Von Ralf Keuper

Zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts dis­ku­tier­ten ver­schie­de­ne pro­mi­nen­te Ban­ken­ver­tre­ter über die Sinn­haf­tig­keit einer zen­tra­len Kre­dit­stel­le. Im Kern ging es dabei um die Ein­rich­tung eines Gesamt­kre­ditob­li­gos eines Kre­dit­neh­mers bei den in einer Zen­tral­stel­le zusam­men­ge­schlos­se­nen Kre­dit­ge­bern. Den Anfang hat­te der Ban­kier Felix Soma­ry in einem Bei­trag für das Bank-Archiv im Jahr 1908 gemacht[1]Die Anfän­ge der Dis­kus­si­on rei­chen streng genom­men noch wei­ter zurück: “Denn schon 1897 hat­te der dama­li­ge ita­lie­ni­sche Finanz­mi­nis­ter Lui­gi L u z z a 11 i all­mo­nat­li­che Ver­samm­lun­gen der … Con­ti­nue rea­ding. Im Jahr 1911 wie­der­hol­te Soma­ry sei­ne For­de­rung. Aus­lö­ser war der Kon­kurs der Alto­na­er Wachs­blei­che, die bei meh­re­ren Ban­ken ohne deren gegen­sei­ti­ges Wis­sen Kre­dit­neh­mer war. Unter­stützt wur­de Soma­ry von den Ban­kiers Wil­ly Drey­fus und Luci­an Picard.[2]Bereits 1909, als die Fir­men Juli­us Brühl und Kurt Val­len­tin unter ähn­li­chen Umstän­den zusam­men­bra­chen, wur­de eben­falls auf die Not­wen­dig­keit eines zen­tra­len Kre­dit­re­gis­ters hin­ge­wie­sen. Im Jahr 1928 gab der Ban­kier Max Sokal in sei­nem Bei­trag Kre­di­te­vi­denz einen Ein­blick in den aktu­el­len Stand der Diskussion.

Rela­tiv weit fort­ge­schrit­ten war die Ent­wick­lung zunächst in Öster­reich: “Seit dem Herbst 1912 lie­fen Bemü­hun­gen meh­re­rer Gra­zer Kre­dit­ge­nos­sen­schaf­ten zur Schaf­fung eines „Zen­tral­kre­dit-Katas­ters”, der von einem Ver­band der Kre­dit­in­sti­tu­te zu füh­ren gewe­sen wäre. Bei Schaf­fung die­ses Katas­ters dach­te man zunächst an den Per­so­nal­kre­dit und such­te Schutz gegen den Uebel­stand, daß sich Per­so­nal­kre­dit­schuld­ner auf ver­schie­de­nen Sei­ten um Kre­dit bemü­hen und auch erlan­gen, wobei ein und die­sel­be Bürg­schaft gleich­zei­tig an meh­re­ren Stel­len als Sicher­heit gege­ben wird. Der Zen­tral­kre­dit-Katas­ter hät­te den wah­ren Wert einer sol­chen Bürg­schaft ermit­teln gehol­fen[3]Kre­di­te­vi­denz, von Max Sokal, in: Bank-Archiv vom 17. Novem­ber 1928.

Kri­tik an der Kon­struk­ti­on kam u.a. von Max War­burg, der die Fra­ge auf­warf, ob durch die Ver­wen­dung einer Kre­dit­kon­troll­stel­le eine Ver­let­zung des Bank­ge­heim­nis­ses gege­ben sei. Wei­ter­hin wur­de ein­ge­wandt, dass eine sol­che Zen­tral­stel­le kein taug­li­ches Mit­tel zur Erfül­lung der ihr zuge­dach­ten Auf­ga­ben sei. Die Anga­ben, wel­che die Zen­tral­stel­le zu ver­ar­bei­ten hat, wür­den stets unvoll­stän­dig und daher unzu­ver­läs­sig sein: “Aber selbst dann, wenn die Kon­troll­stel­le alle Ver­pflich­tun­gen des Kre­dit­neh­mers erfas­sen könn­te, böte die so gewon­ne­ne Sum­me erst recht noch kei­ne ver­läß­li­che Grund­la­ge für die Ent­schei­dung des Kre­dit­ge­bers, da die Liqui­di­tät des Kre­dit­neh­mers kei­nes­wegs allein von Zahl und Umfang der von ihm in Anspruch genom­me­nen Kre­di­te abhän­gen müs­se. Ueber­dies sei aber ein bloß aus den Pas­si­ven des Kre­dit­neh­mers gewon­ne­nes Bild, wenn nicht gleich­zei­tig der Stand sei­ner Akti­ven berück­sich­tigt wer­de, falsch. Gebe aber der Kre­dit­neh­mer sei­ne Akti­ven an, so sei anzu­neh­men, daß er sei­ne Pas­si­ven nicht ve…

Refe­ren­ces

Refe­ren­ces
1 Die Anfän­ge der Dis­kus­si­on rei­chen streng genom­men noch wei­ter zurück: “Denn schon 1897 hat­te der dama­li­ge ita­lie­ni­sche Finanz­mi­nis­ter Lui­gi L u z z a 11 i all­mo­nat­li­che Ver­samm­lun­gen der Bank­di­rek­to­ren unter minis­te­ri­el­lem Vor­sitz ver­an­stal­tet, in denen außer der Dis­kus­si­on über all­ge­mei­ne Fra­gen der Kre­dit­po­li­tik die von den Ban­ken ein­ge­räum­ten Kre­di­te, soweit sie Beträ­ge von 50 000 Lire über­stie­gen, gegen­sei­tig mit­ge­teilt wur­den”.
2 Bereits 1909, als die Fir­men Juli­us Brühl und Kurt Val­len­tin unter ähn­li­chen Umstän­den zusam­men­bra­chen, wur­de eben­falls auf die Not­wen­dig­keit eines zen­tra­len Kre­dit­re­gis­ters hingewiesen
3 Kre­di­te­vi­denz, von Max Sokal, in: Bank-Archiv vom 17. Novem­ber 1928