Von Ralf Keuper
Der Technologie-Vorstand der größten norwegischen Finanzgruppe DNB, Sverre Bergland, äußert sich in dem Interview Sverre Bergland: «Manche Fintech-Geschäftsmodelle sind riskant» skeptisch zu den Zukunftsaussichten der FinTech-Startups im Allgemeinen.
Die Argumente, die er bringt, sind m.E. gut und plausibel. Widerspruch hat dagegen bei mir eine andere Aussage hervorgerufen. Und zwar schildert Bergland die Herausforderungen der TV-Industrie m.E. völlig korrekt, wenn er sagt:
In den nächsten paar Jahren wird beispielsweise die TV-Industrie einen tiefgreifenden Wandel durchmachen. Die Fernsehbranche respektive der Fernseh-Konsum hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum grundlegend verändert.
Die Kabelfernsehanbieter spannten eng mit den Fernsehanstalten zusammen und sicherten sich so einen steten Ertragsstrom über Gebühren und Werbung. Dieses Modell bricht nun zusammen.
Auf die Frage, was anders wird, antwortet er:
Mit den Breitband-Geschwindigkeiten und ‑Kapazitäten sind die Eintrittshürden für andere Anbieter gesunken, so dass wir mehr Angebote sehen werden, die vollständig auf die Bedürfnisse der TV-Konsumenten angestimmt sind. Das wird die Branche leistungsorientierter machen.
Firmen wie Google (via Youtube), Netflix und Facebook werden der traditionellen TV-Branche erhebliche Marktanteile streitig machen, sowohl was die Zuschauerzahlen als auch die Werbekunden betrifft.
Auch da kein Widerspruch. Dabei übersieht er jedoch, dass sich die Bankenbranche derzeit in einer fast identischen Situation befindet. Google, Apple und Facebook vollziehen im Banking gerade dieselbe “Übung”, indem sie sich zwischen die Banken und ihre Kunden drängen.
Berglands Kollege von der Sparebank 1 Group, Christoffer O. Hernæs, ist da weniger gelassen, wie er u.a. in Banks As Commodity Utilities In A New Payment World schreibt. Daraus ein Zitat:
I have previously argued that payment processing is in danger of becoming a commodity, but the threats to incumbents span much wider than payments.
Der Medienwandel ist das eigentliche Problem der Banken – nicht nur in Norwegen. Die FinTech-Startups sind das kleinere “Übel”.