Von Ralf Keuper

Fusio­nen von gro­ßen Unter­neh­men füh­ren in den meis­ten Fäl­len zu einem Per­so­nal­ab­bau. Das gilt um so mehr für Bran­chen, die einen tief­grei­fen­den Struk­tur­wan­del durch­lau­fen, wie die Bankenbranche.

In den letz­ten Jah­ren hat die Zahl der Beschäf­tig­ten im Bank­ge­wer­be in Deutsch­land deut­lich abge­nom­men. Fusio­nen, wie bei den Spar­kas­sen und Genos­sen­schafts­ban­ken, tra­gen zu die­ser Ent­wick­lung bei.

Unter­su­chun­gen zu die­sem Phä­no­men sind rar gesät. Eine Aus­nah­me ist Aus­wir­kun­gen von Fusio­nen und Über­nah­men in Ban­ken und Ver­si­che­run­gen. In der Kurz­fas­sung heisst es dazu:

Im Janu­ar 2000 beauf­trag­te der UNI-Euro­pa Finanz-Sek­tor drei Exper­ten, Berich­te über die Aus­wir­kun­gen von Fusio­nen und Über­nah­men im euro­päi­schen Bank- und Ver­si­che­rungs­sek­tor zu ver­öf­fent­li­chen, und zwar als Ergän­zung zu sei­ner eige­nen inter­nen Unter­su­chung mit dem Titel: „Fusio­nen und Über­nah­men im Finanz­sek­tor – Bericht über eine UNI-Europa-Erhebung”.

Die­se Berich­te beleuch­ten die Aus­wir­kun­gen von Fusio­nen und Über­nah­men auf die Ange­stell­ten, auf die Ver­brau­cher, und auf die Aktio­nä­re. Nach­ste­hend wer­den die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se die­ser Unter­su­chun­gen zusam­men­ge­fasst, und es drängt sich gleich zu Beginn die Fest­stel­lung auf, dass alle Exper­ten die nega­ti­ven Fol­gen von Fusio­nen und Über­nah­men im Finanz­sek­tor unterstreichen.

Schon damals stell­ten die Autoren fest:

Fili­al­schlie­ßun­gen und der Ver­lust zahl­rei­cher Back-Office-Funk­tio­nen sind das Resul­tat der Ver­brei­tung von IKT und haben daher zu gro­ßen Arbeits­platz­ver­lus­ten geführt. Ein Abbau des Per­so­nal­be­stan­des wur­de zwar schon vor der gegen­wär­ti­gen Fusi­ons­wel­le beob­ach­tet, doch wur­de er durch die sys­te­ma­tisch vor­ge­nom­me­nen Fili­al­schlie­ßun­gen und die Ver­la­ge­rung von Back-Office-Funk­tio­nen wei­ter beschleu­nigt. Aus die­sem Grund wur­de das Dienst­leis­tungs­an­ge­bot „ phy­sisch” ver­rin­gert, und die meis­ten Kun­den legen grö­ße­re Weg­stre­cken zurück, um sich in einer Filia­le per­sön­lich bedie­nen und bera­ten zu las­sen. Zahl­rei­che Ver­brau­cher schät­zen es, zu jeder Tages­zeit ihre Finanz­ge­schäf­te abwi­ckeln zu kön­nen, zum Bei­spiel über ein Call Cen­ter oder über das Inter­net, ande­re hin­ge­gen bedau­ern den Ver­lust des per­sön­li­chen, ört­li­chen Kon­takts. Die letz­te­ren sind daher der Mei­nung, dass die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen die Qua­li­tät der Finanz­dienst­leis­tun­gen und damit die Bezie­hun­gen zum Finanz­dienst­leis­tungs­an­bie­ter ver­schlech­tert haben.

Die beschrie­be­ne Ent­wick­lung hat mit dem Auf­kom­men des Smart­phones an Geschwin­dig­keit zuge­nom­men. Bank­kun­den suchen im Schnitt nur noch ein­mal pro Jahr eine Filia­le auf. Im sel­ben Zeit­raum sorg­te die Finanz­kri­se für einen gro­ßen Ver­trau­ens­ver­lust bei den Ver­brau­chern. Die Qua­li­tät der Finanz­dienst­leis­tun­gen hat­te tat­säch­lich dras­tisch abge­nom­men – kaum jedoch wegen des Ver­lus­tes des per­sön­li­chen Kon­tak­tes mit den Kundenberatern.

Mitt­ler­wei­le hat sich das Wett­be­werbs­um­feld noch­mals gewan­delt. Hin­zu gekom­men sind neue Mit­be­wer­ber wie Fin­tech-Start­ups und die gro­ßen Inter­net­kon­zer­ne. Letz­te­re sind schon seit eini­gen Jah­ren im Bank­ge­schäft tätig. Sie wei­ten ihren Akti­ons­ra­di­us kon­ti­nu­ier­lich aus. Die Ban­ken sind in eine exis­tenz­be­dro­hen­de Abhän­gig­keit von den Tech­no­lo­gie­kon­zer­nen gera­ten, aus der sie sich aus eige­ner Kraft kaum noch wer­den befrei­en kön­nen. Es ist durch­aus vor­stell­bar, dass die Ban­ken auf die Rol­le von Infra­struk­tur­anbie­tern redu­ziert wer­den, wenn­gleich eini­ge Bera­tungs­häu­ser noch immer die Ansicht ver­brei­ten, die Ban­ken könn­ten ihr Schick­sal noch selbst bestim­men (Vgl. dazu: Ban­king: Tech-Kon­zer­ne wie Ama­zon und Goog­le grei­fen FinTechs und Ban­ken an) Eben­so wie die Ban­ken, haben auch die Bera­tungs­häu­ser die Bedro­hung durch die Inter­net­kon­zer­ne und Fin­tech-Start­ups zu lan­ge igno­riert. Man spricht sich gegen­sei­tig Mut zu, was aus Sicht der Bera­tungs­häu­ser ver­ständ­lich ist, da die Ban­ken zu ihren bes­ten Kun­den zählen.

Das Bezugs­sys­tem im Ban­king hat sich jedoch geän­dert – das ist das eigent­li­che Problem.

Wei­te­re Informationen:

Finanz­dienst­leis­tun­gen im Umbruch – Kon­se­quen­zen für die Qua­li­fi­ka­ti­ons­ent­wick­lung von Bankangestellten

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