Von Ralf Keuper

Die Ban­ken ver­fü­gen über einen Daten­be­stand, der es ihnen eigent­lich ermög­li­chen soll­te, ihre Kun­den gezielt bera­ten zu kön­nen. Dem ist nicht so. Das wäre aus Sicht der Ban­ken nicht wei­ter schlimm, stün­den nicht inzwi­schen die tech­ni­schen Mit­tel zur Ver­fü­gung, mit­tels derer neue, z.T. bran­chen­frem­den Mit­be­wer­ber die Kun­den mit spe­zi­ell auf ihren Bedarf und ihre Situa­ti­on zuge­schnit­te­nen Ser­vices und Infor­ma­tio­nen versorgen.

Die Ban­ken sind dabei, den Kon­takt mit ihren Kun­den, vor allem den jün­ge­ren, zu ver­lie­ren, wie Andrew Shar­pe in How banks are fai­ling to uphold their end of the bar­gain – and what that means for their future schreibt. Im Netz gel­te ein unge­schrie­be­nes Gesetz, der Social Con­tract, wonach die Nut­zer Unter­neh­men mehr oder weni­ger bereit­wil­lig ihre Daten über­las­sen, sofern sie dafür einen ver­bes­ser­ten Ser­vice oder ande­re Annehm­lich­kei­ten erhalten.

Die per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten, das zei­gen die Bei­spie­le face­book und Goog­le, sind ein Ver­mö­gens­wert (“Per­so­nal data is an asset”). Des­sen sind sich die sog. Mil­le­ni­als mehr oder weni­ger bewusst:

Mil­len­ni­als con­scious­ly or uncon­scious­ly reco­g­ni­se that in a digi­tal age, their per­so­nal infor­ma­ti­on is cur­ren­cy. It is an asset. They are hap­py to enter into a con­tract to gain assets for this asset.

Im Gegen­satz dazu erhal­ten die Kun­den, ins­be­son­de­re die “Mil­le­ni­als”, von den Ban­ken dafür, dass sie ihnen ihre per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten über­las­sen, kei­nen ech­ten Gegen­wert; jeden­falls kei­nen, den sie von ande­ren Anbie­tern wie face­book oder Goog­le gewohnt sind:

Mil­len­ni­als, through their social con­tract with Google/​Facebook, expect banks to offer much more time­ly sup­port. Within minu­tes of buy­ing a house, Face­book will start ser­ving them adver­ti­se­ments rela­ted to moving ser­vices, inte­ri­or deco­ra­ting, fur­ni­tu­re ser­vices. At least the adver­ti­sing they are ser­ved is useful and hel­pful. Whe­ther this is sub­con­scious or not, they expect Google/​Facebook to be a part­ner on their life jour­ney. They are defi­ni­te­ly not get­ting the same from their banks.

Statt mit rele­van­ten, kon­text­be­zo­ge­nen Infor­ma­tio­nen wer­den die Kun­den von den Ban­ken vor­wie­gend mit stan­dar­di­sier­ten und sta­ti­schen Infor­ma­tio­nen ver­sorgt, wie mit dem Kon­to­aus­zug bzw. Kontostand.

Die Ban­ken ver­säu­men es, den Kun­den in ihrem digi­ta­len All­tag bei finan­zi­el­len Fra­gen mit Rat und Tat zur Sei­te zu ste­hen. Die­se Lücke wird von face­book & Co. nur all­zu ger­ne geschlossen.

Noch, so die gän­gi­ge Mei­nung, befän­den sich die Ban­ken in einer kom­for­ta­blen Aus­gangs­po­si­ti­on, da sie über alle Trans­ak­tio­nen der Kun­den infor­miert sind. Das könn­te jedoch schon bald vor­bei sein, wie die Bei­spie­le Ali­pay und WeChat in Chi­na zei­gen, wor­über in Chi­na banks star­ved of big data as mobi­le pay­ments rise berich­tet wird. Wenn ein Kun­de mit Ali­pay oder Wechat zahlt, bekommt die Bank nur noch mit, das die Zah­lung an Ali­pay oder Wechat ging. Von den eigent­li­chen Trans­ak­ti­ons­da­ten bekommt sie nichts mehr mit.

Ange­sichts des­sen ist die abwar­ten­de Hal­tung der Ban­ken schon bemer­kens­wert, wie wohl nicht nur Tim Cole fin­det: Ban­ken könn­ten, wenn sie wollten …

Ein Weg wäre, die Rol­le des Trus­ted Advi­sors in der Daten­öko­no­mie aus­zu­üben. Denn noch genie­ßen die Ban­ken in Fra­gen des Daten­schut­zes, gro­ßes Ver­trau­en, wie u.a. aus der Stu­die Digi­ta­le Selbst­be­stim­mung hervorgeht.

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