht­lich har­mo­ni­sier­ten und risi­ko­be­wuss­ten Gesamt­stra­te­gie. Die inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit, Stan­dar­di­sie­rung und Regu­lie­rung sind zen­tra­le Hebel, um die Chan­cen von Green Fin­tech für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung zu nut­zen und Risi­ken zu minimieren