Von Ralf Keuper

Die Digi­ta­li­sie­rung hat nach Ansicht zahl­rei­cher Bran­chen­be­ob­ach­ter und Bera­ter das Poten­zi­al, den per­sön­li­chen Kon­takt zwi­schen den an einer Inter­ak­ti­on betei­lig­ten Per­so­nen auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren. Das Ide­al ist die voll­au­to­ma­tisch ablau­fen­de Trans­ak­ti­ons­ab­wick­lung mit­tels Soft­ware­robo­tern und Smart Con­tracts. Ein­grif­fe von Men­schen in den Pro­zess, wie über­haupt Abwei­chun­gen, sind ein Zei­chen von man­geln­der Pla­nung oder von Feh­lern in der Soft­ware, kaum jedoch auf grund­sätz­li­che Ver­stän­di­gungs­pro­ble­me oder unter­schied­li­che Inter­pre­ta­tio­nen eines Sach­ver­halts zurück­zu­füh­ren. Die Fra­ge ist nun, ob sich auch oder gera­de im Ban­king tat­säch­lich alles digi­ta­li­sie­ren lässt und ob das über­haupt öko­no­misch sinn­voll ist.

In einem Inter­view mit die­sem Blog wies Dirk Els­ner dar­auf hin, dass es vie­le Eigen­schaf­ten und Wer­te im Zusam­men­le­ben von Men­schen gibt, die sich nicht digi­ta­li­sie­ren las­sen. Ähn­lich äußert sich der Hirn­for­scher Wolf Sin­ger in einem Inter­view mit der FAZ:

Zwi­schen­mensch­li­che Dis­kur­se las­sen sich nicht ein­fach abbil­den. Viel­schich­ti­ge Zusam­men­hän­ge müs­sen beschrie­ben wer­den. Das gelingt aber nur, wenn man gelernt hat, mit dem sym­bo­li­schen Sys­tem der Spra­che kom­ple­xe Sach­ver­hal­te in einen linea­ren Fluss zu über­set­zen, und zwar so, dass er ver­stan­den wer­den kann. Das ist eine Kunst. Wenn die­se Kunst nicht mehr gefor­dert wird, weil man glaubt, alles mit digi­ta­len Mög­lich­kei­ten ein­fach abbil­den zu kön­nen, im Extrem­fall mit Vir­tu­al Rea­li­ty, dann geht die­se Fähig­keit ver­lo­ren (in: Die­se selbst­ge­mach­te Welt im Kopf, die behalten …