Schwer­punkt
In den letz­ten Jah­ren haben sich gro­ße Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men (Big Techs), die auf Platt­for­men tätig sind, in die Kre­dit­ver­ga­be vor­ge­wagt. Die Finan­zie­rungs­tä­tig­keit der Anbie­ter ist für die Platt­for­men von Inter­es­se, da sie dadurch poten­zi­ell höhe­re Erträ­ge aus Trans­ak­tio­nen erzie­len kön­nen als tra­di­tio­nel­le Ban­ken. Da jedoch die auf dem Markt­platz ein­ge­nom­me­nen Gebüh­ren und der den Kre­dit­neh­mern ange­bo­te­ne Zins­satz von Natur aus mit­ein­an­der ver­bun­den sind und nicht alle Anbie­ter Inves­ti­ti­ons­mög­lich­kei­ten haben, ist nicht klar, ob sich der Ein­tritt der gro­ßen Tech­no­lo­gie­platt­for­men in den Kre­dit­markt im Ver­gleich zu einer Situa­ti­on, in der nur Ban­ken Kre­di­te ver­ge­ben, posi­tiv oder nega­tiv auf die Wirt­schaft auswirkt.

Bei­trag
Wir betrach­ten die Akti­vi­tä­ten einer Online-Platt­form, die einen E‑Com­mer­ce-Markt­platz betreibt und von allen Ver­käu­fern eine Gebühr für Trans­ak­tio­nen erhebt, wäh­rend sie gleich­zei­tig Kre­di­te an Ver­käu­fer ver­gibt, die in pro­duk­ti­ons­stei­gern­de Inno­va­tio­nen inves­tie­ren müs­sen. Anhand eines spiel­theo­re­ti­schen Modells unter­su­chen wir: (i) wie sich die Kre­dit­ver­ga­be durch die Platt­form auf das Ver­hält­nis zwi­schen der Markt­platz­ge­bühr und dem den Kre­dit­neh­mern ange­bo­te­nen Zins­satz aus­wirkt, ver­gli­chen mit einem Sze­na­rio, in dem nur Ban­ken Kre­di­te ver­ge­ben; (ii) ob und unter wel­chen Bedin­gun­gen die Kre­dit­ver­ga­be durch die Platt­form Inves­ti­tio­nen in Inno­va­ti­on und Unter­neh­mens­expan­si­on anregt oder behin­dert und wie sie sich auf die sozia­le Wohl­fahrt aus­wirkt; (iii) wie sich die Kre­dit­ver­ga­be­an­rei­ze einer Platt­form ändern, wenn sie über bes­se­re Infor­ma­tio­nen über die Rück­zah­lungs­wahr­schein­lich­keit der Kre­dit­neh­mer ver­fügt als Banken.

Ergeb­nis­se
Wir stel­len fest, dass: (i) Platt­form­kre­di­te als Instru­ment zur Preis­dis­kri­mi­nie­rung von Anbie­tern mit hete­ro­ge­nem Finan­zie­rungs­be­darf die­nen, was zu höhe­ren Gebüh­ren und Zins­sät­zen unter­halb des Markt­ni­veaus führt; (ii) Platt­form­kre­di­te Inno­va­tio­nen för­dern kön­nen, indem sie Zugang zu sub­ven­tio­nier­ten Kre­di­ten bie­ten, sich aber für Anbie­ter, die kei­ne Kre­di­te auf­neh­men, nach­tei­lig aus­wir­ken kön­nen; und (iii) wenn die Platt­form über bes­se­re Infor­ma­tio­nen ver­fügt, wird sie nur an die Anbie­ter mit der höchs­ten Qua­li­tät und zu einem bes­se­ren Zins­satz Kre­di­te ver­ge­ben als Ban­ken, die in Erwar­tung nega­ti­ver Selek­ti­ons­ef­fek­te kei­ne Kre­di­te ver­ge­ben. Unse­re Ergeb­nis­se deu­ten dar­auf hin, dass die Kre­dit­ver­ga­be über Platt­for­men gesell­schaft­lich wün­schens­wert sein kann, wenn die Nut­zer kei­ne Finan­zie­rung von Ban­ken erhal­ten hät­ten, ansons­ten aber unkla­re Aus­wir­kun­gen hat.

Quel­le: Plat­form len­ding and innovation