Getting your Trinity Audio player ready...
|
Finanzinstitute haben Künstliche Intelligenz (KI) schnell übernommen, um Effizienzsteigerungen zu erzielen. Doch diese Entwicklung birgt neue Risiken für die Stabilität des Finanzsystems, auf die die Aufsichtsbehörden möglicherweise unzureichend vorbereitet sind, so Jon Danielsson in Artificial intelligence and stability. Die Einführung von KI könnte zu schnelleren und gravierenderen Finanzkrisen führen, was die Notwendigkeit erhöht, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Hauptprobleme und Risiken
- Autonome Entscheidungen: Im Gegensatz zu früheren Technologien trifft KI autonome Entscheidungen, was neue Herausforderungen für die Finanzstabilität mit sich bringt. Diese Entscheidungen sind oft intransparent und können zu unerwarteten Konsequenzen führen, insbesondere wenn KI-Systeme in kritischen finanziellen Kontexten eingesetzt werden.
- Schnelligkeit der Reaktionen: KI kann sehr schnell auf Marktveränderungen reagieren. Während dies in stabilen Zeiten vorteilhaft sein kann, könnte es in Krisensituationen dazu führen, dass Finanzinstitutionen kollektiv panisch reagieren, was die Krise weiter verschärfen könnte.
- Datenabhängigkeit und Halluzination: KI-Systeme benötigen große Mengen an relevanten Daten, um effektiv zu funktionieren. Wenn diese Daten nicht vorhanden sind, kann KI falsche Entscheidungen treffen. Dies ist besonders problematisch in Krisensituationen, wo wenig historische Daten zu extremen Ereignissen verfügbar sind.
- Monokultur der Risiken: Die Konzentration auf wenige Anbieter im Bereich der KI könnte zu einer Monokultur führen, wo alle Institute ähnliche Entscheidungen treffen und damit systemische Risiken verstärken.
Handlungsempfehlungen für Aufsichtsbehörden
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, schlägt Danielsson fünf wesentliche Maßnahmen vor:
- Aufbau interner KI-Expertise: Die Aufsichtsbehörden sollten eigene KI-Kompetenzen entwickeln, um Risiken besser verstehen und darauf reagieren zu können. Dies ist entscheidend, um die Auswirkungen von KI auf die Finanzstabilität zu analysieren.
- Integration von KI in Finanzstabilitätsabteilungen: Anstatt die Analyse der Auswirkungen von KI in IT- oder Datenabteilungen zu verlagern, sollte sie ein zentraler Bestandteil der Finanzstabilitätsüberwachung werden.
- Beschaffung von KI-Systemen für die Interaktion: Die Behörden sollten Systeme erwerben, die direkt mit den KI-Engines der Finanzinstitute interagieren können. Dies ermöglicht eine schnellere Identifizierung von Risiken und eine transparentere Einsicht in automatisierte Entscheidungen.
- Einrichtung automatisch ausgelöster Liquiditätsfazilitäten: Angesichts der Schnelligkeit, mit der KI auf Marktveränderungen reagieren kann, sind automatisch ausgelöste Liquiditätsfazilitäten notwendig, um die Stabilität während Krisen zu gewährleisten.
- Auslagerung kritischer KI-Funktionen: Die Auslagerung von KI-Funktionen an Drittanbieter kann helfen, technische Lücken zu schließen. Dies birgt jedoch Risiken bezüglich der Kontrolle und des Know-hows innerhalb der Aufsichtsbehörden.
Fazit
Während KI erhebliche Vorteile für das Finanzsystem bieten kann, wie etwa eine verbesserte Risikobewertung und Kostensenkungen, müssen die damit verbundenen Stabilitätsrisiken ernst genommen werden. Die Aufsichtsbehörden stehen vor der Herausforderung, ihre Regulierungsrahmen und Risikomanagementwerkzeuge neu zu gestalten, um auf die dynamischen Veränderungen durch KI vorbereitet zu sein. Ihre Reaktionsfähigkeit wird entscheidend dafür sein, wie gut sie zukünftige KI-induzierte Krisen bewältigen können.