Von Ralf Keuper

Über die künf­ti­ge Rol­le der Ban­ken in der Digi­tal­mo­der­ne wird der­zeit an vie­len Stel­len kon­tro­vers dis­ku­tiert.  Hat das Modell der Uni­ver­sal­bank noch Zukunft? Wer­den Ban­ken zu rei­nen Infra­struk­tur­anbie­tern degra­diert? Oder wer­den die Bank­be­ra­ter der Zukunft, wie Joa­chim Jür­schick meint, “zu App- und Mobil-Exper­ten in fle­xi­blen In-Shop-Filia­len”. Die­se Ansicht teilt Adria­no Lucatel­li in einem Inter­view mit finews.ch. Ban­ken wer­den nicht über­flüs­sig, es wer­de auch in Zukunft noch Insti­tu­tio­nen geben, die Geld­ge­schäf­te in einen Kon­text set­zen kön­nen. Das jedoch erfor­dert ein ande­res Berufs­bild des Kun­den- und Anla­ge­be­ra­ters. Die­ser wer­de zu einem “Gate­kee­per” für die Kun­den, qua­si eine Art “Guar­di­an Angel”.

Soll­te das zutref­fen, setzt die­ses Berufs­bild vor­aus, dass die Kun­den­be­ra­ter über eine grö­ße­re und viel­schich­ti­ge­re Infor­ma­ti­ons­ba­sis ver­fü­gen als die Kun­den. Dabei wird aus­ge­blen­det, dass die Zei­ten, in denen die Ban­ker einen Infor­ma­ti­ons­vor­sprung für sich bean­spru­chen konn­ten, durch die Ver­brei­tung des Inter­net end­gül­tig vor­bei sind. Die Infor­ma­ti­ons­asym­me­trie hat sich zuguns­ten der Kun­den und ande­rer Anbie­ter, wie Fin­Tech-Start­ups und Inter­net­kon­zer­ne, ver­la­gert. Es ent­ste­hen der­zeit neue Sym­bol­mi­lieus im Ban­king, an denen die Ban­ken kaum einen Anteil haben. Die Gate­kee­per für Infor­ma­tio­nen und Kon­text, kurz­um für seman­ti­sche Infor­ma­tio­nen sind face­book, Goog­le und ande­re. Beson­ders deut­lich wird das im Bereich Pay­ments, wie Ben Ros­si in The future of social tech­no­lo­gy in ban­king schreibt:

In other words, the inte­gra­ti­on of a pay­ments ser­vice within social media will turn the likes of Face­book, Lin­ke­dIn and others into the ulti­ma­te desti­na­ti­on for pay­ments and e‑commerce.

Wenn eine Insti­tu­ti­on mit unab­hän­gi­ger Bera­tung punk­ten will, kann das Stand heu­te kaum eine Bank sein, die letzt­lich ihre eige­nen Inter­es­sen ver­folgt. Hier benö­ti­gen wir in der Tat ein neu­es Berufs­bild und womög­lich auch neue Insti­tu­tio­nen, die die­se Rol­le über­neh­men kön­nen. Finanz­di­plo­ma­ten im bes­ten Sinne.

Als Bestand­teil des Tota­len Medi­en­ver­bun­des auf Digi­tal­ba­sis müs­sen sich die Ban­ken und Ban­ker schon etwas mehr ein­fal­len las­sen, als sich als Schutz­en­gel im digi­ta­len Dschun­gel zu prä­sen­tie­ren. So ori­en­tie­rungs­los sind die Kun­den dann doch nicht (mehr).

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