Von Ralf Keuper

Ein Blick in die Bilanz der sola­ris­Bank zum Stich­tag 31.12.2016 (Quel­le: Unter­neh­mens­re­gis­ter) bestä­tigt den Ein­druck vie­ler Markt­be­ob­ach­ter, dass digi­ta­le Ban­ken auf dem Weg zur Pro­fi­ta­bi­li­tät noch eini­ges vor sich haben.

Am Ende des Geschäfts­jah­res 2016 stand ein Jah­res­fehl­be­trag von ca. 7.6 Mio. Euro, der damit deut­lich über den eige­nen Pla­nun­gen lag:

Das Jah­res­er­geb­nis i. H. v. TEUR ‑7.587,9 lag deut­lich unter dem Plan­an­satz (TEUR ‑6.140,0).

Wäh­rend die Per­so­nal­auf­wen­dun­gen, trotz Erhö­hung der Mit­ar­bei­ter­zahl, deut­lich (gemes­sen am Plan) unter­schrit­ten wur­den, zogen die all­ge­mei­nen Ver­wal­tungs­auf­wen­dun­gen signi­fi­kant über Plan an:

Die all­ge­mei­nen Ver­wal­tungs­auf­wen­dun­gen erhöh­ten sich mit TEUR 4.868,1 deut­lich und lagen um TEUR 1.652,1 über Plan. Wie im Vor­jahr beinhal­te­ten die Sach­auf­wen­dun­gen vor allem Kos­ten für aus­ge­la­ger­te Funk­tio­nen. Die größ­ten Kos­ten­po­si­tio­nen außer­halb des Per­so­nal­be­reichs bil­de­ten Auf­wen­dun­gen für Bera­tungs­leis­tun­gen (TEUR 2.181,0 – davon für Rechts­be­ra­tung TEUR 796,0), für Infra­struk­tur­li­zen­zen im IT-Bereich (TEUR 582,0) und für Mar­ke­ting (TEUR 208,0). Bestimm­te Kos­ten­po­si­tio­nen, wie die Auf­wen­dun­gen für die Rechts­be­ra­tung, stan­den über­wie­gend im Zusam­men­hang mit The­men im Rah­men der Grün­dung, der Kapi­tal­erhö­hung und der Bean­tra­gung der Banklizenz.

Die Erträ­ge hiel­ten damit bei wei­tem nicht Schritt. Die Pro­vi­si­ons­er­lö­se gin­gen im Jahr 2016 fast aus­schließ­lich auf einen Kun­den zurück:

Haupt­säch­lich wur­den die­se mit dem Part­ner fashion­che­que hol­ding B. V. erzielt, wobei hier noch der Son­der­ef­fekt der Über­nah­me des Bestands­ge­schäf­tes der fashion­che­que hol­ding B. V. von der biw Bank für Invest­ments und Wert­pa­pie­re AG zu Buche schlug. Unter Berück­sich­ti­gung des im Geschäfts­jahr ange­fal­le­nen Pro­vi­si­ons­auf­wan­des aus Neu­ge­schäft ergab sich ein Pro­vi­si­ons­er­geb­nis i. H. v. TEUR 320,7. …

Die Pro­vi­si­ons­er­lö­se im Geschäfts­jahr 2016 belie­fen sich auf TEUR 1.194,9. Dabei han­delt es sich um Brutto-Provisionserlöse.

Dem stan­den Pro­vi­si­ons­auf­wen­dun­gen i. H. v. TEUR 874,2 gegen­über, so dass sich ein Pro­vi­si­ons­er­geb­nis i. H. v. TEUR 320,7 ergab.

Das Eigen­ka­pi­tal­quo­te betrug zum 31.12.2016 22.74 Prozent.

Pro­gno­se für das Geschäfts­jahr 2017:

Die gut gefüll­te Sales-Pipe­line (der­zeit wer­den mit rund 100 poten­ti­el­len Part­nern Gesprä­che und Ver­trags­ver­hand­lun­gen geführt) und die stra­te­gi­schen Part­ner­schaf­ten durch die neu­en Inves­to­ren unter­stüt­zen die Wachs­tums­stra­te­gie der sola­ris­Bank AG. Am Jah­res­en­de 2017 sol­len 50 Part­ner auf der sola­ris­Bank-Platt­form live gegan­gen sein. Dem­entspre­chend plant die sola­ris­Bank AG auch in 2017 die Beschleu­ni­gung ihres Wachs­tums­kur­ses, der eine deut­li­che Stei­ge­rung der Ertrags­zah­len für 2017 ein­schließt. Der Start des Geschäfts in 2016 und der bereits erziel­te Aus­bau des­sel­ben bestär­ken das Manage­ment in den Wachs­tums­pla­nun­gen für 2017 und die Fol­ge­jah­re. Neben einer wei­te­ren Stei­ge­rung der Pro­vi­si­ons­er­lö­se ist ein deut­li­cher Aus­bau des Kre­dit­vo­lu­mens geplant, wel­ches zu einer deut­li­chen Stei­ge­rung der Zins­er­lö­se füh­ren soll. Mit­tel­fris­tig wird eine Annä­he­rung der Zins­er­lö­se an das Niveau der Pro­vi­si­ons­er­lö­se angestrebt.

