Die neue Wall Street ist einigen zuwider, was die Ansicht einer Generation über die nächste reflektiert. Zu ihren Kritikern gehört Stanislas Yassukovich, Sohn eines Wall-Street-Bankers und jetzt selbst ein bekannter Banker in London. Er sagt, dass die Partner alten Stils, oft von Geburt aus reich und nicht Jahr für Jahr auf die Gewinne der Firma angewiesen waren, “von Leuten ersetzt worden sind, die möglicherweise härter arbeiten, wahrscheinlich schlauer und sicher ehrgeiziger sind. Sie fangen ohne Geld an und sind darauf aus, es schnell zu verdienen, was eine andere ethische Einstellung erzeugt”.
Jedes Geschäft muss, damit alle Bescheid wissen können, von zwei, wenn es wichtig ist, von vier Personen behandelt werden, sogar dann, wenn Siegmund es selbst bearbeitet. Jeden Morgen öffnet einer der höheren Angestellten die Post und notiert den Inhalt jedes Briefes in ein oder zwei Zeilen und fasst dann diese Stichworte in einer Gesamtnotiz zusammen, die wenige Stunden später in der ganzen Bank verteilt wird. Auch sämtliche Telefongespräche werden noch am selben Tag von denen, die sie geführt haben, festgehalten, und jeder Brief muss, bevor er das Haus verlässt, von einem anderen höheren Mitarbeiter gegengezeichnet und wiederum zum Nutzen aller in Zusammenfassung verteilt werden. “Stil” ist Siegmunds Steckenpferd, und das Wort “gediegen” gilt für alles, was bei ihm vorgeht.
Seine Methoden sind originell, grenzen für die damalige Zeit sogar ans Skandalöse. Er arbeitet von einem einzigen Zentrum aus, hat weder Büros im Ausland noch Filialen in der ganzen Welt. .. Seine Mitarbeiter leben in ständigem Alarmzustand. Schon wenige Stunden nach Eingang einer Nachricht von einem Informanten vor Ort startet ein Kommando von zwei oder drei Mitarbeitern in London, nutzt die erhaltene Information und erzeugt beim künftigen Kunden den Bedarf. Siegmund hält sich auch über die Tätigkeit der anderen auf dem laufenden: In London bildet er .. eine kleine Gruppe, die die Aktivität der sechshundert wichtigsten Banken der Welt verfolgt und ständig zu wissen hat, wer gerade eine Anleihe plant, damit man sich an ihr beteiligen kann, oder wer verfügbares Kapital besitzt, damit man bei ihm eine Emission unterbringt.
Ich hoffe noch auf eine neue Aristokratie, eine neue Élite, zu deren Eigenschaften die Verachtung von Luxus und Ansammlung materieller Güter, die Achtung vor dem Inhalt anstelle des Scheins, der Vorzug der Qualität vor der Quantität, schließlich edle Gesinnung und unabhängiges Urteil gehören müssen.
Für die kommenden Jahre dürften sich die Finanzinstitute durch den systematischen Aufbau von Positionen in Risikoinstrumenten und durch die aktive Teilnahme an Terminbörsen zu sogenannten Risiko-Warenhäusern entwickeln, wodurch sie in die Lage versetzt werden, einerseits die von den Investoren geforderten neuartigen Finanzprodukte und andererseits die von den Unternehmen benötigten Risikomanagement-Instrumente bereitzustellen.
Man kann keine großen Gewinne erwarten, ohne das Risiko großer Verluste einzugehen. (Peter L. Bernstein)
Weitere Informationen:
Was ist ein “Bankstil”? (Grundlegung eines neuen Begriffs) #1