Nach der Blü­te­zeit der Pri­vat­ban­kiers im 18. und frü­hen 19. Jahr­hun­dert folg­te in den Jah­ren um 1870 für sie eine Pha­se erns­ter Her­aus­for­de­run­gen. Zwar brach­te eine ers­te Wel­le der Glo­ba­li­sie­rung neue Finan­zie­rungs­auf­ga­ben mit sich, doch infol­ge der Ent­ste­hung von Groß- und Akti­en­ban­ken erwuchs ihnen eine gefähr­li­che Kon­kur­renz, und spe­zi­ell die Frank­fur­ter Ban­kiers muß­ten auf die Ver­la­ge­rung des wirt­schaft­li­chen Schwer­punk­tes im neu­en Kai­ser­reich nach Ber­lin reagie­ren. Das Aus­grei­fen des Deut­schen Rei­ches nach Über­see, sein Ein­tritt in die “Welt­po­li­tik” schu­fen im Zeit­al­ter des Impe­ria­lis­mus neue poli­ti­sche Rah­men­be­din­gun­gen auch für wirt­schaft­li­che Aktivitäten.

Am Bei­spiel des bereits 1748 gegrün­de­ten Frank­fur­ter Pri­vat­bank­hau­ses Gebr. Beth­mann unter­sucht die Autorin, wie die­se viel­fäl­ti­gen Wand­lungs­pro­zes­se wahr­ge­nom­men und wel­che Stra­te­gien ange­wandt wur­den, um den Her­aus­for­de­run­gen der Zeit zu begeg­nen. Anhand der Quel­len des Beth­mann­ar­chivs stellt sie die Fra­ge nach den Hand­lungs­spiel­räu­men von Wirt­schafts­ak­teu­ren im spä­ten 19. Jahr­hun­dert und zeigt, wie das Bank­haus im Gegen­satz zu zahl­rei­chen ande­ren Pri­vat­ban­ken vor dem Ers­ten Welt­krieg nicht nur sei­ne Unab­hän­gig­keit bewah­ren konn­te, son­dern auch an unter­schied­lichs­ten Pro­jek­ten des inter­na­tio­na­len Kapi­tal­ex­por­tes mitwirkte.

Quel­le: Im Zei­chen der Welt­wirt­schaft. Das Frank­fur­ter Pri­vat­bank­haus Gebr. Beth­mann in der Zeit des deut­schen Kai­ser­reichs 1870–1914

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Vere­na von Wicz­lin­ski: Im Zei­chen der Welt­wirt­schaft (Sehe­punk­te)