Von Ralf Keuper

Momen­tan wird von diver­sen Bera­tern und IT-Unter­neh­men ver­sucht, den Ban­ken das Modell der Bank als Platt­form schmack­haft zu machen. Noch vor weni­gen Jah­ren sahen vie­le Bera­tungs­häu­ser ange­sichts der Bestre­bun­gen von Goog­le & Co. im Ban­king kei­nen all­zu gro­ßen Hand­lungs­be­darf auf Sei­ten der Ban­ken: Das Geschäft sei zu kom­plex, die Regu­la­to­rik zu streng und die Wech­sel­be­reit­schaft der Kun­den nur gering aus­ge­prägt – zu unin­ter­es­sant für die Inter­net­kon­zer­ne. Nun aber sol­len sich die Ban­ken schleu­nigst in digi­ta­le Platt­for­men wan­deln, die es mit Ama­zon & Co. auf­neh­men kön­nen. Das ist schon erstaun­lich wirk­lich­keits­fremd. Ganz abge­se­hen davon, dass den meis­ten Ban­ken das orga­ni­sa­to­ri­sche und kul­tu­rel­le Know How fehlt, ist die digi­ta­le Sou­ve­rä­ni­tät nicht gege­ben, d.h. die Ban­ken sind, wenn sie sich von Goog­le & Co. eman­zi­pie­ren wol­len, auf deren Hard­ware, Soft­ware und sozia­len Netz­wer­ke angewiesen.

Wie auch immer.

Wer­fen wir einen Blick in die Wirt­schafts­ge­schich­te. Und zwar auf das Ver­sand­haus Quel­le, das man gutem Recht als Vor­läu­fer von Ama­zon und Ali­baba bezeich­nen kann.

Die Mis­si­on des Unter­neh­mens war es über Jahr­zehn­te, die Nor­mal­ver­brau­cher mit Waren und Dienst­leis­tun­gen aus einer Hand zu ver­sor­gen. Wich­tigs­tes Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Absatz­mit­tel war der Kata­log. Die Kun­den konn­ten sich im Kata­log über das Waren­an­ge­bot infor­mie­ren und im Anschluss dar­an ihre Bestel­lun­gen auf­ge­ben. Die Bestel­lun­gen wur­den im Haus Quel­le bereits fast durch­gän­gig auto­ma­ti­siert wei­ter­ver­ar­bei­tet und ver­sen­det. Ein rie­si­ges Logis­tik­zen­trum sorg­te dafür, dass die Kun­den ihre Waren in kur­zer Zeit im Emp­fang neh­men konnt…