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Zwei Tech­no­lo­gie­rie­sen schlie­ßen sich zusam­men und ver­spre­chen bes­se­re Inte­gra­ti­on von KI und Zah­lungs­sys­te­men. Doch hin­ter den Effi­zi­enz­ver­spre­chen steckt vor allem eins: wei­te­re Markt­kon­zen­tra­ti­on in bereits oli­go­po­lis­ti­schen Strukturen.


Die mehr­jäh­ri­ge Part­ner­schaft zwi­schen Goog­le und Pay­Pal reiht sich naht­los in eine Serie stra­te­gi­scher Alli­an­zen ein, die das digi­ta­le Öko­sys­tem zuneh­mend unter weni­gen Akteu­ren auf­tei­len. Was als tech­ni­sche Inno­va­ti­on ver­kauft wird, ist pri­mär ein Ver­such, Markt­an­tei­le zu sichern und Abhän­gig­kei­ten zu schaf­fen[1]Künst­li­che Intel­li­genz: Pay­pal und Goog­le ver­ein­ba­ren KI-Alli­anz.

Die Logik der Plattformökonomie

Pay­Pals Inte­gra­ti­on in Goog­le-Diens­te wie Cloud und Play Store folgt dem bewähr­ten Mus­ter der Platt­form­öko­no­mie: Wer die Infra­struk­tur kon­trol­liert, kon­trol­liert auch die Geschäfts­be­zie­hun­gen. Goog­le erwei­tert damit sei­ne ohne­hin domi­nan­te Posi­ti­on in der digi­ta­len Wert­schöp­fungs­ket­te um eine wei­te­re Kom­po­nen­te. Pay­Pal wie­der­um erhält Zugang zu Goo­gles Nut­zer­ba­sis – ein Geschäft, bei dem letzt­end­lich bei­de Kon­zer­ne ihre Markt­macht ausbauen.

Die ver­spro­che­ne KI-Inte­gra­ti­on zur Ver­bes­se­rung von Sicher­heit und Effi­zi­enz ist dabei weni­ger revo­lu­tio­när als dar­ge­stellt. Betrugs­er­ken­nung durch maschi­nel­les Ler­nen ist längst Stan­dard in der Fin­tech-Bran­che. Was hier pas­siert, ist eher eine Stan­dar­di­sie­rung bereits exis­tie­ren­der Tech­no­lo­gien unter dem Dach zwei­er Marktführer.

Abhän­gig­kei­ten statt Vielfalt

Für klei­ne­re Zah­lungs­dienst­leis­ter und Online-Händ­ler ver­schärft sich die Situa­ti­on. Wenn Goog­le-Pay­Pal zur domi­nan­ten Kom­bi­na­ti­on wird, steigt der Druck, eben­falls auf die­se Lösung zu set­zen – unab­hän­gig davon, ob sie tat­säch­lich die bes­te Opti­on dar­stellt. Die oft beschwo­re­ne “Wahl­frei­heit” des Mark­tes schrumpft fak­tisch zusammen.

Beson­ders pro­ble­ma­tisch ist die Daten­ku­mu­la­ti­on: Goog­le sam­melt bereits umfas­sen­de Infor­ma­tio­nen über Such­ver­hal­ten und Online-Akti­vi­tä­ten. Pay­Pal ver­fügt über detail­lier­te Zah­lungs­da­ten. Die Kom­bi­na­ti­on bei­der Daten­sät­ze schafft Pro­fi­le von bei­spiel­lo­ser Tie­fe – ein mäch­ti­ges Instru­ment zur Markt­ma­ni­pu­la­ti­on und Preisdiskriminierung.

Regu­la­to­ri­sche Blindflecken

Wäh­rend Kar­tell­be­hör­den tra­di­tio­nel­le Fusio­nen kri­tisch prü­fen, fal­len stra­te­gi­sche Part­ner­schaf­ten wie die­se oft unter das Radar. For­mal blei­ben bei­de Unter­neh­men unab­hän­gig, fak­tisch ent­ste­hen aber ähn­li­che Markt­kon­zen­tra­ti­ons­ef­fek­te. Die bestehen­den Regu­lie­rungs­rah­men sind für die­se Form der “wei­chen” Markt­kon­so­li­die­rung unzureichend.

Euro­pa hat mit der Digi­tal Ser­vices Act und ähn­li­chen Regel­wer­ken ers­te Schrit­te unter­nom­men, doch die Durch­set­zung hinkt der Geschwin­dig­keit tech­no­lo­gi­scher Ent­wick­lun­gen hin­ter­her. Bis regu­la­to­ri­sche Anpas­sun­gen grei­fen, sind Markt­struk­tu­ren oft bereits zementiert.

Effi­zi­enz als Vorwand

Die ver­spro­che­nen Effi­zi­enz­ge­win­ne – naht­lo­se­re Bezahl­pro­zes­se, bes­se­re Inte­gra­ti­on – sind real, aber sie kom­men um den Preis zuneh­men­der Abhän­gig­keit. His­to­risch haben sich sol­che Kon­zen­tra­tio­nen mit­tel­fris­tig als inno­va­ti­ons­hem­mend erwie­sen. Wenn weni­ge Play­er den Markt kon­trol­lie­ren, sin­ken die Anrei­ze für dis­rup­ti­ve Neuerungen.

Zudem pro­fi­tie­ren haupt­säch­lich die Kon­zer­ne selbst von den Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen. Ver­brau­cher sehen bes­ten­falls mar­gi­na­le Ver­bes­se­run­gen, zah­len aber mit ihren Daten und ihrer Marktwahlfreiheit.

Das Ende des offe­nen Internets

Die Goog­le-Pay­Pal-Alli­anz ist sym­pto­ma­tisch für eine grö­ße­re Ent­wick­lung: Das Inter­net ent­wi­ckelt sich von einer offe­nen Platt­form zu einem Netz­werk geschlos­se­ner Öko­sys­te­me. Jeder Tech­no­lo­gie­kon­zern ver­sucht, Nut­zer mög­lichst voll­stän­dig in sei­ner eige­nen Welt zu halten.

Die­se “Wal­led Gar­dens” mögen kurz­fris­tig kom­for­ta­bler erschei­nen, lang­fris­tig beschrän­ken sie jedoch Inno­va­ti­on und Wett­be­werb. Was als Fort­schritt ver­kauft wird, ist oft Rück­schritt in Rich­tung oli­go­po­lis­ti­scher Strukturen.

Fazit: Kri­ti­sche Bestandsaufnahme

Die Part­ner­schaft zwi­schen Goog­le und Pay­Pal ist weder über­ra­schend noch beson­ders inno­va­tiv. Sie folgt der Logik maxi­ma­ler Markt­durch­drin­gung und Daten­kon­trol­le. Die tech­ni­schen Ver­bes­se­run­gen sind real, aber sie recht­fer­ti­gen nicht die damit ein­her­ge­hen­de wei­te­re Kon­zen­tra­ti­on von Marktmacht.

Not­wen­dig wäre eine kri­ti­sche­re Bewer­tung sol­cher Alli­an­zen durch Regu­la­to­ren und eine stär­ke­re För­de­rung dezen­tra­ler Alter­na­ti­ven. Solan­ge dies aus­bleibt, wer­den sich die bereits domi­nan­ten Play­er wei­ter fes­ti­gen – auf Kos­ten von Inno­va­ti­on, Wett­be­werb und letzt­end­lich auch Verbraucherinteressen.