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Am 19. Dezem­ber 2024 ver­öf­fent­lich­te die Par­la­men­ta­ri­sche Unter­su­chungs­kom­mis­si­on (PUK) ihren Abschluss­be­richt zur Geschäfts­füh­rung der Bun­des­be­hör­den im Kon­text der Credit-Suisse-Krise.

Der Bericht stellt fest, dass der Nahe­zu-Zusam­men­bruch der Cre­dit Suis­se haupt­säch­lich auf eine selbst­ver­schul­de­te Kri­se inner­halb der Bank zurück­zu­füh­ren war. Zu den Ursa­chen zäh­len die lang­sa­me Erho­lung des Finanz­sek­tors nach der Finanz­kri­se von 2007/​2008, die nied­ri­ge Ren­ta­bi­li­tät im euro­päi­schen Ban­ken­sek­tor sowie ein her­aus­for­dern­des Geschäfts­um­feld mit anhal­tend nied­ri­gen Zins­sät­zen. Dar­über hin­aus erlitt die Cre­dit Suis­se zwi­schen 2010 und 2022 erheb­li­che finan­zi­el­le Ver­lus­te, da sie rund 15 Mil­li­ar­den Schwei­zer Fran­ken an Geld­stra­fen zahl­te. Nega­ti­ve Medi­en­be­richt­erstat­tung und Skan­da­le wie der Mosam­bik-Skan­dal (2016), die Über­wa­chungs­af­fä­re (2019) sowie die Fäl­le Greens­ill und Arche­gos (2021) tru­gen eben­falls zur Kri­se bei.

Die Unter­su­chung deck­te vier Haupt­pha­sen von 2015 bis Juni 2023 ab und umfass­te 79 Anhö­run­gen sowie die Über­prü­fung zahl­rei­cher inter­ner und exter­ner Doku­men­te. Die PUK iden­ti­fi­zier­te regu­la­to­ri­sche Män­gel, ins­be­son­de­re das Feh­len wich­ti­ger Instru­men­te im Ver­gleich zu ande­ren Juris­dik­tio­nen. Die lang­sa­me Ent­wick­lung der Too-big-to-fail (TBTF)-Gesetzgebung und die zöger­li­che Ein­füh­rung eines Public Liqui­di­ty Back­stop (PLB) wur­den als pro­ble­ma­tisch her­vor­ge­ho­ben. Der Bericht betont die Not­wen­dig­keit, inter­na­tio­na­le Ver­flech­tun­gen sowie die Grö­ße der ver­blei­ben­den glo­bal sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken in der Schweiz zu berücksichtigen.

Die PUK sieht die Ver­ant­wor­tung für den Ver­trau­ens­ver­lust und die Schief­la­ge der Cre­dit Suis­se klar beim Ver­wal­tungs­rat und der Geschäfts­lei­tung der Bank. Die­se hät­ten sich gegen­über zahl­rei­chen Inter­ven­tio­nen der Finanz­markt­auf­sicht (Fin­ma) reni­tent gezeigt. Die PUK stell­te jedoch fest, dass sei­tens der Behör­den kein kau­sa­les Fehl­ver­hal­ten fest­ge­stellt wer­den konnte.

Ein wei­te­rer Kri­tik­punkt betrifft den Bun­des­rat, der 2015 den Anlie­gen der Ban­ken bei der Umset­zung inter­na­tio­na­ler Stan­dards zu viel Bedeu­tung bei­maß. Der Bun­des­rat gewähr­te Über­gangs­fris­ten bei gesetz­li­chen Wei­ter­ent­wick­lun­gen und schlug eine ver­zö­ger­te Über­nah­me inter­na­tio­na­ler Stan­dards vor. Ins­be­son­de­re bei der Ein­füh­rung eines PLB war das Han­deln des Bun­des­ra­tes aus Sicht der PUK zu zöger­lich. Die­ser PLB hät­te sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken im Sanie­rungs­fall eine staat­lich garan­tier­te Liqui­di­täts­hil­fe bie­ten sollen.

Die PUK hebt her­vor, dass die Fin­ma zwar ihre Auf­sichts­tä­tig­keit inten­siv aus­führ­te, jedoch kaum Wir­kung zeig­te. Trotz War­nun­gen reih­te die CS „Skan­dal an Skan­dal“, ohne dass die Fin­ma einen Gewährs­ent­zug aus­sprach. Zudem ist es „nicht nach­voll­zieh­bar“, dass die Fin­ma 2017 umfas­sen­de Eigen­mit­tel-Erleich­te­run­gen gewähr­te, ohne die Bank dadurch aus­rei­chend unter Druck zu setzen.

Im Zen­trum der Unter­su­chun­gen stan­den auch wei­te­re Akteu­re wie das eid­ge­nös­si­sche Finanz­de­par­te­ment (EFD), die Schwei­ze­ri­sche Natio­nal­bank (SNB) sowie die eid­ge­nös­si­sche Revi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de (RAB). Die PUK kri­ti­sier­te zudem, dass im Herbst 2022 wäh­rend einer Pha­se mas­si­ver Liqui­di­täts­ab­flüs­se nicht alle betei­lig­ten Behör­den auf dem glei­chen Wis­sens­stand waren, was ein frü­he­res Ein­grei­fen erschwerte.

Die TBTF-Gesetz­ge­bung wur­de als unzu­rei­chend bewer­tet, da sie zu sehr auf die Schweiz fokus­siert sei und nicht für eine Ver­trau­ens­kri­se kon­zi­piert wur­de. Beson­ders in der Not­fall­pla­nung ver­nach­läs­si­ge sie wich­ti­ge Markt­in­di­ka­to­ren. Ex-Finanz­di­rek­tor Ueli Mau­rer erhielt eben­falls nega­ti­ve Bewer­tun­gen im Bericht; die PUK kri­ti­sier­te unter ande­rem sei­ne Zusam­men­ar­beit mit dem dama­li­gen Fin­ma-Chef sowie den Wech­sel im Prä­si­di­um der Finma.

Abschlie­ßend erkennt die PUK an, dass durch das Ein­grei­fen der Behör­den eine glo­ba­le Finanz­kri­se ver­hin­dert wer­den konn­te, betont jedoch, dass zwin­gend Leh­ren aus der CS-Kri­se gezo­gen wer­den müs­sen. Die Unter­su­chungs­kom­mis­si­on rich­tet ins­ge­samt 20 Emp­feh­lun­gen an den Bun­des­rat und reicht elf Vor­stö­ße ein. Dabei wird her­vor­ge­ho­ben, dass die TBTF-Regu­lie­run­gen inter­na­tio­na­le Ver­flech­tun­gen berück­sich­ti­gen müs­sen und dass es drin­gen­den Hand­lungs­be­darf bei der Gewäh­rung von Erleich­te­run­gen an sys­tem­re­le­van­te Ban­ken gibt. Zudem muss der Infor­ma­ti­ons­aus­tausch zwi­schen den Behör­den ver­bes­sert werden.

Der Bericht schließt mit dem Appell, dass die Schweiz ler­nen soll­te, weni­ger über tech­ni­sche Raf­fi­nes­sen von Regu­lie­run­gen zu spre­chen und mehr über die grund­le­gen­den Zie­le des Finanz­plat­zes nach­zu­den­ken: Was für einen Finanz­platz will das Land? Was soll er leis­ten und was darf er kos­ten? Eine ehr­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sen Fra­gen könn­te zu bes­se­ren Ergeb­nis­sen füh­ren als jede tech­ni­sche Regulierungslösung.

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