Von Ralf Keuper
Immer, wenn der ehemalige sowjetische Außenminister Andrei Gromyko einen Blick auf die Ergebnisse des jeweiligen Fünfjahresplans warf, soll er gesagt haben:
Wir haben getan, was wir konnten, doch es kam, wie es immer kam.
Man ist geneigt, diesen Spruch auf die Ankündigungen von Solaris anzuwenden, die ebenfalls seit Jahren vermelden, im folgenden Geschäftsjahr profitabel zu werden. Allein, es kam bislang so, wie es immer kam: Das Ziel wurde deutlich verfehlt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Neobank einen Verlust in Höhe von 173 Mio. Euro bei einem Umsatz von 137 Mio. Euro[1]Solaris hat im vergangenen Jahr 178 Mio. Euro Verlust gemacht. Das muss man auch erst einmal schaffen.
Im nächsten Jahr soll aus Wunsch Wirklichkeit werden, weshalb sich schon bald ein Käufer oder Investoren finden könnten bzw. müssten.
Der aktuelle Chef von Solaris habe, so lässt das Handelsblatt wissen, die Neobank für Investoren attraktiver gemacht[2]Berliner Fintech: Entscheidung über Zukunft von Solaris steht bevor. Als Beispiel nennt das HB den “wohl wichtigsten Deal in der Geschichte” von Solaris: Die Übernahme von etwa 1,3 Mio. Kreditkartenkunden des ADAC. Außerdem habe sich Solaris von der zuletzt verlustreichen britischen Tochter Conti getrennt und Personal im großen Stil abgebaut. Selbst die BaFin sei Solaris mittlerweile versöhnlicher gesonnen. So habe die BaFin signalisiert, dass es wieder etwas mehr Spielraum beim Neugeschäft gebe.
Tatsächlich: Man darf wieder etwas mehr Neugeschäft machen – wenn das kein Grund zum Feiern ist!
Ernsthaft: Eine Bank, das räumt auch das HB ein, deren Ankündigungen auf baldige Profitabilität sich bislang stets – natürlich wider Erwarten – als “zu optimistisch” herausgestellt haben, täte gut daran, den Ball etwas flacher zu halten, zumal das wirtschaftliche Umfeld in Deutschland im nächsten Jahr auch für Neoanken herausfordernd werden dürfte.
References