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Der neue Schufa-Score, dessen Einführung für 2025 geplant ist, bringt bedeutende Veränderungen mit sich, die auf eine Vereinfachung und verbesserte Transparenz abzielen[1]Der neue SCHUFA-Score: Was du jetzt wissen solltest. Jedoch wirft der neue Schufa-Score neue Fragen bzw. Probleme auf, die von verschiedener Seite thematisiert werden.
Im Kern steht die Einführung eines zentralen Scores, der die bisherigen bis zu 50 verschiedenen Score-Varianten ersetzen soll. Dabei wird die Anzahl der berücksichtigten Variablen auf 10 bis 15 reduziert, und es wird ein einheitlicher Score für alle Branchen eingeführt[2]Neues Score-Modell ab 2025: So wird der Schufa-Score modernisiert[3]SCHUFA-Score und Bonitätsauskunft: Alles wichtige zur SCHUFA 2025[4]Diese Frau will das Geheimnis der Schufa-Formel lüften. Diese Vereinheitlichung soll das System für Verbraucher verständlicher machen, sodass sie auch ohne mathematische Vorkenntnisse ihren Score nachvollziehen können. Zur Unterstützung ist ein Online-Scoreimulator geplant, mit dem Verbraucher die Auswirkungen finanzieller Entscheidungen auf ihren Score simulieren können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Systems ist seine dynamischere Bewertung: Neue Verträge und aktuelle Zahlungshistorien sollen sich schneller auf den Score auswirken, was bedeutet, dass sich bei positiver Entwicklung die Bonität schneller verbessert, aber bei Problemen auch schneller sinkt. Technisch verzichtet der neue Score bewusst auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz, um die Transparenz zu wahren, und führt monotone Risikoverläufe ein, um die Erklärbarkeit zu erhöhen.
Die Umsetzung soll schrittweise erfolgen, mit einer Übergangszeit für Unternehmen, wobei der neue Score den Basisscore und die bisherigen Branchenscores nach und nach ersetzen wird.
Insgesamt zielen diese Änderungen darauf ab, die Bonitätsbewertung einfacher, transparenter und für Verbraucher besser verständlich zu machen, während gleichzeitig eine hohe Prognosegüte zum Zahlungsverhalten beibehalten wird.
Kritik am neuen Schufa-Score
- Intransparente Vergleichsgruppen: Verbraucher werden in Vergleichsgruppen eingeordnet, was zu drastischen Verschlechterungen der Schufa-Scores führen kann. Die Kriterien für diese Einordnung sind jedoch undurchsichtig.
- Mangelnde Offenlegung: Trotz Bemühungen um mehr Transparenz wird kritisiert, dass die Schufa immer noch nicht vollständig offenlegt, wie sie zu ihren Scoring-Ergebnissen kommt.
- Schnellere Auswirkungen: Die dynamischere Bewertung, bei der sich neue Verträge und Zahlungshistorien schneller auf den Score auswirken, wird von einigen als potenziell problematisch angesehen, da sie zu schnelleren negativen Bewertungen führen kann.
- Vereinheitlichung: Die Einführung eines einzigen Scores für alle Branchen wird kritisch betrachtet, da branchenspezifische Besonderheiten möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Weitere, eher generelle Kritik am Schufa-Score
Aus der Zivilgesellschaft
- Datenschutzbedenken: Die Organisation Campact warnt vor dem Zugriff der Schufa auf sensible Kontodaten. Sie argumentiert, dass Informationen wie Gehalt, Kontostand und sogar Gesundheitsdaten oder politische Zugehörigkeit durch Überweisungen ersichtlich werden könnten[5]Vgl. dazu: EU: Artificial Intelligence Regulation Should Ban Social Scoring.
- Mangelnde Transparenz: Trotz der Bemühungen um mehr Verständlichkeit wird kritisiert, dass das Scoring-Verfahren immer noch als Geschäftsgeheimnis eingestuft wird und nicht vollständig offengelegt wird.
- Fragwürdige Bewertungskriterien: Recherchen haben ergeben, dass Menschen ohne Negativeinträge als Risikofälle eingestuft wurden, ohne dass die Gründe dafür transparent gemacht wurden. Zudem gibt es Hinweise auf eine generell schlechtere Bewertung junger Männer.