Zum Geschäfts­ver­lauf des Jah­res 2017 äußert sich die Bank eher zurück­hal­tend, wie in So lief das ers­te Jahr der Sola­ris­bank zu erfah­ren ist.

 „Die Umsät­ze haben sich wei­ter posi­tiv ent­wi­ckelt und lie­gen in den mit dem Auf­sichts­rat ver­ein­bar­ten Zie­len.“ Kon­kre­te Zah­len will er (Unter­neh­mens­spre­cher, RK) nicht nennen.

Auf der Ertrags­sei­te muss sich jeden­falls noch eini­ges tun, um die Kos­ten auf­fan­gen und einen Gewinn aus­wei­sen zu kön­nen. Das geht – Stand heu­te – nur über das Mas­sen­ge­schäft – und zwar rich­tig Mas­sen­ge­schäft (wie bei Wire­card). Die Expan­si­on erfor­dert hohe Inves­ti­tio­nen in Per­so­nal, IT und Mar­ke­ting. Mit der Zahl der Part­ner steigt der Koor­di­na­ti­ons­auf­wand und der Auf­wand für die Betreu­ung und Wei­ter­ent­wick­lung der IT-Land­schaft. Ob eine expo­nen­ti­el­le Stei­ge­rung durch den modu­la­ren Ansatz ver­hin­dert und die Nische ver­las­sen wer­den kann, steht für mich jeden­falls noch nicht fest (Vgl. dazu: Modu­la­ri­sie­rung – Effek­te, Vor­ge­hens­wei­se und Gren­zen & Wachs­tum durch Ver­zichtIst die Modu­la­ri­sie­rung der Schlüs­sel zum Erfolg im Ban­king?).

Ins­ge­samt blei­be ich bei mei­ner Skep­sis Digi­tal-only – Ban­ken gegen­über (Vgl. dazu: Online Ban­ken – Ulti­ma Ratio des Ban­king?), wenn­gleich die sola­ris­Bank mit ihrem B2B2C-Ansatz von der Mehr­zahl der ande­ren Digi­tal­ban­ken abweicht. Wie in Digi­tal-only banks losing their appeal berich­tet wird, lässt das Inter­es­se der Kun­den an den Ange­bo­ten der Digi­tal-Only- Banks in Indi­en, Kana­da und Groß­bri­tan­ni­en spür­bar nach. Moven, das Fin­tech-Start­up von Brett King, wird Teil des Soft­Bank-Öko­sys­tems (Vgl. dazu: Moven wird zu einer “gewöhn­li­chen” Bank mit Anschluss an ein gro­ßes digi­ta­les Öko­sys­tem), die Fidor Bank wur­de von der fran­zö­si­schen Ban­ken­grup­pe BPCE über­nom­men. Ob die ande­ren Digi­tal-Ban­ken, wie N26 oder Revo­lut den Gegen­be­weis antre­ten, bleibt abzuwarten.

Bei der sola­ris­Bank sind auf Inves­to­ren­sei­te bereits die UniCre­dit, arva­to und der Invest­ment­arm der bereist erwähn­ten Soft­Bank enga­giert (Vgl. dazu: Expan­si­on nach Asi­en – Sola­ris­bank erhält 26 Mil­lio­nen). Das klingt eher nach einem Fort­be­stand des klas­si­schen, zen­tra­li­sier­ten Ban­king. Ob das dezen­tra­le Ban­king sich durch­setzt, bliebt abzuwarten.

Update (8.03.18)

Wie heu­te bekannt wur­de, konn­te die sola­ris­Bank eine wei­te­re Finan­zie­rungs­run­de abschlie­ßen (Vgl. dazu: Ban­king plat­form sola­ris­Bank clo­ses €56.6M Series B from BBVA, Visa, Lake­star, and others). Neu mit dabei: Die spa­ni­sche BBVA, die vor eini­gen Jah­ren Bank Simp­le über­nahm, und Visa. Damit sind gleich meh­re­re Ban­ken oder bank­na­he Inves­to­ren im Boot. Die Fra­ge ist nun, was die Ban­ken, die unter­schied­li­che Inter­es­sen haben dürf­ten, mit ihrem Invest­ment bezwe­cken. Sieht so aus, dass die sola­ris­Bank über kurz oder lang eines der Öko­sys­te­me inte­griert wird, wie ges­tern schon skiz­ziert. Die ande­re Mög­lich­keit, für die momen­tan eher weni­ger spricht, die aber nicht völ­lig aus­ge­schlos­sen ist, wäre, dass die sola­ris­Bank eine so her­aus­ra­gen­de Stel­lung im inter­na­tio­na­len Ban­king erreicht, dass BBVA, UniCre­dit, SBI und ande­re dar­an par­ti­zi­pie­ren wollen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert