Von Ralf Keuper
Die größte Herausforderung für Banken und FinTech Start Ups im New Banking besteht wohl in der Bestimmung dessen, was Adrian Slywotzky als Profit Zone bezeichnet hat:
The Profit Zone is the arena of a company’s economic activity where high profit happens – not average profit, not cyclically inflated profit, not short-term profit. The profit zone is where sustained, superior profitability creates enormous value for a company. .. Don’t make another major investment until you have satisfied yourself that the company knows exactly how it will make money and what tactical actions will be required to do so consistently. (in: The Profit Zone. How Strategic Business Design Will Lead You To Tomorrow’s Profits)
Ein ansprechendes Produktdesign, eine große Anzahl technischer Features, der Einsatz der neuesten Technologien wie auch die Betonung von Social Media reichen nicht aus, um als Finanzinstitut oder Start Up auf Dauer profitabel arbeiten zu können. Es muss mehr dazu kommen.
Alleine die Kosten für die Unterhaltung und Weiterentwicklung der neuesten Technologien und der Produkte, der Aufwand für die Koordination mit den Partnern des eigenen Ökosystems, die Investitionen in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ebenso wie der Aufwand, der für die Gewinnung neuer Kunden nötig ist, können die Profit Zone in weite Ferne rücken. (Einen guten Über- bzw. Einblick in die Problematik liefert David Skok in seinem Beitrag Why Startups fail). Unterliegt das Institut als Vollbank dann auch noch den aufsichtsrechtlichen Bestimmungen, kann das die Reise nochmals in die Länge ziehen.
Dadurch, dass sich weite Teile des Bankgeschäfts durch die fortschreitende Digitalisierung ins Netz verschieben, gewinnt das Modell der Bank als digitaler Plattform an Bedeutung. Parallel dazu verschiebt sich die Profit Zone ins Netz. Es wird immer schwieriger werden, die Faktoren, die für den Profit erforderlich sind, unter Kontrolle oder gar im eigenen Haus zu behalten. Demnach kommt es darauf an, eine Position im Netz zu finden, die einem Institut oder anderem Anbieter den Zugang zu der Profit Zone erschließt. Das wiederum führt zu der Frage, welche Plattform, welches Ökosystem dafür am besten geeignet ist. Welche Plattform hat die attraktivsten Angebote und Teilnehmer, welches unterstützt das eigene Erlös- und Preismodell am besten? Wo sind die verborgenen Kontrollpunkte?
Die meiner Ansicht nach interessantesten Gedanken zur Bedeutung von Netzwerken in der digitalen Ökonomie stammen von Greg Satell in seinem Beitrag The Story of Networks. Darin bringt Satell die Erkenntnisse des Mathematikers Paul Erdös auf die Formel:
The larger the network, the less links you need, proportionally, to connect everything together.
Erfolgsentscheidend im Netz sind nach Mark Granovetter vor allem die schwachen, flüchtigen Beziehungen, ein Punkt den auch Steven Johnson in seinem lesenswerten Buch Wo die guten Ideen herkommen u.a. aufgreift. In dem Zusammenhang wäre auch die Metapher der Koralle einige Überlegungen wert.
Um in die Profit Zone zu kommen, ist es demzufolge entscheidend, die (verborgenen) Regeln des Netzwerks, der Plattform(en) zu kennen, auf bzw. in denen man sich als Bank oder Finanzdienstleister bewegt. Auch hier haben nicht alle Teilnehmer die selben Startvoraussetzungen. Allerdings könnten einige FinTech Startups hier, wenn sie geschickt vorgehen, was immer leichter gesagt ist als getan, eine Position einnehmen, aus der sie stetige Profite erzielen können. Ähnliches lässt sich auch für die Banken sagen. Ohnehin ist die Beziehung zwischen Banken und FinTech Startups häufig symbiotischer Natur, wie Houston Frost in seinem lesenswerten Beitrag Too small to fail: The partnership-driven nature of fintech startups hervorhebt.