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Der Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) in der Finanz­bran­che führt zu einem tief­grei­fen­den Wan­del, der schnel­ler und umfas­sen­der vor­an­schrei­tet als bis­her ange­nom­men. Laut Bloom­berg Intel­li­gence könn­ten Ban­ken in den nächs­ten fünf Jah­ren welt­weit bis zu 200.000 Arbeits­plät­ze abbau­en. Die Haupt­grün­de dafür sind die zuneh­men­de Auto­ma­ti­sie­rung von Pro­zes­sen und die damit ver­bun­de­nen Kos­ten­vor­tei­le für die Ban­ken[1]Wie Ban­ken im KI-Rausch auf gutem Weg sind, mas­siv Jobs zu strei­chen[2]AI threa­tens as many as 200,000 jobs in glo­bal banks – Bloom­berg.

Beson­ders betrof­fen sind Back- und Midd­le-Office-Berei­che, wo stan­dar­di­sier­te Auf­ga­ben wie Daten­ver­wal­tung, Risi­ko­ana­ly­se und Trans­ak­ti­ons­be­ar­bei­tung leicht auto­ma­ti­siert wer­den kön­nen. Im Durch­schnitt rech­nen Ban­ken mit einem Stel­len­ab­bau von 3%, wobei ein Vier­tel der befrag­ten Füh­rungs­kräf­te sogar Ein­schnit­te von bis zu 10% erwar­tet. Berufs­ein­stei­ger könn­ten beson­ders stark betrof­fen sein, da KI bereits in der Lage ist, Auf­ga­ben von Juni­or-Ana­lys­ten zu übernehmen.

Die wirt­schaft­li­chen Anrei­ze für den Ein­satz von KI sind beträcht­lich. Ban­ken erwar­ten nicht nur Kos­ten­ein­spa­run­gen, son­dern auch deut­lich höhe­re Gewin­ne. Bloom­berg Intel­li­gence schätzt, dass die Vor­steu­er­ge­win­ne der Bran­che bis 2027 um bis zu 17% stei­gen könn­ten, was einem zusätz­li­chen Ertrag von bis zu 180 Mil­li­ar­den US-Dol­lar entspricht.

KI ver­än­dert dabei nicht nur, wel­che Tätig­kei­ten auto­ma­ti­siert wer­den, son­dern auch wie mensch­li­che Arbeits­kraft genutzt wird. Neue Auf­ga­ben­fel­der ent­ste­hen, bei­spiels­wei­se in der Über­wa­chung von KI-Sys­te­men und der Ent­wick­lung von Stra­te­gien für deren Ein­satz. Für Beschäf­tig­te stei­gen die Anfor­de­run­gen: Neben wirt­schaft­li­chem Fach­wis­sen wer­den tech­ni­sche Kom­pe­ten­zen, Sta­tis­tik und Daten­ana­ly­se immer wichtiger.

Laut einem Bericht von Citigroup könn­ten bis zu 54% aller Tätig­kei­ten im Bank­we­sen theo­re­tisch auto­ma­ti­siert wer­den. Der Ein­satz von KI mar­kiert eine neue Stu­fe des Wan­dels in der Finanz­bran­che, der bereits nach der Finanz­kri­se 2008 begann. Trotz der Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen und Gewinn­aus­sich­ten für Ban­ken könn­te die­se Ent­wick­lung lang­fris­tig dazu füh­ren, dass mensch­li­che Arbeits­kraft in der Finanz­welt weni­ger rele­vant wird.

Die Schät­zun­gen von Bloom­berg und Citi­bank sind m.E. noch kon­ser­va­tiv, d.h. die Quo­te der Arbeits­plät­ze, die von KI-Agen­ten (wozu auch Robo­ter zäh­len) und durch agen­ten­ba­sier­te Auto­ma­ti­sie­rung über­nom­men wer­den (kön­nen), dürf­te bei 80 bis 90 Pro­zent lie­gen. Mit der fort­schrei­ten­den Ent­wick­lung im Bereich der Ver­teil­ten Künst­li­chen Intel­li­genz rückt die Visi­on des Bank­less Ban­king, wie sie Hein­rich Fendt im Jahr 2010 für das Jahr 2030 beschrie­ben hat, in greif­ba­re Nähe.

Vor eini­gen Jah­ren kamen ver­schie­de­ne Stu­die zum dem Ergeb­nis, dass das Sub­sti­tui­ons­po­ten­zi­al in der Ban­ken­bran­che bei 70 bis 88 Pro­zent lie­ge[3]88% Sub­sti­tu­ie­rungs­po­ten­zi­al in der Finanz­bran­che?. Zwar ent­ste­hen ande­rer­seits auch wie­der neue Jobs. Die­se sind in der Zahl jedoch deut­lich gerin­ger und erfor­dern ganz ande­re beruf­li­che Fer­tig­kei­ten, wie sie heu­te in den Ban­ken vor­aus­ge­setzt werden.