Von Ralf Keuper

Die immer mehr um sich grei­fen­de Digi­ta­li­sie­rung stellt vor allem die Ban­ken vor neue Her­aus­for­de­run­gen. Das betrifft ins­be­son­de­re die eta­blier­ten Denk­mus­ter, die an die neu­en Rea­li­tä­ten ange­passt wer­den müs­sen, wol­len wir nicht Gefahr lau­fen, den Anschluss an die Ent­wick­lung in ande­ren Bran­chen sowie Regio­nen der Welt  zu ver­lie­ren. Damit ist gleich­wohl kein Alar­mis­mus ver­bun­den, son­dern die Bereit­schaft, ver­trau­te Annah­men einer fort­lau­fen­den kri­ti­schen Revi­si­on zu unter­zie­hen. Alfred Herr­hau­sen beschrieb die­sen Hal­tung in sei­nem Vor­trag Denk­mus­ter und Rea­li­tät; damals mit Blick auf die Her­aus­for­de­run­gen des tech­no­lo­gi­schen Fort­schritts für die Indus­trie­ge­sell­schaf­ten. Noch immer inspi­rie­rend und (nicht nur) zum Nach­den­ken anregend:

Den heu­ti­gen Rang in Tech­nik, Öko­no­mie, wirt­schaft­li­cher und sozia­ler Aus­stat­tung zu erhal­ten oder noch zu stei­gern, wird eben­so schwer sein, wie es war, ihn zu schaf­fen. Dazu müs­sen wir neue Fähig­kei­ten in der Gesell­schaft ent­wi­ckeln und pfle­gen. Es gibt kei­nen Vor­rat an kon­struk­ti­ven Ideen. Erlern­tes ver­erbt sich nicht gene­tisch. Wir müs­sen immer wie­der neu anfan­gen, jeweils der ent­spre­chen­den aktu­el­len Aus­gangs­la­ge. Und unse­re Aus­gangs­la­ge ist gekenn­zeich­net durch den Über­gang von der Indus­trie- zur Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft – nicht in der Form einer plötz­li­chen Ablö­sung, son­dern in der einer kon­ti­nu­ier­li­chen Akzent­ver­schie­bung. Dies hat qua­li­ta­ti­ve Kon­se­quen­zen, auch für die Art von Arbeit, die wir erwar­ten kön­nen: der Dienst am Pro­dukt wird in zuneh­men­dem Maße ergänzt durch den Dienst am Kun­den. Er wird abhän­gig von des­sen Eigen­schaf­ten, Gewohn­hei­ten und Anfor­de­run­gen, sei­nen Wün­schen und Mög­lich­kei­ten. (in: Alfred Herr­hau­sen. Denken_Ordnen_Gestalten)

Heu­te befin­den wir uns am Über­gang von der Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft alten Stils zur Digi­tal­mo­der­ne. Auch hier gilt es, gewohn­te Denk- und Ver­hal­tens­wei­sen den ver­än­der­ten Bedin­gun­gen anzu­pas­sen, neue Ideen zu ent­wi­ckeln und sich neu­es Wis­sen anzu­eig­nen. Dabei muss gewiss nicht alles über Bord gewor­fen wer­den, was man bis­her an Erfah­run­gen und Know-How hat sam­meln kön­nen. Jedoch ist die Ent­wick­lungs­ge­schwin­dig­keit in bestimm­ten Berei­chen im Ban­king, erin­nert sei nur an den Bereich Mobi­le Pay­ments und die Eman­zi­pie­rung der Kun­den von den Ban­ken, inzwi­schen so rasant, dass ein Den­ken in den gewohn­ten Bah­nen kon­tra­pro­duk­tiv und nicht mehr zeit­ge­mäß wäre.

Wie sag­te Herr­hau­sen an ande­rer Stelle:

Die meis­te Zeit geht dadurch ver­lo­ren, dass man nicht zu Ende denkt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert