Von Ralf Keuper
In der o.g. Stu­die über 100 Fin­tech Start­ups aus Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz zeich­net Samarth Shek­har vom Fin­Tech Forum D‑A-CH das in die­ser Form ers­te Gesamt­bild der auch im deutsch­spra­chi­gen Raum leben­di­ger wer­den­den Grün­der­sze­ne im Banking-Umfeld. 
Im Sep­tem­ber 2013 äußer­te Shek­har in einem Bei­trag auf fin­ex­tra sei­ne Ver­wun­de­rung dar­über, dass der Anteil der deut­schen Fin­Tech Start­ups im glo­ba­len Ver­gleich mit 0,6%, ins­be­son­de­re mit Blick auf Groß­bri­tan­ni­en (30%) und den USA (60%), noch recht beschei­den sei. 
Zusam­men mit Frank Schwab mach­te sich Shek­har im Vor­feld des ers­ten Fin­Tech Forums DACH ab Juli ver­gan­ge­nen Jah­res auf die Suche nach Fin­Tech-Start­ups im deutsch­spra­chi­gen Raum. Bis Ende Okto­ber konn­ten Schwab und Shek­har zu ihrer eige­nen Über­ra­schung mehr als 100 Start­ups mit Bezug zum Ban­king identifizieren. 
Als regio­na­le Schwer­punk­te mach­ten sie in Deutsch­land Ber­lin, Frank­furt und Mün­chen, in Öster­reich Wien, und in der Schweiz Zürich aus. Wei­te­re regio­na­le Clus­ter bestehen in Köln/​Düsseldorf und in Hamburg. 
Der Befund deckt sich – bezo­gen auf Deutsch­land – weit­ge­hend mit dem von BITKOM, wonach beim Wag­nis­ka­pi­tal für IT-Start­ups unter den Bun­des­län­dern Ber­lin, Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg, Nord­rhein-West­fa­len und Ham­burg an der Spit­ze lie­gen. Hes­sen dage­gen schnei­det hier über­ra­schend schlecht ab. 
Was Hes­sen und damit die Finanz­me­tro­po­le Frank­furt betrifft, zeich­net die Stu­die vom Fin­Tech Forum D‑A-C‑H, aller­dings bezo­gen auf die ins­ge­samt klei­ne­re Grup­pe der Fin­Tech-Start­ups,  ein ande­res Bild. 
Die Ergeb­nis­se für Öster­reich (Wien) und die Schweiz (Zürich) sind wegen der Grö­ße und Bedeu­tung der Städ­te für das Finanz­we­sen ihrer Län­der plausibel. 
Für die Visua­li­sie­rung ver­wen­de­ten Schwab und Shek­har die Goog­le Maps Engi­ne. Neben dem Stand­ort wur­den das Grün­dungs­jahr, die fach­li­chen Schwer­punk­te (Secu­ri­ty, PFM, Pay­ments, Data Ana­ly­tics, Crowdfunding/​Crowdinvesting, Capi­tal Markets/​Trading, Ban­king & Cor­po­ra­te Finan­ce) und die Grö­ße, gemes­sen an der Anzahl der Mit­ar­bei­ter, bewertet. 
Die Autoren räu­men ein, dass ihre Stu­die auf öffent­lich zugäng­li­chen Infor­ma­tio­nen beruht und daher kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit erhe­ben kann. 
Was dann folgt ist eine Lis­te von 100 Start­ups, unter­teilt in die Rubriken:
  • PFM
  • Pay­ments
  • Data Ana­ly­tics & Others
  • Crowdfunding/​Crowdinvesting
  • Capi­tal Markets/​Trading
  • Ban­king & Cor­po­ra­te Finance
Dar­in ent­hal­ten ist eine kur­ze Beschrei­bung des Leis­tungs­spek­trums bzw. des Geschäfts­mo­dells und der Link zur Website.
Per­sön­lich war ich über­rascht von der Viel­zahl der Start­ups, von denen mir etli­che bis dahin unbe­kannt waren, wie Demo­kra­ti­sche Bank und Nago­da in der Rubrik Ban­king & Cor­po­ra­te Finan­ce, rethink finan­ce, Stock­pul­se und 2iQ Rese­arch in der Rubrik Capi­tal Markets/​Trading, inno­ve­st­ment, Mas­hup Finan­ce und P2C Aure­lia in der Rubrik Crowd-Fun­din­g/C­rowd-Inves­t­ing, Qua­sol und Crossing Tech in der Rubrik Data Analytics/​Others, Pac­tas und Payon­go in der Rubrik Pay­ments sowie bfox und Ban­king­Check in der Rubrik PFM. 
Anzahl und Viel­schich­tig­keit der Fin­tech-Start­ups zei­gen, wie groß der Bedarf an inno­va­ti­ven, durch neue Tech­no­lo­gien gestütz­te Geschäfts­mo­del­le im Ban­king ist und wie groß die Lücke ist, die die eta­blier­ten Ban­ken, wenn auch unbe­ab­sich­tigt, haben ent­ste­hen las­sen. Es wird die Bran­che gro­ße Anstren­gun­gen kos­ten, die­se Lücke zu schlie­ßen. Die BBVA hat dies bereits erkannt. Inso­fern ste­hen die Fin­tech-Start­ups für einen Stil­wan­del im Banking.
Wenn auch sicher längst nicht alle Fin­tech-Start­ups auf Dau­er bestehen blei­ben und eini­ge, wie die in der Stu­die auf­ge­führ­te IND Group, auf­ge­kauft wer­den, bleibt fest­zu­hal­ten, dass es sich hier­bei mehr als nur um ein vor­über­ge­hen­des Phä­no­men handelt. 
Etwas Kri­tik zum Schluss: Die Rubrik Data Analytics/​Others wirkt auf mich ein wenig will­kür­lich. Blue Yon­der und Exa­sol bei­spiels­wei­se sind nicht auf das Ban­king beschränkt. Min­des­tens eben­so wich­tig sind für sie die Indus­trie und der Han­del. Das The­ma Data Ana­ly­tics hat m.E. eine Quer­schnitt­funk­ti­on durch nahe­zu alle Branchen. 
Neben der Tat­sa­che, dass die Stu­die eine nach Schwer­punk­ten geord­ne­te Über­sicht der Fin­Tech Start­ups im deutsch­spra­chi­gen Raum lie­fert und eini­ge wei­ße Fle­cken in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung besei­tigt, besteht ein wei­te­res Ver­dienst dar­in, die Sze­ne damit über­haupt erst einer brei­te­ren, inter­es­sier­ten Öffent­lich­keit bekannt zu machen. Inso­fern han­delt es sich um eine Pionierleistung. 
Zwi­schen­zeit­lich stellt André Bajo­rat eben­falls regel­mä­ßig eini­ge Fin­Tech-Start­ups auf sei­nem Blog pay­men­dan­dban­king vor. 

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