Von Ralf Keuper
Den Sparkassen bläst derzeit der Wind von mehreren Seiten ins Gesicht. Die Zweifel mehren sich, ob die Sparkassen-Finanzgruppe noch eine Zukunft hat; und wenn ja, wie diese aussehen soll. Diese Frage kam in der Vergangenheit öfter auf, wie im Jahr 1988, als das manager magazin in der Ausgabe vom März (Wenn der Groschen fehlt …) den baldigen Abstieg der Sparkassen in die 3. Liga prophezeite.
Folgende Schwachstellen wurden in dem Beitrag identifiziert:
- Den Sparkassen-Genossen fehlt ein schlagkräftiges Führungsinstitut, das in der Strategie Vorgaben machen, im Geschäft zentrale Funktionen übernehmen und einen Ausgleich zwischen den Großen und den Kleinen besorgen könnte.
- Im gewinnbringenden Provisionsgeschäft mit Wertpapieren verlieren die ohnehin schwachen Sparkassen und Landesbanken ständig Marktanteile
- Die Kooperation im Verbund ist allenfalls in Ansätzen erkennbar. Die Investmentfonds der Sparkassen (Deka) und die 39 zur Gruppe gehörenden Versicherer finden im eigenen Verein keinen Anklang. Nur die Kooperation mit den Landesbanken funktioniert.
- Der Versuch, im Industrie- und Gewerbegeschäft eine gewichtige Rolle zu spielen, ist gescheitert. Im Auslandsgeschäft – ein Wachstumsrevier für andere Geldinstitute – sind die Sparkassen hoffnungslos im Hintertreffen.
Der Befund kann auch heute noch einige Gültigkeit für sich beanspruchen. Ein Spitzeninstitut, wie die Genossenschaftsbanken mit der DZ Bank, fehlt im Sparkassenlager nach wie vor, das Provisionsgeschäft ist durchaus ausbaufähig, die Kooperation im Verbund verläuft zwar besser, aber selten ideal, das Geschäft mit der Industrie im großen Stil ist, vor allem durch die Krise der Landesbanken, außer Reichweite.
Der Beitrag kam angesichts der Bemühungen der Sparkassen, sich im Markt zu behaupten, zu der auch heute noch zutreffenden Feststellung:
.. die Sparkassen versuchen das nicht mehr Machbare – sie wollen mit den heute schon veralteten Methoden auch in Zukunft dabei sein.
Übertragen auf die Gegenwart, belassen es die Sparkassen bei kosmetischen Eingriffen an der (Benutzer-)oberfläche und dem vergeblichen Versuch, das Internet in ihre Aufbau- und Ablauforganisation zu integrieren. Eine klare Linie ist, wie u.a. das Beispiel PayDirekt zeigt, nicht zu erkennen, die Zuständigkeiten, man denke nur an die Rolle des Deutschen Sparkassenverlages, sind verteilt.
An dieser Stelle soll nicht untergehen, dass der Beitrag seinerzeit Ratschläge enthielt, die, so sie denn in der gewünschten Form ausgeführt worden wären, zu einer Verschärfung der Situation beigetragen hätten, wie beispielsweise der anempfohlene Umbau zu einem Allfinanzkonzern.
Anders als damals haben es die Sparkassen heute mit einer veränderten Branchenstruktur zu tun. Neue, branchenfremde Mitbewerber, eine verschärfte Regulierung, die fortschreitende Digitalisierung und das schwindende Vertrauen der Kunden als Antwort auf weitgehend hausgemachte Probleme und dazu noch eine Organisationsform, die sich über Jahrzehnte kaum gewandelt hat – das stimmt für die Zukunft alles andere als zuversichtlich.
Das klingt stark nach 3. Liga.