Von Ralf Keuper

Bis weit in die 1990er Jah­re hin­ein war die Medio­ban­ca unter ihrem lang­jäh­ri­gen Chef Enri­co Cuc­cia so etwas wie die Schalt­zen­tra­le der ita­lie­ni­schen Wirt­schaft. Wer immer eine grö­ße­re Über­nah­me oder Trans­ak­ti­on täti­gen woll­te, kam nicht an der Medio­ban­ca vor­bei. So unschein­bar das Auf­tre­ten ihres Chefs in der Öffent­lich­keit sowie ihre Haupt­ver­wal­tung in der Mai­län­der Innen­stadt auch wir­ken moch­ten, so lie­fen hin­ter ihren Mau­ern die Fäden der Wirt­schaft zusam­men. Mög­lich wur­de das durch ein ein­zig­ar­ti­ges Bezie­hungs­ge­flecht, in des­sen Zen­trum neben der Medio­ban­ca die in Ita­li­en zu dem Zeit­punkt all­ge­gen­wär­ti­ge Fami­lie Agnel­li, Eigen­tü­mer von Fiat, stand.

Der Strip­pen­zie­her war jedoch, wie bereits erwähnt, Enri­co Cuc­cia[1]Enri­co Cuc­cia Is Dead at 92; Key Figu­re in Ita­li­an Ban­king: “Mehr als jede ande­re Per­son in der Geschich­te Ita­li­ens seit Kriegs­en­de war Enri­co Cuc­cia der Archi­tekt des Macht­ge­flechts inner­halb der Pri­vat­wirt­schaft. Es ist para­dox, dass die Medio­ban­ca zum Werk­zeug des pri­va­ten Unter­neh­mer­tums wur­de, obwohl sie unter staat­li­cher Kon­trol­le stand. Cuc­cia nutz­te sei­ne her­aus­ra­gen­de Stel­lung bei der Medio­ban­ca – sie war bis Mit­te der acht­zi­ger Jah­re Ita­li­ens ein­zi­ge Han­dels­bank – , um ein Spin­nen­netz indus­tri­el­ler Cross-Hol­dings zu knüp­fen. Unter Cuc­cia wur­de das ita­lie­ni­sche Kapi­tal von einer win­zi­gen, aus­er­le­se­nen Grup­pe von Bun­des­ge­nos­sen kon­trol­liert … Cuc­ci­as Ver­wand­lung vom staat­li­chen Ange­stell­ten in den Schutz­her­ren über die Inter­es­sen der über­kom­me­nen rei­chen Ober­schicht hat viel mit dem grund­sätz­li­chen Aspekt der ita­lie­ni­schen Me…