Von Ralf Keuper
Man stelle sich vor: Ein mittelständisches Unternehmen mit etwas über 2.000 Mitarbeitern und ca. 500 Mio. Dollar Jahresumsatz wird von seinem Gründer und Vorstandschef über die Jahre in einen Crypto-Hedgefonds verwandelt. Eben diesen Schritt hat Michael Saylor, Gründer und CEO des Softwareunternehmens MicroStrategy, vollzogen.
Während andere Softwareunternehmen wie Oracle und Microsoft Umsatz, Gewinn und die Zahl der Beschäftigten deutlich erhöht haben, tritt MicroStrategy seit Jahren auf der Stelle[1]MicroStrategy Number of Employees 2010–2022 | MSTR.
Für das erste Quartal 2022 meldete MicroStrategy noch einen Nettoverlust von 130,8 Millionen US-Dollar, gegenüber einem Nettoverlust von 110 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Ein wesentlicher Teil dieses negativen Ergebnisses war jedoch auf die Wertminderungen zurückzuführen, die das Unternehmen aufgrund seiner umfangreichen Bitcoin-Beteiligung vorgenommen hatte[2]Die hoch-riskante Bitcoin-Wette von MicroStrategy. Im zweiten Quartal beliefen sich die Verluste auf 918,1 Millionen Dollar, wobei 917,8 Millionen Dollar auf die Bitcoin-Beteiligungen des Unternehmens zurückzuführen sind.
Gestern nun gab das Unternehmen bekannt, dass Saylor als CEO zurücktreten und eine neue Position als Executive Chairman übernehmen wird. Saylor will sich vor allem auf “Innovation und die langfristige Unternehmensstrategie konzentrieren, während er weiterhin die Bitcoin-Akquisitionsstrategie des Unternehmens beaufsichtigen wird.”[3]Michael Saylor steps down as MicroStrategy CEO, company takes $917 million charge on bitcoin.
Auf twitter stellt Nassim Taleb die Frage, wie viele der 120.000 Bitcoins, die MicroStrategy im Bestand hat, Saylor verkaufen müsse, um die Verluste aufzufangen[4]Zum Ende des zweiten Quartals betrug der Buchwert der digitalen Vermögenswerte von MicroStrategy (bestehend aus ca. 129.699 Bitcoins) 1,988 Milliarden US-Dollar, was kumulierte Wertminderungen von … Continue reading.
Der Investor Peter Schiff kommentiert auf twitter mit einigem Sarkasmus: “behaupten, dass ein Milliardenverlust bei #Bitcoin ein Home Run für die Aktionäre ist, ist so, als würde man den #Demokraten zuhören, die behaupten, dass zwei aufeinanderfolgende Quartale mit rückläufigem #BIP keine #Rezession sind, sondern eine starke Wirtschaft, die weiter wächst”
References
↑1 | MicroStrategy Number of Employees 2010–2022 | MSTR |
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↑2 | Die hoch-riskante Bitcoin-Wette von MicroStrategy |
↑3 | Michael Saylor steps down as MicroStrategy CEO, company takes $917 million charge on bitcoin |
↑4 | Zum Ende des zweiten Quartals betrug der Buchwert der digitalen Vermögenswerte von MicroStrategy (bestehend aus ca. 129.699 Bitcoins) 1,988 Milliarden US-Dollar, was kumulierte Wertminderungen von 1,989 Milliarden US-Dollar seit der Übernahme und einen durchschnittlichen Buchwert pro Bitcoin von ca. 15.326 US-Dollar widerspiegelt, so das Unternehmen in einer Erklärung. Die ursprünglichen Anschaffungskosten und der Marktwert der Bitcoins von MicroStrategy betrugen 3,977 Mrd. $ bzw. 2,451 Mrd. $, was einem durchschnittlichen Anschaffungswert pro Bitcoin von etwa 30.664 $ bzw. einem Marktpreis pro Bitcoin von 18.895,02 $ entspricht. |