- Machtkonzentration: Es besteht die Sorge, dass der Datenschatz und damit die Monopolstellung der Schufa durch den Zugriff auf weitere Daten wachsen könnte.
- Automatisierte Entscheidungsfindung: Ein EuGH-Urteil hat festgelegt[6]Warum der EuGH der Schufa klare Grenzen setzt, dass Kreditentscheidungen nicht mehr ausschließlich auf Basis eines einzelnen automatisierten Verfahrens erfolgen dürfen, was die Rolle des Schufa-Scores in Frage stellt.
Kritik der Verbraucherschutzorganisationen an der Schufa
- Forderung nach mehr Transparenz: Verbraucherschützer fordern einen “Schufa-TÜV”, also eine unabhängige Zertifizierungsstelle für Kreditscoring-Berichte. Sie argumentieren, dass es bisher keine unabhängige Qualitätskontrolle für die sensiblen Verbraucherbewertungen der Schufa und anderer Auskunfteien gibt.
- Begrüßung strengerer Regulierungen: Die geplanten strengeren Vorschriften für Auskunfteien wie die Schufa, die als Reaktion auf ein EuGH-Urteil vom Dezember 2023 eingeführt werden, werden von Verbraucher- und Datenschützern begrüßt[7]Vgl. dazu: FAIRES UND TRANSPARENTES BONITÄTS- SCORING GESETZLICH VERANKERN.
- Kritik an mangelnder Offenlegung: Verbraucherorganisationen kritisieren, dass die Schufa derzeit nicht offenlegt, wie sie zu ihren Scoring-Ergebnissen kommt, obwohl das Scoring-Verfahren die wirtschaftliche Existenz von Verbrauchern stark beeinflussen kann.
- Forderung nach Informationspflicht: Verbraucherschützer verlangen, dass Unternehmen, die Scoring-Berichte für Kredit- oder Vertragsentscheidungen nutzen, Verbraucher informieren müssen, wenn ihre Anträge aufgrund eines schlechten Schufa-Scores abgelehnt werden.
- Positive Bewertung des Diskriminierungsverbots: Die geplante Gesetzesänderung, die es Auskunfteien untersagt, Verbraucher aufgrund ihrer Wohngegend zu bewerten, wird von Verbraucher- und Datenschützern ausdrücklich begrüßt.
Bemerkung
Die Schufa versucht sich in der Quadratur des Kreises: Irgendwie will man transparenter werden, sich aber dennoch nicht wirklich in die Karten schauen lassen. Die Schufa scheint bestrebt, einem möglichen negativen Urteil des Verwaltungsgerichts Wiesbaden und des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig die Grundlage zu entziehen bzw. diesem vorzubeugen[8]EuGH zieht Grenzen für das Schufa-Scoring. Wie in solchen Fällen nicht ungewöhnlich, wird gerne auf PR – Maßnahmen zurückgegriffen[9]In diese Richtung bewegt sich m.E. der Beitrag “Diese Frau will das Geheimnis der Schufa-Formel lüften” – das hat schon was von Homestory.
Weitere Beiträge zur Schufa auf diesem Blog:
Die letzten Rückzugsgefechte der Schufa
SCHUFA-Score darf nicht ausschlaggebend für Bonitätsbewertung sein
Schufa ändert Verteidigungsstrategie
References
↑1 | Der neue SCHUFA-Score: Was du jetzt wissen solltest |
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↑2 | Neues Score-Modell ab 2025: So wird der Schufa-Score modernisiert |
↑3 | SCHUFA-Score und Bonitätsauskunft: Alles wichtige zur SCHUFA 2025 |
↑4 | Diese Frau will das Geheimnis der Schufa-Formel lüften |
↑5 | Vgl. dazu: EU: Artificial Intelligence Regulation Should Ban Social Scoring |
↑6 | Warum der EuGH der Schufa klare Grenzen setzt |
↑7 | Vgl. dazu: FAIRES UND TRANSPARENTES BONITÄTS- SCORING GESETZLICH VERANKERN |
↑8 | EuGH zieht Grenzen für das Schufa-Scoring |
↑9 | In diese Richtung bewegt sich m.E. der Beitrag “Diese Frau will das Geheimnis der Schufa-Formel lüften” – das hat schon was von Homestory |