Zwei Jahrzehnte voller Finanzkrisen haben die Befugnisse der Zentralbanken dramatisch erweitert. Im Jahr 2008 und dann wieder im Jahr 2020 sahen sich nicht gewählte Bankbeamte plötzlich für das Gemeinwohl verantwortlich – nicht nur, weil es notwendig war, sondern aufgrund der Vorstellung, dass ihre Unabhängigkeit von politischen Systemen sie vor den Launen des Populismus schützen würde. Jetzt, da die internationalen Krisen anhalten und der Umfang der geldpolitischen Interventionen als Reaktion darauf zunimmt, sind diese Banker immer mächtiger geworden.
In Balance of Power zeichnet der Wirtschaftswissenschaftler und Historiker Éric Monnet den Aufstieg der Zentralbanken zu nominell unabhängigen, aber unvermeidlich politischen Supermächten moderner Gesellschaften nach. Diese Entwicklung, so argumentiert Monnet, ist weder unvermeidlich noch unaufhaltsam. Indem wir uns die politische Natur der heutigen Zentralbanken zu eigen machen, können wir Systeme der Verantwortlichkeit für ihre Interaktion mit Staaten und Gesellschaften schaffen. Monnet zeigt, dass diese Bemühungen nicht nur vor ungerechter Macht schützen, sondern die Banken auch in den Dienst größerer, demokratischerer Ziele stellen werden.
Angesichts der sich abzeichnenden existenziellen Herausforderungen und der Tatsache, dass die Arbeit der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank wichtiger denn je ist, bietet Balance of Power ein pointiertes Plädoyer dafür, was die Zentralbanken in diesem Jahrhundert werden können – und müssen.
Quelle: Balance of Power. Central Banks and the Fate of Democracies
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