Mit dem vor­lie­gen­den illus­trier­ten Band beab­sich­tigt die Deut­sche Bun­des­bank inter­es­sier­ten Krei­sen der Öffent­lich­keit eine Aus­wahl von deut­schen Geld­schei­nen aus den rund hun­dert Jah­ren von 1772 bis 1870 nach Zeich­nung und Far­be vor Augen zu füh­ren. Die Ori­gi­na­le der abge­bil­de­ten Geld­schei­ne befin­den sich in der Samm­lung der Bun­des­bank in Frank­furt am Main. Die Papier­geld­samm­lung der Deut­schen Reichs­bank ist 1945 teils ver­lo­ren­ge­gan­gen, teils in Ost-Ber­li­ner Muse­ums­be­sitz gekom­men. Die Deut­sche Bun­des­bank erwarb vor eini­gen Jah­ren eine bekann­te Ber­li­ner Pri­vat­samm­lung (Dr.Arnold Kel­ler) von etwa 200000 Geld­schei­nen ver­schie­de­ner Zei­ten und Län­der. Sie führt die Samm­lung wei­ter. Zu den für Deutsch­land wert­volls­ten und inter­es­san­tes­ten Stü­cken gehö­ren die Schei­ne von den Anfän­gen des Papier­gel­des auf deut­schem Boden bis zur Grün­dung des Bis­marck­schen Rei­ches. Die Peri­ode umfaßt bis 1806 die letz­te Pha­se des alten Römisch-Deut­schen Rei­ches, die Napo­leo­ni­sche Zeit und von 1815 bis 1866 die Zeit des Deut­schen Bun­des. Anders als das Metall­geld war das Geld aus Papier dem Mate­ri­al nach sehr ver­letz­lich und nach der Außer­kurs­set­zung völ­lig wertlos. …

Die Geschich­te des Papier­gel­des ist sehr viel kür­zer als die des Gel­des aus Metall. Die wahr­schein­lich ältes­ten in Ori­gi­nal­stü­cken erhal­te­nen Papier­geld­schei­ne sind chi­ne­si­sche aus dem 14. Jahr­hun­dert. Bezeich­nen­der­wei­se ähneln sie im Text den frü­hen euro­päi­schen Schei­nen, sie sind mit Aus­ga­be­da­tum ver­se­hen und bedro­hen die Geld­fäl­scher mit Stra­fe, ja, sie set­zen sogar eine Beloh­nung für die Anzei­ge von Fäl­schern aus. In Euro­pa erscheint Papier­geld – abge­se­hen von eini­gen etwas frü­he­ren loka­len Not­geld­schei­nen im spa­ni­schen und spa­nisch-nie­der­län­di­schen Bereich – erst in der zwei­ten Hälf­te des 17. und im l 8. Jahr­hun­dert. Zunächst gab es geld­ähn­li­che Papie­re, so ins­be­son­de­re die Depo­si­ten­schei­ne der alten Ban­ken in Flo­renz, Vene­dig und ande­ren ita­lie­ni­schen Orten und die Depot­quit­tun­gen der Lon­do­ner Gold­schmie­de. Als ältes­te regu­lä­re Bank­no­ten in Euro­pa gel­ten die vom Stock­holms Ban­co in Schwe­den 1661 aus­ge­ge­be­nen Schei­ne. Es folg­ten die Noten der 1694 gegrün­de­ten Bank von Eng­land und die des fran­zö­si­schen Staats unter Lud­wig XIV. Zu den ers­ten groß­an­ge­leg­ten Papier­geld­aus­ga­ben kam es in Frank­reich 1716 bis 1720, als John Law mit Hil­fe einer Staats­bank und einer Gesell­schaft zur Erschlie­ßung des damals fran­zö­si­schen Mis­sis­sip­pi­ge­bie­tes die Staats­fi­nan­zen auf­bes­sern woll­te, ein zwei­tes und drit­tes Mal vor und wäh­rend der Fran­zö­si­schen Revolution. …

Erst im zwei­ten Vier­tel des 19. Jahr­hun­derts lie­ßen Eisen­bahn­bau­ten und begin­nen­de Indus­tria­li­sie­rung den Geld­be­darf so stark stei­gen, daß er durch das Metall­geld allein nicht mehr gedeckt wer­den konn­te. Die Revo­lu­tio­nen von 1848 rie­fen neue Kri­sen­er­schei­nun­gen her­vor und ver­schlim­mer­ten die Geld­knapp­heit. Nun­mehr began­nen fast alle 39 Mit­glie­der des Deut­schen Bun­des Papier­geld aus­zu­ge­ben ‑in gro­ßen und klei­nen Wer­ten und unter den ver­schie­den­ar­tigs­ten Bezeich­nun­gen, wie Kas­sen­an­wei­sung, Kas­sen­schein, Kas­sen-Bil­let, Dahr­lehns­kas­sen­schein, Staats­kas­sen­schein, Grund­ren­ten­schein oder ein­fach »Papier­geld«.  .…

Quel­le /​ Link: Deut­sches Papier­geld 1772–1870