Von Ralf Keuper
Die Frage, ob und wann Amazon in größerem Umfang in das Bankgeschäft einsteigt, wird seit einiger Zeit diskutiert. Im Januar 2015 stellte Philip Ryan fest, es gebe keine Anzeichen, dass Amazon in absehbarer Zeit eine Bank starten werde. Bereits im März desselben Jahres wertete ein Beitrag die Einführung von “Amazon Dash” als Signal dafür, dass Amazon sich als Payments-Anbieter im Internet of Things positioniert.
Auf der Money2020 im Jahr 2016 sagte der Head of Payments von Amazon, Patrick Gauthier, Amazon halte Ausschau nach vielversprechenden Fintech-Startups. Für Branchenbeobachter kommt das Interesse von Amazon für den Fintech-Sektor nicht unerwartet; zu dem Zeitpunkt zählte Amazon Payments bereits 23 Millionen aktive Nutzer. Um nicht den Anschluss an Alipay, PayPal und Apple zu verlieren, sei die Akquisition passender Fintech-Startups kaum noch zu umgehen.
Bereits im Jahr 2013 übernahm Amazon das italienische Startup GoPago. Insofern betritt Amazon hier kein Neuland.
Im Juli 2016 gab Amazon bekannt, zusammen mit Wells Fargo Studentenkredite anzubieten. In der vergangenen Woche kamen Gerüchte auf, Amazon könnte demnächst Capital One übernehmen. Da die Bankenregulierer in den USA sich mit dem Gedanken tragen, die Kundenkarten der Händler, auf denen nicht selten größere Geldbeträge hinterlegt sind, ebenso zu behandeln wie gewöhnliche Bankguthaben, sei die Akquisition einer Bank wie Capital One, die ohnehin schon einer größten Kunden von Amazon AWS im Finanzbereich ist, zumindest eine Überlegung wert.
In Amazon to be a Fintech Leader? bescheinigt Rhucha Kulkarni Amazon gute Chancen, eine führende Rolle im Fintech-Sektor zu übernehmen:
Amazon has experience by way of being a successful retailer, and may do well to apply the same concepts in its fintech foray.
Weniger zuversichtlich ist Richard Gluyas in Amazon has many rivers to cross before it can break into banking.
Weitere Informationen:
Is the Bank of Amazon Coming? OCC Head Floats Merger Between Commerce and Banking