Was macht eine Füh­rungs­kraft wirk­lich effek­tiv? Schon 1966 erkann­te Peter F. Dru­cker, dass es nicht um über­mensch­li­che Bega­bung geht, son­dern um erlern­ba­re Gewohn­hei­ten. Sei­ne fünf Prin­zi­pi­en haben nichts von ihrer Über­zeu­gungs­kraft ver­lo­ren – sie sind heu­te rele­van­ter denn je. Ein Blick auf die zeit­lo­sen Grund­la­gen ech­ter Führungskunst.

Mehr als ein hal­bes Jahr­hun­dert ist ver­gan­gen, seit Peter F. Dru­cker sein weg­wei­sen­des Werk “Die idea­le Füh­rungs­kraft” ver­öf­fent­lich­te. Doch sei­ne Erkennt­nis­se haben nichts von ihrer Prak­ti­ka­bi­li­tät ein­ge­büßt – im Gegen­teil: In einer Zeit zuneh­men­der Kom­ple­xi­tät und digi­ta­ler Trans­for­ma­ti­on erwei­sen sich sei­ne Prin­zi­pi­en als erstaun­lich aktu­ell und unverzichtbar.

Jen­seits des Mythos vom Universalgenie

Dru­ckers revo­lu­tio­nä­re Ein­sicht war sim­pel und doch bahn­bre­chend: Wir kön­nen nicht dar­auf hof­fen, die Leis­tung zu erhal­ten, die wir brau­chen, indem wir unse­re Stan­dards hoch­schrau­ben und auf den “uni­ver­sal begab­ten Mann” war­ten. Statt­des­sen müs­sen wir ler­nen, Orga­ni­sa­tio­nen so auf­zu­bau­en, dass jeder sei­ne Fähig­kei­ten opti­mal ein­set­zen kann. Der Wir­kungs­be­reich der Men­schen muss durch bes­se­re Arbeits­hilfs­mit­tel erwei­tert wer­den, nicht durch ein plötz­li­ches Hoch­schrau­ben mensch­li­cher Fähigkeiten.

Die­se Erkennt­nis befreit uns von der Illu­si­on, dass nur außer­ge­wöhn­li­che Talen­te zu effek­ti­ver Füh­rung fähig sind. Was zur Effek­ti­vi­tät nötig ist, ist eine durch Übung gewon­ne­ne Kom­pe­tenz – die “Ton­lei­tern” der Füh­rung, wie Dru­cker es poe­tisch aus­drück­te. Zur Meis­ter­schaft mag beson­de­res Talent erfor­der­lich sein, aber effek­ti­ve Füh­rung kann jeder Mensch mit nor­ma­ler Bega­bung erlernen.

Die fünf Säu­len der Führungseffektivität

Dru­cker iden­ti­fi­zier­te fünf wesent­li­che Gewohn­hei­ten, die effek­ti­ve Füh­rungs­kräf­te aus­zeich­nen – fünf Regeln geis­ti­ger Dis­zi­plin, die den Unter­schied zwi­schen mit­tel­mä­ßi­ger und her­aus­ra­gen­der Füh­rung ausmachen.

Zeit­ma­nage­ment als Fundament

Effek­ti­ve Füh­rungs­kräf­te wis­sen, wo ihre Zeit bleibt. Sie arbei­ten sys­te­ma­tisch dar­an, das weni­ge an unge­stör­ter Zeit, über das sie ver­fü­gen, so wirt­schaft­lich wie mög­lich ein­zu­set­zen. Die­se schein­bar bana­le Erkennt­nis ent­puppt sich als fun­da­men­tal: Zeit ist die knapps­te Res­sour­ce einer Füh­rungs­kraft, und ihre bewuss­te Steue­rung bil­det das Fun­da­ment aller ande­ren Effektivität.

