Von Ralf Keuper
Nach einer langen Phase des Abwartens spielen zahlreiche Notenbanken mit dem Gedanken, eigene Kryptowährungen auszugeben. Laut Quartz beabsichtigt jede fünfte Zentralbank bis 2019 eigene Blockchain-Lösungen einzusetzen. Detailliertere Informationen liefert die von Quartz erwähnte Global Blockchain Benchmarking Study:
Unsurprisingly, the most widely DLT use case investigated by central banks is the possibility of issuing digital currency themselves using a distributed ledger. Interestingly, not all central banks engaged with DLT activity are exploring digital currency applications.
More than half of central banks are also exploring DLT-based payment systems for remittance transfers, inter-bank payments, and other uses. 36% of central banks envisage the potential of DLT to help with regulatory compliance (e.g., automatically enforce market regulation), but only 18% specifically mention that audit trails (e.g., tracking of payments and asset transfers) are under investigation.
Die Ausgabe eigener Kryptowährungen ist demnach nur ein Szenario für den Einsatz der Blockchain-Technologie, das von den Notenbanken durchgespielt wird.
In der Praxis dürfte die Ausgabe einer Kryptowährung die Zentralbanken vor große Herausforderungen stellen, wie in Warum Digitalwährungen von Notenbanken problematisch sind zu erfahren ist. Wird eine Kryptowährung, wie die geplante schwedische E‑Krona, als Bargeldersatz konzipiert, dann könne es, so Alexander Hahn, darauf eigentlich keine Zinsen geben, wohingegen die Berechnung von Negativzinsen leicht durchzuführen wäre, was beim Bargeld nicht möglich ist.
Mit der Dezentralität und Offenheit digitaler Währungen wie Bitcoin wäre es dann auch vorbei. Die Zentralbank hätte jederzeit Zugriff auf die Daten und die Verarbeitung, könnte also die Währung manipulieren.
Einen etwas anderen Blick auf die Thematik wirft Nafis Alam in Können die Kryptowährungen dem prüfenden Blick der Zentralbanken standhalten?. Demnach können die Notenbanken beim Umgang mit Kryptowährungen zwischen zwei Alternativen wählen. Zum einen können sie Systeme einführen, die gewährleisten, dass Transaktionen, die über Kryptowährungen abgewickelt werden, nicht der Finanzierung krimineller Geschäfte und von Terrorismus dienen, zum anderen könnten sie eigene Kryptowährungen herausgeben.
Auch die Ökonomen beschäftigen sich intensiv mit der Frage, welche Rolle Krpytowährungen künftig spielen können, wie in Ökonomen streiten über Geldschöpfung und Kryptowährung berichtet wird. Einer der Referenten auf der Veranstaltung des Vereins für Socialpolitik, auf die sich der Beitrag bezieht, war Michael Kumhof von der Bank of England, der zusammen mit John Barrdear das Working Paper The macroeconomics of central bank issued digital currencies verfasst hat.
Darin kamen sie u.a. zu der Schlussfolgerung:
Using this model (financing through money creation- FMC), we find that a system of CBDC offers a number of clear macroeconomic advantages, with few obvious large costs. The advantages that we identify in this paper include large steady state output gains of almost 3% for an injection of CBDC equal to 30% of GDP, and sizeable gains in the effectiveness of systematic or discretionary countercyclical monetary policy, particularly if a sizeable share of shocks is to private credit creation or to the demand for monetary transaction balances, and if the substitutability between CBDC and bank deposits in transaction technologies is low. Our analysis suggests that the only conditions needed to secure these gains are that a sufficiently large stock of CBDC is issued in steady state, and that the issuance mechanism for CBDC ensures that the central bank only trades CBDC against government debt instruments.
In Kryptowährungen als Geld der Zukunft? wägen Andreas Hanl und Benjamin Schwanebeck vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Kassel die Vor- und Nachteile von Kryptowährungen aus Sicht der Forschung gegeneinander ab.