Von Ralf Keuper
Wochenlang ging das Gerücht um, dass die BHF-Bank die Einführung des Kernbankensystems von Avaloq bald auf Eis legen werde:
- Avaloq: Waterloo in Deutschland mit BHF-Bank
- Avaloq: “Wir sind in Deutschland nicht gescheitert”
Inzwischen hat die BHF-Bank offiziell den Stopp verkündet:
Weniger zurückhaltend als inside-it äußert sich Inside Paradeplatz in Avaloqs Pfusch in Deutschland: Klagen, Chaos. Darin wird auch die Frage in den Raum geworfen, ob die Apo-Bank an ihrer kürzlich vereinbarten Zusammenarbeit mit Avaloq festhält.
Das Projekt bei der BHF-Bank war vor Jahren heiß umkämpft. Dass letztlich Avaloq das Rennen machte, kam für einige überraschend. Aus Sicht von Avaloq war es eine große Gelegenheit, um in Deutschland Fuss zu fassen. Die Schweizer Hersteller von Kernbankensoftware genießen an sich einen exzellenten Ruf. Im Nachbarland Deutschland tun sie sich jedoch ausgesprochen schwer, wie auch das Beispiel Temenos mit der Baader Bank und der Honda-Bank zeigt.
Wie die FAZ in Oddo stoppt in der BHF-Bank neues IT-System berichtet, will der Eigentümer der BHF-Bank, das Pariser Bankaus Oddo & Cie., ein weitestgehend selbst entwickeltes System aus Frankreich bei der BHF-Bank einführen. Das erscheint angesichts bereits angelaufener Kosten für die Avaloq-Einführung, die im dreistelligen Millionenbereich liegen sollen, als die günstigere Alternative, was schon irgendwie bemerkenswert ist.
Standardsoftware scheint, ebenso wenig wie Eigenentwicklungen, nicht immer die Lösung zu sein. Es kommt, wie so oft, auf den konkreten Fall an. Allgemein gilt: Bevor man eine Standardsoftware individualisiert, das Customizing nicht mehr ausreicht, sollte man besser gleich eine Eigenentwicklung ins Auge fassen.
Weitere Informationen:
Vom Reifegrad der Kernbankensysteme
Kernbankensysteme: One size fits all?