Der Blick nach außen

Sie kon­zen­trie­ren sich auf ihren Bei­trag nach außen und rich­ten ihre Anstren­gun­gen mehr auf Ergeb­nis­se als auf die Tätig­keit selbst. Die ent­schei­den­de Fra­ge lau­tet nicht “Wie arbei­te ich?”, son­dern “Was für Resul­ta­te wer­den von mir erwar­tet?” Die­se Außen­ori­en­tie­rung ver­hin­dert die typi­sche Nabel­schau vie­ler Füh­rungs­kräf­te und sorgt für ech­te Wertschöpfung.

Stär­ken statt Schwächen

Effek­ti­ve Füh­rungs­kräf­te stüt­zen sich auf posi­ti­ve Kräf­te – ihre eige­nen, die ihrer Vor­ge­setz­ten und Unter­ge­be­nen sowie die posi­ti­ven Aspek­te jeder Situa­ti­on. Sie kon­zen­trie­ren sich nicht auf Schwä­chen, son­dern arbei­ten dar­an, Mög­lich­kei­ten und Chan­cen zu nut­zen. Die­se Fokus­sie­rung auf das Mög­li­che statt auf das Pro­ble­ma­ti­sche erzeugt eine völ­lig ande­re Dyna­mik in der Organisation.

Die Kunst der Prioritätensetzung

Sie kon­zen­trie­ren sich auf die weni­gen wich­ti­gen Gebie­te, auf denen Leis­tun­gen unge­wöhn­li­che Ergeb­nis­se erbrin­gen wer­den. Sie zwin­gen sich, Prio­ri­tä­ten zu set­zen, und hal­ten sich an ihre Prio­ri­täts­ent­schei­dun­gen. Ihre Erkennt­nis ist radi­kal: Es bleibt nur die Wahl, erst­ran­gi­ge Din­ge zu tun und zweit­ran­gi­ge über­haupt nicht. Jede ande­re Alter­na­ti­ve wür­de bedeu­ten, dass nichts Wesent­li­ches getan wird.

Sys­te­ma­ti­sche Entscheidungsfindung

Schließ­lich tref­fen effek­ti­ve Füh­rungs­kräf­te effek­ti­ve Ent­schei­dun­gen. Sie ver­ste­hen, dass wirk­sa­me Ent­schei­dun­gen ein Sys­tem brau­chen und auf der Basis gegen­sätz­li­cher Mei­nun­gen ent­ste­hen, nicht auf der Grund­la­ge künst­li­cher Über­ein­stim­mung. Sie wis­sen, dass schnel­le Ent­schei­dun­gen meist zu Fehl­ent­schei­dun­gen füh­ren. Nötig sind weni­ge, aber gut fun­dier­te Ent­schei­dun­gen. Vir­tuo­si­tät im Tak­ti­schen ist weit weni­ger wirk­sam als eine ein­fa­che, ziel­stre­big ver­folg­te gro­ße Strategie.

Die beson­de­re Her­aus­for­de­rung der Wissensarbeit

Dru­cker erkann­te früh, dass Geis­tes­ar­bei­ter ande­re Anfor­de­run­gen stel­len als Hand­ar­bei­ter. Ihre Arbeit lässt sich nicht ein­fach mes­sen – man kann einem Wis­sens­ar­bei­ter nicht mit weni­gen Wor­ten sagen, ob er sei­ne Auf­ga­be rich­tig anpackt. Statt­des­sen muss man sich mit ihm zusam­men­set­zen und gemein­sam über­le­gen, was getan wer­den soll­te und war­um. Die­ser Dia­log ist zeit­auf­wen­dig, aber unverzichtbar.

Da sich Wis­sens­ar­bei­ter selbst steu­ern müs­sen, brau­chen sie ein Ver­ständ­nis für die Erwar­tun­gen an ihre Leis­tung und für die Arbeit der­je­ni­gen, die ihre Den­k­ergeb­nis­se nut­zen. Sie benö­ti­gen einen Über­blick über die Leis­tungs­zie­le der gesam­ten Orga­ni­sa­ti­on, um über­haupt zu rele­van­ten Ergeb­nis­sen zu kommen.

Dru­cker Führungskräfte

Das Geheim­nis der Pro­duk­ti­vi­tät…